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Clockwork Orange

Clockwork Orange

Titel: Clockwork Orange
Autoren: Anthony Burgess
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ich. »Ihr vertagt nichts. Macht nur, wie ihr gerne wollt. Ich schieb jetzt ab.« Und ich stand von meinem Stuhl auf.
    »Wohin willst du?« fragte Rick.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Vielleicht heimwärts. Oder ein bißchen allein rumzotteln und die Dinge sortieren.« Ich sah, daß die alten Babuschkas wie verwundert waren, daß ich so mürrisch abzog, gar nicht der strahlende und smeckende Malitschickiwick, an den sie sich vielleicht noch erinnerten. Aber ich murmelte: »Ah, zum Teufel, zum Teufel«, und machte aus dieser Stampe auf die Straße.
    Es war dunkel, und ein Wind war aufgekommen, scharf wie ein Nozh, und es waren nur sehr sehr wenige Leute unterwegs. Ein Streifenwagen mit brutalen Bullen drin kreuzte durch den Marghanita Boulevard, und dann und wann konntest du andere Bullen sehen, die zu Fuß Streife gingen, immer paarweise, und sie waren ganz junge Kerle, die mit den Füßen stampften und die Schultern eingezogen hatten, weil die Saukälte ihnen zu schaffen machte, o meine Brüder, und ihr Atem dampfte vor ihnen in der kalten Winterluft. Es war leicht zu sehen, daß sie sich den Bullendienst anders vorgestellt hatten, aber ich dachte mir, recht so, sollen sie sich die alten Ärsche abfrieren. Ich glaube, das meiste von dem alten Ultrabrutalen und Krasten starb jetzt allmählich aus, weil die Bullen so brutal mit denen waren, die sie krallten, aber dafür hatte sich so was wie ein Krieg zwischen unartigen Nadsats und den Bullen entwickelt, der mit Nozh und Britva und Gummiknüppel und sogar mit dem alten Ballermann ausgetragen wurde. Aber was in diesen Tagen mit mir los war, Brüder, das war, daß es mich irgendwie ziemlich kalt ließ. Es war, wie wenn irgendwas über mich gekommen wäre, bloß wußte ich nicht, was und warum. Manchmal wurde ich wie weich, aber was ich eigentlich wollte, konnte ich nicht sagen. Selbst die Musik, die ich in meiner malenki Höhle sluschte, war von einer Art, über die ich früher gesmeckt hätte, Brüder. Ich pflegte jetzt mehr die malenki romantischen Lieder zu sluschen, bloß eine Stimme mit Klavierbegleitung, sehr ruhig und wie sehnsuchtsvoll und ganz anders als in den alten Tagen, wo es lauter bolschige Orchester gewesen waren, und ich zwischen den Streichern und den Blechbläsern und den Kesselpauken auf dem Bett. Etwas passierte in mir, und ich fragte mich, ob es wie eine Krankheit war, oder ob sie vielleicht doch meinen Gulliver aufgemacht und in meinem Mozg herumgepfuscht hatten, so daß ich allmählich ganz durcheinanderkäme und bald richtig bezumnie sein würde.
    Mit solchen Gedanken im gebeugten Gulliver und die Hände tief in den Stopfern meiner Pantalonies vergraben, zottelte ich durch die Stadt, Brüder, und zuletzt begann ich mich sehr müde und durchgefroren zu fühlen und hatte großes Verlangen nach einer bolschigen Tasse heißen Tschai. Wie ich so an diesen Tschai dachte, hatte ich plötzlich wie ein Bild vor mir, wie ich in einem Lehnstuhl an einem knackenden Kaminfeuer saß und g anz allmählich diesen Tschai schlürfte, aber was dabei komisch und sehr sehr seltsam war, das war, daß ich mich in einen sehr stari Tschelloveck verwandelt zu haben schien, ungefähr siebzig Jahre alt, denn ich konnte meine eigene Glatze und den weißen Haarkranz darum sehen, und ich hatte auch einen Schnurrbart, der genauso weiß war. Ich konnte mich selber als einen stari Tatterer sehen, der am Feuer saß, und dann verschwand dieses Bild. Aber es war sehr wie sonderbar.
    Ich kam zu einem von diesen Tee-und-Kaffee-Mestos, Brüder, und durch das breite Fenster konnte ich sehen, daß es voll von sehr langweiligen Spießern und alltäglichen Vecks und Titsas war, die diese sehr geduldigen und wie ausdruckslosen Litsos hatten und niemand was antun würden. Sie saßen alle sehr manierlich da und govoriteten ruhig und wie gesittet und pitschten ihren harmlosen Tschai oder Kaffee. Ich zottelte rein und zur Theke und kaufte mir einen guten heißen Tschai zum Aufwärmen, dann ging ich zu einem von den malenki runden Tischen, an dem noch ein Platz frei war, und setzte mich mit meiner Tasse. Außer mir saß noch ein junges Paar an diesem Tisch. Sie pitschten Kaffee und rauchten Krebsspargel mit Filter und govoriteten und smeckten sehr ruhig und leise miteinander, aber ich kümmerte mich nicht um sie, sondern schlürfte meinen Tschai und machte mit meinem Träumen weiter und überlegte, was das in mir sein mochte, das mich wie veränderte, und was alles noch mit mir passieren
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