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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Campbell ging nach dem Mittagessen direkt zu einer Redaktionssitzung. Sie dauerte bis um halb fünf. Als er wieder in
seinem Büro war, versuchte er, sich auf die Berge von Post zu
konzentrieren, die Ginny für ihn schon vorsortiert hatte, aber es
war ihm unmöglich. Das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmte, daß ihm irgendwo ein schrecklicher Fehler unterlaufen war,
ließ ihn nicht los. Aber welcher?
    Ginny stand an der Tür, die Jacks Büro von dem kleinen Raum
trennte, in dem sie arbeitete. Erst vor einem Monat hatte Jack die
Leitung des Verlags übernommen, aber in dieser Zeit war Ginny
dazu gelangt, ihn mehr und mehr zu bewundern und ihn gern zu
haben. Ursprünglich hatte sie befürchtet, nach zwanzig Jahren der
Zusammenarbeit mit seinem Vorgänger sich nicht auf jemand
neues einstellen zu können oder von Jack entlassen zu werden,
weil er niemand aus der alten Equipe um sich haben wollte.
    Beide Befürchtungen waren grundlos gewesen. Während sie
ihn jetzt voller Sympathie betrachtete und über seine jungenhafte Art lächeln mußte, die Krawatte zu lockern und den obersten
Hemdenknopf zu öffnen, erkannte sie, daß irgend etwas ihm
ernste Sorgen machte. Er hatte die Hände unter dem Kinn gefaltet und starrte die Wand an. Auf seiner Stirn waren tiefe Furchen. Wie mochte die Redaktionssitzung verlaufen sein? Ginny
wußte, daß es immer noch ein paar Leute gab, die sich nicht
damit abgefunden hatten, daß Jack für den höchsten Posten geholt worden war.
    Sie klopfte an die offene Tür. Jack sah auf, und sie wartete,
bis er sie richtig wahrgenommen hatte. »Sind Sie gerade am
Meditieren?« fragte sie leichthin. »Dann kann die Post auch
warten.«
    Jack versuchte zu lächeln. »Nein. Mich beschäftigt diese Geschichte mit Ethel Lambston. Irgend etwas an der Sache muß
mir entgangen sein, und ich überlege krampfhaft, was es sein
könnte.«
    Ginny setzte sich Jack gegenüber auf die Stuhlkante. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Erinnern Sie sich an den Tag, als
Ethel herkam? Sie haben ungefähr zwei Minuten mit ihr gesprochen. Die Tür stand offen, so daß ich Sie hören konnte. Sie bellte irgendwas von einem Modeskandal, ging aber absolut nicht
auf Details ein. Sie wollte nur über viel Geld sprechen, und Sie
nannten ihr eine Summe. Ich glaube nicht, daß Ihnen da etwas
entgangen ist.«
    Jack seufzte. »Wahrscheinlich nicht. Aber wissen Sie was?
Bringen Sie mir doch die Unterlagen, die Toni Mendell geschickt hat. Vielleicht finde ich etwas in Ethels Notizen.«
    Als Ginny um halb sechs den Kopf hereinstreckte, um gute
Nacht zu sagen, nickte Jack geistesabwesend. Er brütete noch
immer über Ethels umfangreichem Material, das sie für ihren
Artikel zusammengetragen hatte. Für jeden Designer, der darin
vorkam, hatte sie anscheinend einen eigenen Ordner mit biographischen Angaben sowie Fotokopien von Dutzenden von Artikeln über Modethemen aus den bekanntesten Zeitungen und
Zeitschriften angelegt.
    Ganz offensichtlich war Ethel jemand gewesen, der sehr sorgfältig recherchierte. In den Interviews mit Designern fanden sich
zahlreiche Anmerkungen wie »Entspricht nicht dem, was sie in Vogue gesagt hat.« – »Zahlen nachprüfen.« – »Hat nie diesen
Preis bekommen.« – »Versuchen, Gattin des Gouverneurs zu
interviewen, um Behauptung zu checken, sie habe Puppenkleider für sie genäht.«
    Für die endgültige Fassung des Artikels gab es ein Dutzend
Entwürfe, alle mit Streichungen und Einschüben versehen.
Jack überflog die Blätter, bis er auf den Namen Gordon
Steuber stieß. Steuber. Ethel hatte ein von ihm entworfenes
Kostüm getragen, als sie gefunden wurde. Neeve hatte so eindringlich darauf hingewiesen, daß die Bluse, die man der Leiche ausgezogen hatte, zwar mit dem Kostüm zusammen verkauft worden war, daß Ethel sie aber nie von sich aus dazu
angezogen hätte.
Mit größter Aufmerksamkeit studierte er die Informationen
über Gordon Steuber und war beunruhigt, wie häufig sein Name in den Zeitungsausschnitten der letzten drei Monate im
Zusammenhang mit polizeilichen Ermittlungen auftauchte. In
ihrem Artikel schrieb Ethel Neeve das Verdienst zu, auf Steubers Machenschaften hingewiesen zu haben. Im vorletzten
Entwurf zu dem Artikel war nicht nur von der Aufdeckung
seiner illegalen Ateliers und von seiner Steuerhinterziehung die
Rede, sondern es stand auch ein weiterer Satz darin: »Steuber
begann seine berufliche Karriere im Geschäft seines Vaters,
der Futter für
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