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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Autoren: Cassandra Clare
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bist, musst du mir haargenau erzählen, was er von dir wollte. Ruf mich sofort an.«
    »Mach ich«, versprach Simon, stand dann auf und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu. »Und könntest du mir bitte einen Gefallen tun? Zwei Gefallen, genau genommen.«
    Isabelle musterte ihn leicht belustigt. »Was denn?«, fragte sie zögernd.
    »Clary meinte, sie würde heute Abend im Institut trainieren. Falls du ihr also begegnest, sag ihr nicht, mit wem ich mich treffe. Sie macht sich sonst nur unnötig Sorgen.«
    Isabelle rollte mit den Augen. »Okay, okay. Und was noch?«
    Simon beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Probier mal den Borschtsch, bevor du aufbrichst. Der ist echt klasse.«
    Mr Walker und Mr Archer waren nicht die gesprächigsten Begleiter. Schweigend führten sie Simon durch die Straßen der Lower East Side, ihm immer ein paar Schritte voraus, in ihrem merkwürdig gleitenden Gang. Obwohl es inzwischen recht spät geworden war, wimmelte es auf den Gehwegen vor Passanten — New Yorker, die von der Spätschicht oder einem Restaurantbesuch nach Hause eilten, mit gesenktem Kopf, den Kragen gegen den beißend kalten Wind hochgeschlagen. Am Straßenrand von St. Mark’s Place, einem Abschnitt der Eighth Street, waren Klapptische aufgestellt, auf denen alles Mögliche zum Verkauf präsentiert wurde — von billigen Socken über Bleistiftskizzen von New York bis hin zu Räucherstäbchen. Laub raschelte über den Bürgersteig wie getrocknete Knochen. In der Luft hing eine Mixtur aus Autoabgasen und Sandelholz, unter die sich der Geruch von Menschen mischte — Haut und Blut.
    Simons Magen ballte sich zusammen. Er bemühte sich, immer ein paar Flaschen Tierblut in seinem Zimmer vorrätig zu halten — in einem kleinen Kühlschrank, der gut versteckt hinter seinen Klamotten im Kleiderschrank stand, wo seine Mutter ihn nicht sehen konnte. Auf diese Weise versuchte er zu verhindern, dass ihn sein Hungergefühl vollkommen überwältigte. Aber das Blut war ekelerregend. Er hatte gedacht, er würde sich im Lauf der Zeit daran gewöhnen, vielleicht sogar danach verlangen. Doch obwohl es den schlimmsten Hunger stillte, konnte er nicht darin schwelgen, so wie er früher etwa Schokolade genossen hatte oder vegetarische Burritos oder Mokkaeis. Es war und blieb nun mal nur Blut.
    Allerdings war das immer noch besser, als mit Heißhunger durch die Straßen zu laufen. Denn das bedeutete, dass er Dinge riechen konnte, die er nicht riechen wollte: Salz auf menschlicher Haut, den süßlichen Geruch von Blut, der aus den Poren der Passanten aufstieg. So wie jetzt in diesem Moment: Der Duft verstärkte seinen Hunger und er spürte, wie sein Magen knurrte — was sich gleichzeitig vollkommen falsch anfühlte. Doch Simon kämpfte dagegen an, krümmte sich leicht nach vorn, schob die Fäuste in die Taschen seiner Jacke und versuchte, durch den Mund zu atmen.
    Nach einer Weile bogen sie in die Third Avenue ein und blieben dann nach weiteren Metern vor einem Restaurant stehen, auf dessen Schild »Cloister Cafe« stand und »Garten ganzjährig geöffnet«.
    Verwundert schaute Simon zu dem Schild hinauf. »Was tun wir hier?«
    »Dies ist der Treffpunkt, den unser Oberhaupt ausgewählt hat«, sagte Mr Walker mit ausdrucksloser Stimme.
    »Ach.« Simon war verwirrt. »Ich hätte gedacht, ein Treffen im Dachgewölbe einer ungeweihten Kathedrale oder in irgendeiner Krypta voller alter Knochen würde eher Raphaels Stil entsprechen. Bisher ist er mir nie als ein Typ für trendige Restaurants erschienen.«
    Beide Domestiken starrten ihn an. »Gibt es ein Problem, Tageslichtler?«, fragte Mr Archer schließlich.
    Simon hörte einen gewissen Vorwurf in seiner Frage. »Nein. Kein Problem.«
    Im Inneren des Restaurants, an dessen Wand sich eine Marmortheke über die ganze Länge des Raums erstreckte, war es relativ dunkel und kein einziger Kellner näherte sich ihnen, als sie den Saal durchquerten und durch eine Tür hinaus in eine Art Biergarten traten.
    Viele New Yorker Restaurants besaßen eine Gartenterrasse, aber nur wenige waren so spät im Jahr noch geöffnet. Die Terrasse des Cloister Cafe befand sich in einem Hinterhof zwischen mehreren Gebäuden und die Mauern waren mit Wandgemälden dekoriert, die italienische Landschaften und Gärten voller prächtiger Pflanzen zeigten. In den Zweigen der Bäume, deren Blätter der Herbst bereits golden und rostbraun gefärbt hatte, hingen weiße Lichterketten, während die Terrassenheizstrahler,
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