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Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten

Titel: Chronik der Vampire 03 - Königin der Verdammten
Autoren: Anne Rice
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Liedchen, wie das Louis so gerne tat. Er fühlte sich gut. Menschlich. Dann blieb er vor einem Radio- und Fernsehladen stehen. Lestat war auf allen Mattscheiben zu sehen.
    Das gewaltige Schauspiel aus Gesten und Bewegungen amüsierte ihn. Der Ton war abgestellt, aber er hätte im Geiste die Musik suchen und empfangen können. Doch war es nicht reizvoller, den stummen Mätzchen des blonden Prinzenflegels zuzusehen?
    Die Kamera fuhr zurück, um Lestat in voller Größe zu zeigen, der jetzt wie in einem Vakuum Violine spielte. Dunkelheit umfing ihn. Dann wurden plötzlich zwei Türen geöffnet - der Schrein JENER, DIE BEWAHRT WERDEN MÜSSEN, genau! Und da - Akascha und Enkil, oder vielmehr Schauspieler, die sie darstellten, weißhäutige Ägypter mit langem schwarzem Seidenhaar und funkelndem Schmuck.
    Natürlich. Warum war er nicht gleich draufgekommen, daß Lestat nicht einmal davor zurückschrecken würde? Er lehnte sich vor, ließ die Klänge in sich einströmen. Er hörte Lestats Stimme über der Violine:
     
    Akascha! Enkil!
    Wahrt eure Geheimnisse,
    Wahrt eure Stille.
    Ein größeres Geschenk ist das als die Wahrheit.
     
    Jetzt schloß der Violinvirtuose seine Augen, und überwältigt von der Musik erhob sich Akascha langsam von ihrem Thron. Die Violine entglitt Lestats Händen, als er ihrer ansichtig wurde; wie eine Tänzerin legte sie ihre Arme um ihn, zog ihn zu sich, beugte sich vor, um ihm Blut zu entnehmen, während sie seine Zähne an ihren eigenen Hals drückte.
    Es war besser, als er es sich vorgestellt hatte - wirklich gut gemacht. Jetzt erwachte Enkil, erhob sich und schritt wie eine mechanische Puppe vor, um seine Königin zurückzuholen. Lestat wurde auf den Boden des Schreins geworfen. Das war der Schluß des Films. Wie er durch Marius gerettet wird, kam nicht vor.
    »Aha, ich werde also keine Fernsehgröße«, flüsterte er müde lächelnd. Und er begab sich zur Eingangstür des Ladens, in dem das Licht bereits ausgeschaltet war.
    Die junge Frau erwartete ihn schon, ließ ihn herein. Sie hatte eine Videokassette in der Hand. »Alle zwölf«, sagte sie. Schöne dunkle Haut und große braune Schlafzimmeraugen. In ihrem silbernen Armreif brach sich verführerisch das Licht. Sie nahm das Geld dankend entgegen, ohne es nachzuzählen. »Sie haben das auf einem Dutzend Kanäle gespielt. Hab’ alles überspielt, bin gestern nachmittag fertig geworden.«
    »Du hast mir einen guten Dienst erwiesen«, antwortete er. »Vielen Dank.« Er zog noch einen Packen Geldscheine vor.
    »Gern geschehen«, sagte sie. Sie wollte das Extrageld nicht annehmen.
    Du wirst.
     
    Sie nahm es schulterzuckend und steckte es in ihre Tasche.
    Gern geschehen. Er liebte diese modernen Floskeln. Er liebte das plötzliche Aufwallen ihrer Brüste, als sie die Schultern zuckte, und das weiche Schwingen ihrer Hüften unter dem Twillkleid, das sie noch zarter und zerbrechlicher erscheinen ließ. Als sie ihm die Tür öffnete, berührte er ihr geschmeidiges Haar. Unmöglich der Gedanke, ein solch dienstbares Unschuldslamm auszusaugen! Das würde er nicht tun! Doch er zog sie an sich, ließ seine behandschuhten Finger durch ihr Haar gleiten, um ihren Kopf in seine Arme zu biegen. »Nur einen ganz kleinen Kuß, mein Schatz.«
    Sie schloß ihre Augen, und sofort bohrten sich seine Zähne in ihre Halsschlagader, und seine Zunge leckte das Blut. Ganz wenig nur, ein winziger Hitzestrahl, der sogleich in seinem Herzen verlosch. Dann ließ er von ihr ab, die Lippen an ihren zarten Hals geschmiegt. Er fühlte ihren Pulsschlag. Das Verlangen, sie auszusaugen, war fast unerträglich. Doch er verschonte sie. Er streichelte ihre weichen, federnden Locken, wobei er in ihre umnebelten Augen blickte.
    Erinnere dich an nichts!
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie lächelnd.
    Er stand bewegungslos auf dem menschenleeren Bürgersteig. Und der Dunst ließ allmählich nach. Er betrachtete die Papphülle der Videokassette.
    »Ein Dutzend Kanäle«, hatte sie gesagt. »Hab’ alles überspielt.« Nun, wenn das so war, hatten seine Schützlinge mit Sicherheit Lestat in dem Fernseher gesehen, den er ihnen in den Schrein gestellt hatte. Vor langer Zeit hatte er auf dem Dach eine Satellitenantenne angebracht, damit sie die Programme aus aller Welt empfangen konnten. Ein Minicomputer schaltete jede Stunde einen anderen Kanal ein. Jahrelang hatten sie alles ohne jede Regung und mit leblosen Augen angestarrt.
    Hatten sie auch nur den Hauch einer Reaktion gezeigt,
    als sie
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