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Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis

Titel: Chronik der Vampire 02 - Fürst der Finsternis
Autoren: Anne Rice
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Hunde umzingelt. Zwar feuerte ich, was das Zeug hielt, und lud nach, so schnell es ging, aber schon sah ich, wie die kleinere der beiden Bulldoggen mit gebrochenen Hinterläufen zu Boden ging. Blut strömte über den Schnee. Der zweite Hund hielt sich fern, während sich das Rudel gierig über das sterbende Tier hermachte, aber kaum zwei Minuten später hatten sie auch ihm den Garaus gemacht.
    Wie gesagt, diese Bulldoggen waren keine Schoßhündchen. Ich hatte sie selbst gezüchtet und abgerichtet. Und jede wog an die zweihundert Pfund. Ich hatte sie immer mit zur Jagd genommen, und als ich sie jetzt sterben sah, schwante mir, worauf ich mich eingelassen hatte.
    All das hatte nur ein paar Minuten gedauert. Vier Wölfe hatten inzwischen ihr Leben gelassen, und ein fünfter war tödlich verwundet. Aber noch waren drei andere übrig, und einer von ihnen hatte bereits aufgehört, die Hunde zu zerfleischen, um mich aus schrägen Augen zu fixieren.
    Ich legte an, verfehlte ihn, feuerte die Muskete ab, und mein Pferd bäumte sich auf, als der Wolf auf mich zuschoß.
    Wie von unsichtbaren Fäden gezogen, ließen die anderen Wölfe ebenfalls von ihrer Beute ab, während ich kräftig an den Zügeln zog und das Pferd auf kürzestem Weg in den schützenden Wald galoppieren ließ. Ich blickte mich nicht um, selbst als ich ganz nah schon das Knurren der Tiere und das Zuschnappen ihrer Kiefer hörte. Aber dann spürte ich ihre Fänge an meinem Knöchel. Ich zog die andere Muskete, wandte mich nach links und feuerte. Der Wolf streckte sich taumelnd hoch, entschwand aber sofort meinem Blick, und mein Roß bäumte sich wieder auf. Um ein Haar wäre ich abgestürzt. Und dann spürte ich, wie die Hinterbeine des Pferdes unter mir zusammensackten.
    Wir hatten den Wald schon fast erreicht, und ich sprang ab, ehe es zu Boden ging. Ich hatte noch ein geladenes Gewehr, und als einer der Wölfe zum Sprung ansetzte, drückte ich ab und blies ihm die Schädeldecke fort. Aber noch immer waren zwei Wölfe übrig. Das Pferd stieß ein tiefes, rasselndes Wiehern aus, das in einen trompetenartigen Schrei mündete, das schrecklichste Geräusch, das ich je von einem Lebewesen vernommen hatte. Die beiden Wölfe hatten es in ihrer Gewalt.
    Ich raste über den Schnee, spürte die harte, felsige Erde unter mir, und erreichte den Wald. Würde es mir gelingen, das Gewehr neu zu laden, könnte ich sie von hier aus niedermachen. Die Äste standen so hoch an den Stämmen, daß es unmöglich war, auf einen Baum zu klettern. Also sprang ich hoch, um einen Zweig zu ergattern, doch meine Füße rutschten an der eisüberzogenen Rinde ab, und ich fiel rücklings zu Boden, während die Wölfe bedrohlich näherrückten. Keine Zeit mehr, das Gewehr zu laden. Mir blieben nur noch der Morgenstern und der Degen, den Streitkolben hatte ich schon längst verloren.
    Ich glaube, als ich mich wieder hochrappelte, wußte ich, daß ich wohl sterben würde. Aber ich dachte nicht daran aufzugeben. Ich geiferte vor Wut, blickte dem vorderen der beiden Wölfe geradewegs in die Augen.
    Ich stellte mich spreizbeinig hin, um Halt zu gewinnen. Mit dem Morgenstern in meiner Linken, zog ich den Degen. Die Wölfe hielten inne. Der vordere senkte den Kopf und trottete ein paar Schritte seitwärts. Der andere stand reglos da, als würde er auf ein Signal zur Attacke warten. Der erste sah mich auf jene unheilvoll ruhige Art an, dann stürzte er vor.
    Ich schwang den Morgenstern, und die spitzenbezackte Kugel sirrte kreisförmig durch die Luft. Mein Atem ging schwer, ich beugte die Knie, als wollte ich jeden Moment losspringen, und mit all meiner Kraft schleuderte ich den Morgenstern, um das Tier zu zertrümmern, doch ich schrammte nur seinen Kiefer.
    Der Wolf schoß zur Seite, und der andere umkreiste mich, tänzelte vor und zurück. Sie kamen so nahe, daß ich wieder den Morgenstern in Bewegung setzte und einen Degenhieb zu landen versuchte. Blitzschnell traten sie den Rückzug an.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange das so weiterging, aber die Strategie der Bestien war deutlich. Sie wollten mich zermürben, und sie hatten die Kraft dazu. Ich war ihre Jagdbeute geworden.
    Ich drehte mich um mich selbst, kämpfte und schlug drauflos und wäre beinahe gestrauchelt. Wahrscheinlich hat das alles kaum länger als eine halbe Stunde gedauert, aber mir schien es eine Ewigkeit zu sein.
    Als ich spürte, wie meine Beine zu versagen drohten, setzte ich alles auf eine Karte. Ich rührte mich nicht, die
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