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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Autoren: Cassandra Clare
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froh, dass die Glacéhandschuhe die Verbrennung an ihrer linken Hand verbargen.
    »Es tut mir leid, dass du mit mir ein solch schlechtes Geschäft machst, Tessa«, sagte Jem. »Ich meine damit die Anzahl der gemeinsamen Jahre. Dass du dich einfach an einen sterbenden Mann bindest, wo du gerade einmal sechzehn bist ...«
    »Du bist doch selbst erst siebzehn Jahre alt. Genügend Zeit, um ein Heilmittel zu finden«, wisperte Tessa. »Und das wird uns gelingen. Wir werden ein Mittel finden. Und ich werde bei dir sein. Für immer.«
    » Das glaube ich sofort«, sagte Jem. »Wenn zwei Seelen eins sind, bleiben sie auf dem Lebensrad zusammen. Ich wurde in diese Welt hineingeboren, um dich zu lieben, und ich werde dich auch im nächsten Leben lieben und im darauf folgenden.«
    Unwillkürlich musste Tessa an Magnus denken. Wir, die Unsterblichen, sind mit einer goldenen Kette an dieses Leben gebunden und wagen es nicht, sie zu durchtrennen, aus Furcht vor dem, was hinter dem Abgrund lauern mag.
    Jetzt verstand sie, was er damit gemeint hatte. Unsterblichkeit war ein Geschenk, aber keines, das nicht mit Konsequenzen verbunden gewesen wäre. Denn wenn ich unsterblich bin, dachte sie, dann habe ich nur dieses eine Leben. Ich werde nicht am ewigen Kreislauf des Lebens teilnehmen, so wie du, James. Ich werde dich nicht im Himmel Wiedersehen oder an den Ufern des großen Flusses oder wo auch immer dein nächstes Leben stattfindet.
    Doch sie schwieg. Ihre Worte würden ihn nur verletzen, und wenn es irgendetwas gab, woran überhaupt kein Zweifel bestand, dann war es die Gewissheit, dass sie tief in sich ein wild entschlossenes Bedürfnis verspürte, Jem vor Schaden zu bewahren, sich zwischen ihn und Enttäuschungen zu stellen, zwischen ihn und Schmerz, zwischen ihn und den Tod - und gegen all dies anzukämpfen, wie Boadicea gegen die heranstürmenden Römer gekämpft hatte. Tessa berührte sanft Jems Wange und er drückte sein Gesicht in ihre Haare - in ihre Haare, in denen Blüten von der Farbe von Wills Augen steckten. Und auf diese Weise standen sie aneinandergeklammert und vollkommen reglos da, bis der zweite Gong ertönte und sie zum Abendessen rief.

    Bridget, deren trauriger Gesang aus der Küche drang, hatte sich selbst übertroffen: Der Speisesaal glänzte im hellen Schein der Kerzen, welche in silbernen Ständern über den gesamten Raum verteilt waren. Rosen- und Orchideenblüten schwammen in silbernen Schalen auf der festlich gedeckten Tafel. Henry und Charlotte hatten am Kopf des Tischs Platz genommen; daneben saß Gideon, in elegantem Abendanzug, und verfolgte Sophie jedes Mal mit den Augen, sobald sie den Raum betrat - wohingegen sie seine Blicke geflissentlich mied. Und neben dem jungen Lightwood hatte Will sich niedergelassen.
    Ich liebe Jem. Ich werde Jem heiraten. Gebetsmühlenartig hatte Tessa diese Worte wiederholt, während sie mit Jem zum Speisesaal ging, aber es spielte keine Rolle; Ihr Herz machte einen schmerzhaften Satz, als sie Will erblickte. Seit der Ballnacht hatte sie ihn nicht im Frack gesehen, doch obwohl er blass und leicht grünlich um die Nase war, wirkte er darin immer noch atemberaubend attraktiv.
    »Singt eure Köchin eigentlich immerzu ?«, fragte Gideon gerade verwundert, als Jem und Tessa den Speisesaal betraten.
    Henry schaute auf, und als er sie sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem freundlichen, sommersprossigen Gesicht aus. »Wir hatten uns schon gefragt, wo ihr zwei wohl steckt ...«, setzte er an.
    »Tessa und ich haben Neuigkeiten«, platzte Jem heraus. Seine Hand suchte und fand Tessas Hand und hielt sie fest. Tessa stand wie erstarrt da, während sich drei neugierige Gesichter ihnen zuwandten - vier, wenn man Sophie mitzählte, die gerade den Raum betreten hatte. Will rührte sich nicht von seinem Stuhl und blickte starr auf die Silberschale vor ihm; eine weiße Rose trieb darin und er schien geneigt, die Blüte so lange anzustarren, bis sie unterging. In der Küche sang Bridget eine weitere ihrer furchtbar traurigen Balladen und ihre Stimme schwebte durch die Tür:
    »Maid Margaret saß in ihrem Gemach,
In ihrem Gemach allein,
Da hörte sie gar einen traurigen Ton,
Wie’s Mitternacht mochte sein.
›0h bist du mein Vater, bist du meine Mutter
Oder mein Bruder Johann?
Oder süß Willie, mein eigen Treulieb,
kommen von Engeland an?‹«
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    Ich bringe sie um, dachte Tessa, dann kann sie darüber ein Lied singen.
    »Also dann, schieß los, Jem«, sagte Charlotte lächelnd.
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