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Cocktails fuer drei

Cocktails fuer drei

Titel: Cocktails fuer drei
Autoren: Sophie Kinsella
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Journalistin«, sagte Candice.
    »Wirklich?« Wehmütig sah Heather sie an. »So was würde ich auch gern machen. Schreibst du für eine Zeitung?«
    »Eine Zeitschrift. Den Londoner .«
    »Die kenne ich!«, sagte Heather. »Wahrscheinlich habe ich schon Artikel von dir gelesen.« Sie sah sich am Tisch um. »Seid ihr alle Journalistinnen?«
    »Ja«, sagte Maggie. »Wir arbeiten zusammen.«
    »Mein Gott, das macht bestimmt Spaß.«
    »Manchmal ja«, sagte Maggie und grinste Roxanne an. »Manchmal nein.«
    Es folgte kurzes Schweigen, dann sagte Candice mit leichtem Beben in der Stimme: »Und du, Heather? Was hast du seit der Schule so getrieben?« Sie nahm noch einen großen Schluck von ihrem Cocktail.
    »Ach, na ja …« Heather lächelte kurz. »Es war alles nicht so toll. Ich weiß ja nicht, ob du es weißt, aber ich musste Oxdowne damals verlassen, weil mein Vater unser ganzes Geld verloren hat.«
    »Wie schrecklich!«, sagte Maggie. »Wie denn? Über Nacht?«
    »Mehr oder weniger«, sagte Heather. Ihre grauen Augen wurden etwas dunkler. »Irgendein Investment ging schief. Irgendwas am Aktienmarkt. Mein Dad hat nie genau gesagt, woran es lag. Aber das war es dann. Wir konnten die Schulgebühren nicht mehr bezahlen. Und auch das Haus nicht. Es war alles ziemlich finster. Mein Dad war schrecklich deprimiert, und meine Mum gab ihm die Schuld für alles …« Sie schwieg betreten. »Na ja, wie dem auch sei.« Sie nahm einen Untersetzer und fing an, damit herumzuspielen. »Am Ende haben sie sich getrennt.«
    Maggie betrachtete Candice, um zu sehen, wie sie reagierte, doch diese hatte sich abgewandt. Sie hielt einen Cocktailquirl in der Hand und rührte überschüssige Kohlensäure aus ihrem Drink.
    »Und was wurde aus dir?«, erkundigte sich Maggie vorsichtig bei Heather.
    »Ich habe mehr oder weniger auch alles verloren.« Heather lächelte. »Eben ging ich noch mit all meinen Freunden auf eine elitäre Privatschule. Im nächsten Moment zogen wir in eine Stadt, in der ich keinen kannte, und meine Eltern stritten sich die ganze Zeit, und ich kam auf eine Schule, in der sie mir das Leben schwermachten, weil ich mich so vornehm ausdrückte.« Sie seufzte und ließ den Untersetzer los. »Ich meine, rückblickend war diese Gesamtschule eigentlich ganz gut. Ich hätte durchhalten und auf die Uni gehen sollen … hab ich aber nicht. Sobald ich sechzehn war, bin ich abgegangen.« Sie strich ihr dickes, gewelltes Haar zurück. »Mein Dad wohnte inzwischen in London, also bin ich zu ihm gezogen und habe einen Job in einem Weinlokal gefunden. Und das war es eigentlich schon. Ich habe keinen Abschluss oder irgendwas.«
    »Wie schade«, sagte Maggie. »Was hättest du denn machen wollen, wenn du durchgehalten hättest?«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Heather. Sie lachte bedrückt. »Das, was ihr macht, vielleicht. Journalistin werden oder so. Ich habe mal einen Creative-Writing-Kurs am Goldsmiths College belegt, musste ihn aber aufgeben.« Sie sah sich in der Bar um und zuckte mit den Schultern. »Ich meine, ich arbeite gern hier. Aber es ist nicht wirklich … na ja.« Sie stand auf und zupfte an ihrer grünen Weste herum. »Ich sollte mich lieber wieder an die Arbeit machen, sonst bringt André mich um. Bis später!«
    Als sie ging, saßen die drei schweigend da und sahen ihr hinterher. Dann wandte sich Maggie zu Candice um und sagte vorsichtig: »Sie scheint ganz nett zu sein.«
    Candice antwortete nicht. Maggie sah Roxanne fragend an, die aber auch nur die Augenbrauen hochzog.
    »Candice, was ist los?«, fragte Maggie. »War irgendwas zwischen dir und Heather?«
    »Süße, sprich mit uns«, sagte Roxanne.
    Candice reagierte nicht, rührte nur immer weiter in ihrem Cocktail herum, schneller und immer schneller, bis er über den Glasrand zu schwappen drohte. Dann sah sie ihre Freundinnen an.
    »Es war nicht der Aktienmarkt«, sagte sie mit hohler Stimme. »Nicht der Aktienmarkt hat Frank Trelawney in den Ruin getrieben, sondern mein Vater.«
    Heather Trelawney stand am Ende des Tresens und betrachtete Candice Brewins Gesicht durch die Menge. Sie war wie gebannt. Gordon Brewins Tochter, die in voller Lebensgröße dort mit ihren Freundinnen am Tisch saß. Mit ihrer schicken Frisur und ihrem guten Job und Geld für Cocktails jeden Abend. Ahnte offensichtlich nichts davon, wie viel Leid ihr Vater über andere gebracht hatte. Ahnte rein gar nichts, nahm nur sich selbst wahr.
    Denn für sie war es ja gut gelaufen, oder? Natürlich
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