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Cocoon, Band 01

Cocoon, Band 01

Titel: Cocoon, Band 01
Autoren: G Albin
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dich nur davon ab, einen Fehler zu begehen«, warnt er sie mit gedämpfter Stimme.
    »Probier das bei jemand anderem, Erik. Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du ihr hilfst? Erst dachte ich noch, lass ihn doch mit ihr schlafen, dann sind gleich zwei Probleme auf einmal gelöst. Ich habe mich darauf verlassen, dass du sie verdirbst«, sagt Maela, stürzt auf ihn zu und packt ihn am Kragen. Hinter der Wut in ihrem Blick liegt auch der Schmerz über seinen Verrat.
    Erik löst ihre Finger und schiebt sie sanft von sich. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«
    Darauf wirbelt sie wieder zu mir herum und blickt mich über den Rahmen hinweg finster an. »Du treibst ein gefährliches Spiel. Glaubst du, du kannst ihn und dich retten? Dein Leben ist vorbei, Adelice. Du hast bewiesen, dass du hier niemals die Kontrolle übernehmen kannst. Dir fehlt der nötige Mumm dazu«, knurrt sie. »Oder der Grips.«
    Und dann bricht sie in Gelächter aus, und es ist, als hätte sie mir damit eine Art Aufputschmittel injiziert, denn plötzlich tritt mir das Gewebe des Zimmers in aller Schärfe vor Augen. Mit der Linken ergreife ich die Fäden und trenne sie zu meinen Füßen auf. Das Atelier teilt sich entzwei, und Maela schreit auf, als sie den klaffenden Spalt in der Mitte sieht: ein schwarzer Abgrund, der von schimmernden, ineinandergreifenden Lichtern durchsetzt ist. Der Anblick würde die meisten Menschen in Panik versetzen und in die Flucht schlagen, die meisten Menschen würden erbleichen und sich an der Wand zusammenkauern, so wie Maela es gerade tut. Man muss Cormac zugutehalten, dass er zwar gelinde verblüfft aussieht, aber die Haltung wahrt und keinen Laut von sich gibt. Wenn er nur einen Schritt nach vorne machen würde, sodass ich ihn mit einem Stoß in die Tiefe schicken könnte, einem ungewissen Schicksal entgegen. Doch er ist schlau und tut nichts Unvernünftiges. Oder Lebensmüdes.
    »Ich bin vielleicht dumm … « Jost zuliebe lasse ich das letzte Wort nachhallen – vielleicht blickt er zu mir und sieht mir an, was ich als Nächstes vorhabe. »Aber lasst uns mal sehen, wie du das hier bewerkstelligst«, rufe ich Maela verärgert zu.
    Sie gibt einen leisen Zischlaut von sich, und ich merke, dass sie eine Panikattacke unterdrücken muss. Kurz hat es den Anschein, als hätte ich sie tatsächlich in den Wahnsinn getrieben, doch Loricel greift ein. Sie befindet sich auf der anderen Seite des Spalts, und in dem Durcheinander hat der Wachmann sie losgelassen. Ihr Blick verhärtet sich entschlossen. In ihren Augen ist keine Spur mehr eines freundlichen oder humorvollen Funkelns zu sehen. Sie sind kalt, starr und grün.
    »Adelice, du hast die Macht, dies zu beenden«, sagt sie.
    »Ich weiß«, erwidere ich leise. »Mir fällt nur kein guter Grund ein, weshalb ich das tun sollte.«
    »Du weißt, was passieren wird«, beharrt Loricel und deutet auf Jost. »Willst du ihn hier zurücklassen, damit er für dich stirbt? Was ist mit deiner Schwester? Was ist mit mir?«
    Beinahe muss ich lachen, doch mir wird klar, dass sie es ernst meint.
    »Mal sehen. Ich könnte einen Mann retten, der als Verräter überführt wurde. Warum? Damit die Gilde durch Folter Informationen aus ihm herauspressen kann? Damit sie ihn zwar am Leben lassen können, aber unter Qualen, nur damit ich nicht ausschere? Du weißt doch Bescheid, Loricel! Du weißt, wozu sie imstande sind!« Ich schreie, sodass der Riss erbebt. Maela drückt sich noch dichter an die Wand.
    »Ts, ts, Maela. Wer wird denn hier Angst haben vor einem unartigen kleinen Mädchen?«, trumpfe ich auf und mache dabei keinen Hehl aus meiner Verachtung. So oder so wird die Scharade zwischen uns heute Abend ein Ende haben. Solange ich noch dazu in der Lage bin, kann ich getrost ein paar Sticheleien austeilen.
    »Ich will, dass du ihn loslässt«, befehle ich dem Wachmann, der Jost gepackt hält, während ich die Hand ausstrecke, als wolle ich das zerbrechliche Geflecht des Zimmers noch weiter zerstören.
    Er funkelt mich an, doch ich erwidere seinen bohrenden Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, und schließlich lässt er Josts Arm los. Ein deutlicheres Zeichen der Aufgabe hat bislang keiner der Anwesenden gezeigt. Ich gehe näher an Jost heran, berühre ihn aber nicht.
    Loricel denkt noch immer nach, und ich weiß, warum. Auch sie hat die Macht, den Riss zu flicken. Das wirft die Frage auf, weshalb sie es noch nicht getan hat, und ich schließe daraus, dass sie sich noch immer nicht
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