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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Alexander Fleming
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Stirn und holte mehrere tiefe Atemzüge frischen Sauerstoffes. Sie ärgerte sich und war es leid, sich von einem Tier, das nicht die geringste Spur von Intelligenz besaß, um den Finger wickeln zu lassen.
    Als der Kater merkte, dass Sydney nicht weiterlief, blieb auch er stehen; seine grellen Augen richtete sich wieder auf das Mädchen und betrachteten es mit einem fragenden Blick.
    Der Kater, dem Sydney bereits den Rufnamen „Blödmann“ verpasst hatte, leckte sich die Pfote, setzte sich in die Mitte einer asphaltierten einspurigen Straße hin und fuhr mit dem Säuberungsritual fort. Diesmal war jedoch nicht die andere Pfote, sondern sein Gemächt an der Reihe. Ordentlich und ohne jegliche Hast arbeitete seine geriffelte Zunge jedes Quadratzentimeter nacheinander ab.
    „Dummes Tier“, dachte Sydney bei sich und fühlte sich in ihrer Meinung bestätigt, was die Intelligenz des Katers anging.
    Von Weitem erklang das dumpfe Brummen eines Motors. Ein Fahrzeug kam mit gefährlicher Geschwindigkeit immer näher. Blödmann schien dies nicht zu interessieren, und er ließ sich in seiner Tätigkeit nicht stören.
    Sydneys Augen wanderten von dem Kater zu der nahe gelegenen Abbiegung, aus welcher Richtung sich das Fahrzeug zu nähern schien, und wieder zurück, als plötzlich ein weißes Wohnmobil um die Kurve gefahren kam und sich rasend auf den nichts ahnenden Kater zubewegte.
    Ohne Angst vor möglichen Gefahren schnellte Sydney nach vorne, um Blödmann, der das Fahrzeug weiterhin strikt ignorierte, das Leben zu retten. Sie wusste, dass Katzen, wenn man dem Volksmund Glauben schenken konnte, sieben Leben besaßen, doch Sydney wollte diese abergläubische Weisheit nicht auf die Probe stellen.
    Der Fahrer des Wohnmobils sah den mitten auf der Straße sitzenden Kater nicht, denn er verringerte weder die Geschwindigkeit noch setzte er zu einem Ausweichmanöver an. Sydney lief los, und nur wenige Schritte trennten sie von dem schutzlosen Tier, als Blödmann plötzlich aufschrak, sich aufrichtete und davonrannte. Das Mädchen war enttäuscht und fühlte sich von dem Kater schon wieder hinters Licht geführt.
    Lautes Hupen riss sie unsanft aus ihren Gedanken heraus. Sie stand nun dort, wo sich zuvor der Kater ausgeruht hatte, und sah die grellen Scheinwerfer des Wohnmobils auf sich zukommen. Wie ein geblendetes Reh starrte sie in das Licht, unfähig, ihrem Körper irgendein Signal zu senden, das sie reagieren und sich in Sicherheit bringen ließ. Das Einzige, was ihr noch blieb, war die Hoffnung auf ein Wunder oder die schnelle Reaktionsfähigkeit des Fahrers.
    Plötzlich nahm sie eine Bewegung wahr. Diese kam weder von der Seite noch von hinten. Aus dem Augenwinkel sah sie etwas von oben auf sich herabstürzen.

* * *
    Sydney hielt die Augen geschlossen und vermochte sie nicht zu öffnen. Sie spürte nichts Festes mehr unter sich, und ihre Füße baumelten frei herum. Sydney wusste, dass etwas oder jemand vom Himmel geschossen gekommen war, sie fest umklammert hatte und mit ihr in die Höhe gesprungen war, doch eine darauf folgende Landung, mit der man in solch einem Augenblick rechnen konnte, gab es nicht. Sie spürte kalten Wind im Gesicht, der ihre Haare wild durcheinanderbrachte. Das Ganze fühlte sich nach einem Flug an, doch das konnte sie sich nicht vorstellen. So etwas war unmöglich. Oder?
    Sydney überlegte, ob sie von dem Wohnmobil überfahren worden sein könnte und sich nun auf dem Weg in den Himmel befände. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken schnell wieder, denn weder hörte sie Engelsstimmen noch hatte sie vorhin die Härte des sie überfahrenden Wohnmobils gespürt.
    Unsicher öffnete sie erst das linke Auge. Unter sich sah sie Hausdächer vorbeihuschen und ihre Füße, die tatsächlich den Erdboden nicht berührten, sondern in der Luft schwebten. Sie konnte nicht glauben, was sie sah, und gab dafür dem soeben durchlebten Schock die Schuld. Das rechte Augenlid glitt nun auch nach oben, und dieses Auge vermittelte ihr das gleiche Bild. Starkes, mehrmaliges Blinzeln änderte nichts an dem Schauspiel, das sich unter ihr abspielte. Sie konnte es kaum fassen, aber sie flog tatsächlich.
    „Keine Angst“, erklang eine Männerstimme von oben herab. Die Stimme gehörte demjenigen, der sie in den Armen hielt und davon bewahrte, in die Tiefe zu stürzen.
    Es war eine angenehme und beruhigende Stimme. Sydney kam sie bekannt vor. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, wem die Stimme gehören konnte, doch ohne
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