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Code Vision (Vereint) (German Edition)

Code Vision (Vereint) (German Edition)

Titel: Code Vision (Vereint) (German Edition)
Autoren: Ruby Shadow
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und einer stattlichen Puppensammlung. Man konnte eine feine Staubschicht auf allem erkennen, doch das war auch gut so. Denn wenn dieses Zimmer noch immer aussähe, als wäre es bewohnt …
    Ich musterte den hellen Teppich und das große Puppenhaus, das ich so oft für Mika zu reparieren versucht hatte. Das kleine Bett und die rosafarbene Bettwäsche, auf der kleine Einhörner abgebildet waren – die hatte sie von mir zu ihrem letzten Geburtstag bekommen.
    „Deswegen wohne ich noch hier.“
    „Ich verstehe“, murmelte Emily neben mir. Sie wollte einen Schritt vorgehen, doch ich hielt sie am Oberarm fest.
    „Nicht“, sagte ich, ohne darüber nachzudenken. Doch dieses Zimmer war heilig. Niemand, nicht einmal ich, betrat es. Die Staubschicht, die mir klar machte, dass Mika nie wieder hier sitzen und spielen würde, musste erhalten bleiben.
    Emily sah mich an. Ich konnte erkennen, dass sie einen spitzen Kommentar über meine Reaktion machen wollte, aber sie hielt sich zurück, als wir uns einen Moment ansahen.
    „Deswegen … komme ich hier nicht weg“, sagte ich und ließ sie wieder los. „Es ist, als wäre ein Teil von ihr, immer noch hier.“
    Ich straffte meine Schultern etwas und zog die Tür zu. Das Mitleid in Emilys Blick stach wie tausend Dolche in meiner Brust. „Noch einen Kaffee?“

Emily
    Betont fröhlich hüpfte ich die Treppe hinunter. Zum Glück hatte ich meine Ballerinas an, denn mit meinen sonst so gern getragenen Absätzen wäre das nicht möglich gewesen. Der Schmerz in Chris‘ Augen berührte mich in meinem Innersten. Ich wusste noch, wie sehr er seine Schwester geliebt hatte. Sein Beschützerinstinkt war nie größer gewesen als bei ihr. Voller Stolz hatte er immer von seinem Sonnenschein erzählt und nun war sie einfach tot? Das verlassene Zimmer machte auch mich sehr traurig. Ein Weg, der niemals bis zum Ende gegangen werden würde.
    Als ich auf der letzten Stufe angekommen war, streifte Christophers Arm meinen und sofort durchflutete mich wieder eine angenehme Wärme. Ich kam nicht umhin, ihm ein mildes Lächeln zu schenken – und seine Mundwinkel hoben sich ebenfalls etwas.
    Wir gingen zurück in die Küche, wo er uns neue Getränke zubereitete – sein Tee war inzwischen ungenießbar, mein Kaffee fast ausgetrunken. Als er keine Anstalten machte, in einen anderen Raum zu gehen, fragte ich: „Sag mal hast du kein Sofa? Oder soll ich mich wieder auf die Arbeitsplatte setzen? Genug Platz wäre ja.“
    Verdattert sah er mich an und schüttelte leicht den Kopf.
    „Doch … natürlich. Komm mit. Wir gehen ins Wohnzimmer. Da ist es gemütlicher. So gemütlich, wie es hier eben sein kann …“
    Ich folgte ihm mit meinem neuen Kaffee in der Hand und staunte nicht schlecht, als wir das Wohnzimmer betraten. Da unsere letzte Begegnung nun schon so lange in der Vergangenheit lag und ich nie weiter als bis in die Eingangshalle gekommen war, war mir dieser Raum vollkommen neu. Nein, einmal hatte ich es bis in sein Zimmer geschafft, war dann aber mehr oder weniger höflich aufgefordert worden, mit ihm an die frische Luft zu gehen. Eine nicht definierbare Melancholie senkte sich auf mich herab. Warum hatten mich seine Eltern nur so gehasst? Ich war immer höflich gewesen, schon alleine weil meine Mutter mich dazu erzogen hatte. Sie hatten mir einfach keine Chance gegeben.
    „Setz dich doch“, sagte er mit einem freundlichen Gesicht und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich zu dem prächtigen Sofa zu schieben.
    Unsere Sitzgelegenheit schien noch aus der Kolonialzeit zu stammen. Die Füße und Rückenlehne waren mit hübschen Ornamenten verziert und das Polster … nun ja, das war selbst für mich eine Spur zu kitschig. Rosa Blüten auf einem türkisfarbenen Hintergrund.
    „Char, auch wenn du „nicht gut darin“ bist, aber dieses Sofa? Ernsthaft? Das würde sich nicht mal meine Granny ins Wohnzimmer stellen und die lebte in einer Art großem Puppenhaus!“, platzte es aus mir heraus.
    Ein wenig verlegen breitete er seine Arme auf der Lehne aus, um möglichst viel des unschönen Bezuges zu verbergen.
    „Ja, vielleicht sollte ich mir mal ein neues zulegen“, sagte er vorsichtig. „Hilfst du mir dabei?“
    Diese Frage schien an mich gerichtet zu sein, denn sonst befand sich ja schließlich niemand im Raum. Ich sollte ein Sofa mit ihm aussuchen? Was waren wir? Ein altes Ehepaar? Scheinbar lag ihm aber viel daran, denn er durchbohrte mich immer noch mit seinem Dackelblick und mir blieb gar
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