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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Autoren: Anne Rice
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Jungen… Aber ach, der Schmerz, anonym unter Sterblichen weilen zu müssen, war nie größer als jetzt; unersättlich wie ich Monster bin. Das ferne Geraune übernatürlicher Stimmen ist da auch kein Trost., Allzu süß war der Geschmack sterblicher Anerkennung damals - die Schallplatten in den Schaufenstern, die Fans, die vor der Bühne außer Rand und Band gerieten. Ganz egal, daß sie mich in Wirklichkeit gar nicht für einen echten Vampir hielten; in diesen Stunden waren wir zusammengeschmolzen. Sie riefen meinen Namen!
    Jetzt gibt es die Platten nicht mehr, und nie wieder werde ich diese Songs hören. Mein Buch überdauert - neben dem Gespräch mit dem Vampir - als reine Fiktion getarnt, was ja nicht unbedingt viferkehrt ist. Ich habe genug Staub aufgewirbelt, wie Sie noch sehen werden.
    Meine kleinen Spielchen haben stets nur Katastrophen ausgelöst. Der Vampir, der es in einem entscheidenden Moment beinahe zum Helden und Märtyrer gebracht hätte…
    Sie nehmen doch an, daß ich meine Lehren daraus gezogen habe, oder? Stimmt in der Tat. Wirklich.
    Aber es ist so schmerzlich, zurück in die Verborgenheit zu sinken - Lestat, der elegante und namenlose Übeltäter, schleicht sich an wehrlose Sterbliche heran, die von Wesen meiner Art nichts wissen. So verletzend, wieder ein Außenseiter zu sein, der in der alten Privathölle aus Körper und Seele mit den Mächten der Finsternis und des Lichts ringt.
    In meiner Einsamkeit male ich mir aus, wie ich so ein liebes junges Ding in seiner von Mondlicht durchfluteten Kammer aufsuche -einen dieser Teenager, wie man sie heute nennt, ein schwärmerisches junges Mädchen, das mein Buch gelesen und meine Songs gehört hat, das mir in der kurzen Zeit verhängnisvollen Ruhms Fanbriefe auf parfümiertem Papier geschickt hat, um sich über Poesie und die Macht der Illusion auszulassen und zu bedauern, daß ich nicht echt sei; ich male mir aus, wie ich mich in ihr dunkles Zimmer stehle, wo vielleicht mein Buch auf dem Nachttisch liegt, wie ich ihre Schulter berühre und lächele, wenn sich unsere Blicke treffen. »Lestat! Ich habe immer an dich geglaubt. Ich wußte, daß du kommen würdest!«
    Ich nehme ihr Gesicht in beide Hände und beuge mich nieder, um sie zu küssen. »Ja, mein Herzblatt«, antworte ich, »und du weißt nicht, wie sehr ich dich brauche, wie sehr ich dich liebe, dich schon immer geliebt habe.«
    Vielleicht würde sie mich noch unwiderstehlicher finden, wenn sie mein wahres Schicksal erführe - die Schrecken, die ich gesehen habe, den Schmerz, den ich erleiden mußte. Es ist eine böse Wahrheit, daß uns Leid reifer macht, den Farben unseres Wesens mehr Glanz, unseren Worten mehr Tiefe verleiht. Sofern das Leid uns nicht ganz zerstört, uns allen Glauben und alle Hoffnung raubt und unsere Zukunftsträume und die Achtung vor den kleinen, doch unerläßlichen Dingen des Lebens. Verzeihen Sie mir, wenn ich so verbittert klinge.
    Dazu habe ich kein Recht. Ich habe das ganze Theater schließlich angefangen; und ich bin halbwegs ungeschoren davongekommen. Im Gegensatz zu vielen anderen meiner Zunft und zu vielen Sterblichen auch. Das ist nicht zu entschuldigen. Und dafür werde ich immer büßen müssen.
    Trotz allem verstehe ich immer noch nicht, was eigentlich geschehen ist. War es eine Tragödie oder bloß eine grausame Farce? Oder hätte aus meiner unbesonnenen Tat vielleicht doch etwas absolut Großartiges erwachsen können, etwas, das mich zuletzt noch aus meinem Nachtmahr in das strahlende Licht der Erlösung hätte erheben können?
    Ich werde es wohl nie erfahren. Es ist vorbei, alles andere zählt nicht. Und unsere Welt - unser kleines Privatreich - ist kleiner und dunkler und sicherer denn je.
    Sie wird nie wieder das sein, was sie einmal war.
    Es ist erstaunlich, daß ich die Katastrophe nicht vorhergesehen habe, aber wenn ich etwas anfange, führe ich mir nie das mögliche Ende vor Augen. Die Faszination des Risikos, der Moment unendlicher Möglichkeiten: das ist es, was mich durch die Ewigkeit lockt, wenn mich sonst nichts mehr zu reizen scheint.
    Im übrigen: Ich war schon vor zweihundert Jahren so, als Sterblicher noch - der Ruhelose, der Ungeduldige, der immer nach Liebe und ordentlich Radau lechzte. Als ich mich in den achtziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts nach Paris aufmachte, um Schauspieler zu werden, hatte ich nur immer den Anfang im Kopf - den Augenblick, wenn sich jeden Abend der Vorhang hob.
    Vielleicht haben die Alten recht. Ich
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