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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Autoren: Anne Rice
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ohne Beispiel. Das darf nicht ungestraft bleiben. Und noch etwas: Wenn das Buch Lestats wirklich auf Wahrheit beruht - und viele Vampire schwören Stein und Bein, das sei der Fall, obwohl sie das durch nichts untermauern können -, wäre es dann noch auszuschließen, daß der zweitausendjährige Marius auftauchte, um Lestats Ungehorsam zu bestrafen? Oder daß vielleicht der König und die Königin von den Radiowellen geweckt werden, die ihre Namen um den ganzen Erdball tragen. Was wird aus uns, wenn das geschieht? Werden wir unter ihrer neuen Herrschaft eine Blütezeit erleben? Oder werden sie unser aller Untergang in die Wege leiten? Da ist es schon besser, den Vampir Lestat so schnell wie möglich zu vernichten. Darum: Zerstört den Vampir Lestat und seine Kohorten, sobald sie es wagen, sich öffentlich zu zeigen. Zerstört alle, die ihm Gefolgschaft leisten. Warnung: Zweifellos geistern noch andere Blutsauger aus alten Zeiten herum. Wir haben sie alle einmal flüchtig gesehen oder ihre Gegenwart gespürt. Lestats Enthüllungen schockieren uns ja weniger, als daß sie etwas Unbewußtes in uns wachrütteln. Und dank ihrer enormen Kräfte können die Ahnen bestimmt Lestats Musik hören. Cut möglich, daß diese alten und schrecklichen Wesen seinem Ruf folgen und langsam und unerbittlich näher kommen.
     
    Kopien dieser Erklärung müssen allen Treffpunkten der Vampir-Connection und den Ordenshäusern auf der ganzen Welt zugeschickt werden. Aber ihr müßt euch vorsehen und die Parole ausgeben: Der Vampir Lestat ist zu vernichten und mit ihm seine Mutter Gabrielle, seine Gefährten Louis und Armand und alle Unsterblichen, die ihm ergeben sind.
     
    Happy Halloween, Vampirjungs und -mädchen. Wir sehen uns bei dem Konzert. Wir werden dafür sorgen, daß es der Vampir Lestat nicht mehr verläßt.
     
     
    Von seinem bequemen Platz im hintersten Winkel des Raumes aus las der blonde Gentleman in dem roten Samtmantel die Erklärung bereits zum zweiten Mal. Seine Augen waren fast unsichtbar hinter den dunkel getönten Brillengläsern und unter der Krempe seines grauen Hutes. Er trug graue Wildlederhandschuhe, und die Arme hielt er über der Brust verschränkt, während er sich, den einen Stiefelabsatz auf eine Sprosse eines Stuhls gehakt, gegen die schwarze Wandtäfelung lehnte.
    »Lestat, du bist die vermaledeiteste Kreatur weit und breit!« murmelte er vor sich hin. »Du bist ein Flegel von einem Prinzen.« Er lachte kurz auf. Dann ließ er seinen Blick durch den großen, dämmerigen Raum schweifen.
    Gar nicht übel, dieses verzinkte Wandbild, eine riesige, kunstfertige Federzeichnung, die sich wie Spinnweben über den weißen Verputz breitete. Er fand Gefallen an der Schloßruine, dem Friedhof,
    dem knorrigen Baum, der in den Vollmond ragte. Sehr hübsch war auch die stuckverzierte Decke mit ihrem Fries aus Hexen auf Besenstielen und herumhüpfenden Teufeln. Und süßlich duftender Weihrauch - eine alte indische Mischung, die er einst selbst vor Jahrhunderten im Schrein JENER, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN entzündet hatte.
    Doch, einer der etwas besseren heimlichen Treffpunkte.
    Weniger erfreulich waren freilich die Gäste, die an den kleinen Ebenholztischen lungerten. Es waren einfach zu viele dieser schlanken, weißgesichtigen Gestalten für so eine zivilisierte, moderne Stadt. Und sie wußten es. Um heute nacht auf Jagd zu gehen, würden sie in weite Ferne schweifen müssen, und die Jungen mußten sich noch ständig auf die Jagd begeben. Die Jungen mußten töten. Ihr Hunger ließ ihnen keine andere Wahl.
    Aber im Moment kreisten ihre Gedanken nur um ihn - wer war er, wo war er hergekommen? War er sehr alt und sehr stark, und was würde er tun, ehe er wieder seiner Wege zog? Immer dieselben Fragen in diesen »Vampirbars«.
    Zeit, ihre Fragen unbeantwortet zu lassen. Er hatte, was er wollte -ein wenig Information über ihre Absichten. Und Lestats kleine Musikkassette in seiner Jackentasche. Ein Band mit den Rockvideos würde er sich auf dem Heimweg besorgen.
    Er stand auf, um zu gehen, und einer der Jungen erhob sich ebenfalls. Schweigend näherten sie sich beide der Tür. Nur die Kerzen auf den Tischen gössen ihr fahles Licht auf den schwarz gekachelten Fußboden aus.
    »Woher kommst du, Fremder?« fragte der Junge höflich. Als er starb, war er wohl keine Zwanzig gewesen, und das konnte noch keine zehn Jahre hergewesen sein. Er hatte seine Lider und Lippen angemalt und sein Haar schreiend bunt gesträhnt, als seien
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