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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird
Autoren: Administrator
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Kerze das Gemisch erhitzte, legte er den Stauschlauch um seinen Oberarm und zog ihn mit zusammengekniffenen Zähnen fest. Er fand eine Vene, zog zur Sicherheit ein paar Tropfen Blut in der Spritze hoch, und dann drückte er zu. Das Heroin überflutete Geist und Körper.
    Roter Mohn war eine gewöhnliche Blume am Wegesrand. Sie blühte in aller Pracht im Paradies, unter Allahs wohlwollendem Auge.
    Auf dem Notebook kam eine Meldung herein. Die Nachrichten eines TV-Senders sprachen von verschärften Sicherheitsvorkehrungen und einer um sich greifenden Verunsicherung in der Bevölkerung. Der Terror habe das Land erfasst, doch man werde sich mit aller Macht dagegen wehren. Namenlose Gesichter auf der Straße schienen es zu bestätigen.
    Man wollte ihnen nicht so recht glauben. Die Beklemmung, die stumpfe Angst und ein Gefühl der Mitschuld schwangen in jedem Wort der Selbstermutigung mit. Hinter jeder Ecke ihres beschützten Lebens konnte nun der Tod auf sie lauern – in Form einer achtlos abgestellten Tasche, beim Warten an einer Bushaltestelle oder in Gestalt des netten Studenten aus Nahost, der stets hilfsbereit und ein ruhiger und anständiger Nachbar war.
    Ein bemerkenswertes Gefühl, diese Furcht, nicht wahr?, hatte der Replikant zum Blade Runner gesagt.

4
    Levy hatte die Nacht fest durchgeschlafen. Ein gutes Zeichen. Seine Gesundung machte Fortschritte, wenngleich ihm der Beinahe-Rückfall der vergangenen Nacht noch in den Knochen steckte.
    Bei einer Tasse frischgebrühten Kaffees, schwarz, mit einem Löffel Zucker, erweckte er den Computer aus dem Stand-by-Modus. Das E-Mail-Programm übersäte den Bildschirm mit einer nicht endenden Liste eingegangener Nachrichten aus den letzten fünf Monaten. Es war ihm unmöglich, auch nur einen Teil einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Nach kurzem Abwägen entschloss er sich, eine Nachrichtensperre zu verhängen, die Mailbox zu leeren und auf unbestimmte Zeit zu deaktivieren. Tagesgeschäft war das Letzte, mit dem er sich zurzeit beschäftigen wollte.
    Stattdessen rief er eine Nachrichtenseite auf. Untersuchungsausschuss zur BND-Affäre rückt näher – US-Regierung veröffentlicht Namensliste von Guantanamo-Häftlingen – Iran besteht auf das Recht der Urananreicherung im eigenen Land – Vizepräsident Cheney droht Iran mit ernsthaften Konsequenzen – Identität des Terroropfers in Hamburger Kino noch immer ungeklärt.
    Levy klickte die letzte Meldung an.
    Der Artikel berichtete von den Schwierigkeiten der Ermittlungsbehörden, aus dem völlig zerstörten Körper des Mannes nach Hinweisen auf dessen Identität zu schließen. Brust- und Kopfbereich seien durch die Wucht der Bombe (die gleiche wie bei den vorangegangenen Anschlägen im Hanseviertel und in Frankfurt) zerfetzt worden und nur in mühevoller Kleinarbeit von Spezialisten zu rekonstruieren. Des Weiteren standen keine Fingerabdrücke zur Verfügung. Etwaige Ausweispapiere wurden vor Ort nicht gefunden.
    Durch diesen Anschlag seien die Behörden aufgerufen, die bestehenden Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen auszuweiten. Ein entsprechender Antrag würde im Senat bereits diskutiert. Öffentlichen Einrichtungen wie Museen, Theatern oder Fußballstadien drohe damit die vorübergehende Schließung, bis sich die Sicherheitslage wieder normalisiere.
    Levy klickte weiter. Andere Seiten wiederholten den Sachverhalt. Gesichert war bisher nur eines: Ein Mann unbekannter Identität war bei einer Bombenexplosion ums Leben gekommen. Der verwendete Sprengstoff war der gleiche wie bei den anderen Vorfällen. So viel hatten die Laboranalysen bereits ergeben.
    Was er gestern nicht mehr geschafft hatte, diesen dritten Anschlag nach vorliegender Aktenlage einer genauen Prüfung zu unterziehen, würde er heute in Angriff nehmen.
    Sicher war aber auch, dass sich dieser Anschlag von den vorhergehenden unterschied: Er fand nicht in freiem Gelände, also in der Öffentlichkeit, statt, sondern in einem von außen abgegrenzten Raum.
    Psychologisch gesehen machte das einen großen Unterschied.
    Da die Wahl der Waffen ein Teil des psychologischen Unterbaus war – er hätte ja auch die lautlosen Varianten Messer oder Gift wählen können –, sagte es bereits etwas über den Täter oder die Gruppe aus.
    Sie legten Wert darauf, ihre Taten nicht zu verschleiern oder zu verbergen, so wie es ein normaler Krimineller tut, um der Strafverfolgung zu entgehen. Stattdessen machten sie die Öffentlichkeit auf sich und die Tat aufmerksam.
    Doch wo
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