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Codename - Cobra

Codename - Cobra

Titel: Codename - Cobra
Autoren: Marco Sonnleitner
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erst einmal verdauen, jeder für sich.
    »Und dann kam sie gestern die Treppe herunter und rief, dass Ted ihr nun endlich eine E-Mail geschickt hätte!« Applegate stieß einen Seufzer aus, der die ganze verzweifelte Ratlosigkeit zum Ausdruck brachte, in die ihn der Wahn seiner Tochter gestürzt hatte. »Ich weiß auch nicht, aber irgendwie konnte ich einfach nicht mehr! Ich hätte mehr Verständnis haben sollen, ich weiß, aber ich war einfach am Ende! Ich sagte ihr, dass sie endlich aufhören müsse, sich diese Sachen einzubilden, dass sie endlich begreifen müsse, dass Ted tot sei. Und dann, dann habe ich sie auf ihr Zimmer geschickt.«
    Wieder vergrub Applegate sein Gesicht in seinen Händen. Erschöpft ließ er sich nach hinten in den Sessel fallen.
    Für eine Minute sagte niemand etwas. Eine dumpfe, bleischwere Stille kroch durch den Raum und schnürte den drei ??? förmlich den Hals zu. Endlich blickte Justus zu Peter und Bob und erhob sich langsam. »Ich ruf mal kurz bei Cotta an«, sagte er unsicher und mehr zu seinen beiden Freunden gewandt. Dann ging er auf den Flur hinaus, hob den Hörer ab und wählte die Nummer des Polizeireviers von Rocky Beach.
    »Ähm, Mr Applegate« – Bob räusperte sich, weil ihm seine belegte Stimme den Dienst versagte – »Mr Applegate, könnten Sie uns bitte sagen, wo Julias Zimmer ist? Wir möchten uns gern ein wenig dort umsehen.«
    »Sicher«, sagte Applegate heiser und stand auf. »Kommt mit, ich zeig’s euch.«
    Bob und Peter folgten Julias Vater in den Flur hinaus, wo Justus gerade den Hörer auflegte und sich ihnen anschloss. Während Applegate die drei Jungs in den ersten Stock hinaufführte, entnahmen die beiden anderen Fragezeichen Justus’ Blicken, dass dessen Anruf bei Cotta offenbar nicht den gewünschten Erfolg gehabt hatte. Stumm formte Peter mit den Lippen die Frage »Was ist?« und zog beunruhigt die Augenbrauen zusammen. Aber Justus schüttelte nur den Kopf und antwortete ebenfalls lautlos: »Später!«
    Julias Zimmer war ein typisches Mädchenzimmer – jedenfalls stellten sich die drei ??? in etwa so ein typisches Mädchenzimmer vor. Überall lag und stand aller möglicher Krimskrams herum. Jede noch so kleine Stellfläche bot einem niedlichen Figürchen, einem putzigen Kuscheltier, einem bunten Duftkerzchen oder irgendeinem anderen Staubfänger Platz. An den Wänden klebten unzählige Poster von irgendwelchen Boygroups, deren Bandmitglieder schmachtend auf sie herabblickten – einer der Sänger schmückte sogar den Bettbezug –, und der Schreibtisch sah aus, als hätte ein Schreibwarengeschäft seinen gesamten Bestand darüber ausgekippt.
    Wie ein Fremdkörper nahm sich dagegen der riesige Monitor aus, der gleich neben diesem Durcheinander auf einem Computertischchen stand. Und Justus staunte sogar noch mehr, als er unten in dem Tischchen den Rechner sah.
    »Das ist ja ein nagelneues Modell! Das Schnellste und Beste, was derzeit zu haben ist! Wow!«
    Applegate ging auf den Computer zu und strich über sein Gehäuse. »Julia ist ganz versessen auf diese Kiste«, sagte er und blickte sehnsüchtig auf den Monitor, als würde da gleich das Bild seiner Tochter erscheinen. »Hat auch mit Ted zu tun. Ich jedenfalls kann mit diesen Dingern nicht viel anfangen. Aber Ted spielte schon als kleiner Junge ununterbrochen mit Computern herum, und daher war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Julia ihre Leidenschaft dafür entdeckte. Und nachdem er vor einem Jahr in diesem Computerladen als Verkäufer angefangen hat, konnte er Julia immer mit solchen Geräten versorgen. Er sagte, er bekäme sie sehr billig, fast geschenkt. Diesen Apparat hier –«, Applegate klopfte sachte auf den Monitor, »hat er erst kurz vor seinem Unfall vorbeigebracht.«
    Justus nahm auf dem Stuhl vor dem Computertischchen Platz und legte den Finger auf den Einschaltknopf. »Darf ich?«, fragte er Applegate. »Julia meinte ja gestern, dass sie eine E-Mail von ihrem Bruder bekommen habe. Ich denke, wir sollten uns daher ihr E-Mail-Programm einmal etwas genauer ansehen.«
    »Ja, ja, mach nur«, nickte Applegate resigniert, »obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass da irgendetwas von Interesse drin sein kann, geschweige denn eine Nachricht von Ted.«
    Justus drückte auf den  [Powerknopf] und ließ den Computer hochfahren. Während der Rechner die vertrauten Pieptöne von sich gab und der Bildschirm langsam heller wurde, wandte sich Bob noch einmal an Julias Vater: »Mr Applegate, Sie
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