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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare
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Mittelgang zum Altar schritt, vielleicht an Henrys Seite, den Blick fest auf ihren Verlobten geheftet, wie es sich für eine Braut geziemte. Jem würde Schattenjägerkleidung tragen, allerdings keine Kampfmontur, sondern eine Art Militäruniform, die speziell für diesen Anlass entworfen wurde: schwarz mit Goldbändern an den Ärmeln und goldenen Runen an Kragen und Taschen.
    Er würde so unglaublich jung darin aussehen. Sie beide waren noch so jung. Tessa wusste, dass eine Hochzeit mit siebzehn beziehungsweise achtzehn Jahren nicht üblich war, doch sie standen in einem Wettlauf gegen die Uhr – Jems Lebensuhr, bevor diese ihr Ticken einstellte. Unwillkürlich fuhr Tessas Hand zu ihrem Hals, wo sie das vertraute Vibrieren ihres Klockwerk-Engels spürte.
    Besorgt schaute die Schneiderin zu ihr hoch. Sie war eine Irdische, keine Nephilim, besaß aber die Gabe des Zweiten Gesichts, wie alle Dienstboten der Schattenjäger. »Soll ich die Spitze lieber entfernen, Miss?«
    Ehe Tessa antworten konnte, klopfte es und dann drang eine vertraute Stimme durch die Tür: »Tessa, bist du da? Ich bin’s, Jem.«
    Ruckartig setzte Charlotte sich auf. »Oh nein! Er darf dich auf keinen Fall in deinem Brautkleid sehen!«
    Verblüfft starrte Tessa sie an. »Und warum nicht?«
    »Das ist ein alter Schattenjägerbrauch – es bringt Unglück!« Charlotte sprang auf. »Schnell! Versteck dich hinter dem Schrank!«
    »Hinter dem Schrank? Aber …« Tessa stieß einen unterdrückten Schrei aus, als Charlotte sie an den Hüften packte und sie im Gänsemarsch hinter den Schrank führte, wie ein Polizist einen besonders widerspenstigen Verbrecher. Wieder frei, glättete Tessa ihr Kleid und schnitt Charlotte eine Grimasse. Dann spähten sie um die Ecke des Möbelstücks, während die Schneiderin sich mit einem kurzen Blick in ihre Richtung vergewisserte, dass die beiden nicht zu sehen waren, bevor sie zur Tür ging und diese einen Spalt öffnete.
    Jems silberner Haarschopf schimmerte in der Dunkelheit des Flurs. Seine Jacke saß schief und er wirkte ein wenig zerzaust. Verwundert spähte er durch den Türspalt, bis er Charlotte und Tessa halb versteckt hinter dem Schrank entdeckte und sich seine Miene aufhellte. »Gott sei Dank«, sagte er erleichtert. »Ich wusste nicht, wo ihr alle wart. Gabriel Lightwood ist unten in der Eingangshalle und veranstaltet einen furchtbaren Tumult.«
    »Schreib ihnen, Will«, bat Cecily Herondale. »Bitte. Nur einen einzigen Brief.«
    Will warf seine verschwitzten dunklen Haare in den Nacken und funkelte sie an. »Stell deine Füße auf die richtige Position«, befahl er statt einer Antwort und zeigte mit der Spitze seines Dolchs auf die entsprechenden Stellen: »Da und dort.«
    Cecily seufzte und bewegte ihre Füße. Sie wusste, dass ihre Haltung nicht korrekt war – das hatte sie schließlich absichtlich getan, um Will zu ärgern. Ihr Bruder war leicht zu piesacken, daran erinnerte sie sich noch gut. Während ihrer gemeinsamen Kindheit hatte sie ihn mühelos zu allem Möglichen herausfordern können, beispielsweise auf das steile Dach ihres Herrenhauses zu klettern. Und sie hatte jedes Mal dieselbe Reaktion bekommen: ein wütendes Aufblitzen in Wills blauen Augen, ein angespannter, entschlossener Zug um die Mundwinkel … und gelegentlich ein gebrochenes Bein oder ein verrenkter Arm.
    Natürlich war der fast erwachsene Will nicht der Bruder, an den sie sich erinnerte. Er schien sowohl aufbrausender als auch verschlossener als früher. Von ihrer Mutter hatte er das gute Aussehen geerbt und von ihrem Vater die Sturheit – und wahrscheinlich auch seinen Hang zur Maßlosigkeit, obwohl Cecily sich diese Vermutung nur aus geflüsterten Andeutungen der Institutsbewohner zusammengereimt hatte.
    »Heb die Klinge an«, sagte Will. Seine Stimme klang so kühl und professionell wie die ihrer ehemaligen Gouvernante.
    Cecily hob die Waffe. Sie hatte eine ganze Weile gebraucht, um sich an die Schattenjägermontur zu gewöhnen: die weite Hose, das locker geschnittene, tunikaähnliche Oberteil und der Gürtel um ihre Taille. Doch inzwischen bewegte sie sich darin so sicher wie in ihrem bequemsten Nachthemd. »Ich verstehe nicht, warum du noch nicht einmal darüber nachdenken willst, ihnen zu schreiben. Einen einzigen, kurzen Brief.«
    »Und ich verstehe nicht, warum du nicht darüber nachdenken willst, nach Hause zu fahren«, entgegnete Will. »Wenn du wieder nach Yorkshire zurückgehen würdest, bräuchtest du dir nicht
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