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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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Tot.
    Driscoll
wusste, welche Regeln hier draußen in den Badlands mitten in der Nacht
herrschten: Langsam ist schnell. Langsame Bewegungen und vorsichtige Schritte.
Das hatte ihn in all diesen Jahren am Leben erhalten.
    Erst vor
sechs Monaten hatte er bei der Endausscheidung der besten Spezialeinsatzteams
als Dritter abgeschnitten. Eigentlich waren Driscoll und Captain Wilson als
Team 21 eingeteilt worden. Aber dann war Wilson mit einem gebrochenen Bein
angepisst worden. Er war eigentlich ein ziemlich guter Ranger, dachte Driscoll,
aber ein gebrochenes Schienbein war nun mal ein gebrochenes Schienbein. Wenn
ein Knochen brach, konnte man nicht viel tun. Ein gezerrter Muskel tat auch verdammt
weh, aber der heilte schnell wieder. Ein gebrochener Knochen musste geschient
werden und heilen, und das bedeutete, im Army-Krankenhaus mehrere Wochen auf
dem Rücken zu liegen, bevor die Ärzte einem erlaubten, das Bein wieder zu
belasten. Und dann musste man erst wieder gehen und später rennen lernen. Das
konnte einem ganz schön auf die Eier gehen ... In seiner Laufbahn hatte er
bisher Glück gehabt. Ein verrenktes Fußgelenk, ein gebrochener kleiner Finger
und ein Bluterguss der Hüfte hatten ihn nie länger als eine Woche außer
Gefecht gesetzt. Kein Kratzer von einer Kugel oder einem Granatsplitter. Der
Ranger-Gott hatte es gut mit ihm gemeint. Das stand fest. Noch fünf Schritte
...
    Okay, geschafft ... Der Wachposten stand genau da, wo
er ihn erwartet hatte. Fünfundzwanzig Meter rechts von ihm. Es war naheliegend,
dort einen Wachposten zu stationieren, aber dieser machte einen hundsmiserablen
Job. Er saß gelangweilt herum und schaute halb eingeschlafen zurück.
Wahrscheinlich zählte er die Minuten bis zu seiner Ablösung. Langeweile konnte
einen umbringen, und diesem Typen sollte genau das in weniger als einer Minute
passieren, auch wenn er es nicht mehr merken würde. Es sei denn, ich schieße daneben, dachte
Driscoll, wohl wissend, dass er das nicht tun würde.
    Er drehte
sich ein letztes Mal um und suchte die Gegend durch sein
PVS-17-Nachtsichtgerät ab. Keiner in der
Nähe. Okay. Er ließ sich nieder, hob den Karabiner an seine rechte
Schulter und zielte mit angehaltenem Atem auf das rechte Ohr des Wachpostens
...
    Rechts
führte ein schmaler Pfad hinunter, und von dort hörte er plötzlich, wie Leder
über einen Felsen schrappte.
    Driscoll
erstarrte.
    Schnell
checkte er in Gedanken, wo der Rest seines Teams war. War jemand da drüben?
Nein. Sie waren alle hinter und rechts von ihm verteilt. Übertrieben langsam
drehte er den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Durch
seine Brille sah er nichts. Er senkte seinen Karabiner und hielt ihn diagonal
über die Brust. Dann sah er nach links. Drei Meter entfernt kauerte Collins
hinter einem Felsen. Driscoll gab ihm Zeichen: Geräusch von links, nimm zwei Männer mit. Collins
nickte und zog sich im Krebsgang zurück. Driscoll tat dasselbe und legte sich
zwischen zwei Büschen flach auf den Boden.
    Von dem
Pfad her ertönte jetzt ein anderes Geräusch: Flüssigkeit spritzte gegen einen
Stein. Driscoll musste lächeln. Die Notdurft
verlangte ihr Recht. Das Geräusch von Wasserlassen
wurde schwächer und verstummte dann ganz. Schritte bewegten sich den Pfad herunter.
Sieben Meter entfernt, schätzte Driscoll, hinter der Kurve.
    Kurz
darauf erschien eine Gestalt auf dem Weg. Sie bewegte sich langsam, fast träge.
Durch seine Nachtsichtbrille konnte Driscoll sehen, dass sie eine AK 47 Kalaschnikow
über der Schulter hängen hatte, deren Lauf nach unten gerichtet war. Der
Wachmann kam immer näher. Driscoll rührte sich nicht. Fünf Meter ... dann drei.
    Eine
Gestalt löste sich aus dem Schatten und glitt hinter den Wachmann, über dessen
Schulter erst eine Hand erschien und dann die Klinge eines Messers aufblitzte.
Collins drehte den Mann nach rechts auf den Boden, wo ihre Schatten miteinander
verschmolzen. Es dauerte einige Sekunden, bis Collins sich erhob, vom Weg
abduckte und den Mann aus dem Blickfeld zog.
    Ausschalten eines Wachpostens wie aus dem Lehrbuch, dachte
Driscoll. Anders als in Filmen kam das Messer im wirklichen Leben eher selten
zum Einsatz. Dennoch hatte Collins diese Kunst nicht verlernt.
    Wenige
Augenblicke später tauchte Collins wieder neben Driscoll auf. Dessen
Aufmerksamkeit galt jetzt dem Wachposten oben auf dem Kamm. Der war noch da,
hatte sich nicht bewegt. Driscoll brachte sein M4 wieder in Anschlag, zielte
auf den Nacken des
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