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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen
Autoren: Stefan Jahnke
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meint.
    „Ja, keine Ahnung… ähm… jedenfalls, bis wir eben diese Blase da geöffnet hatten. War einfach da. Einige meinten, wäre schon länger. Man stolperte eben, und weil sich bisher niemand was tat… Knochenbrüche oder kaputte teure Kleider… war es eben auch kein Thema. Nun aber… na ja, ist schon eine komische Sache. Der Präsident soll nach Deutschland kommen. Wieder einmal. Und scheinbar fraß er an Dresden einen Narren.“
    Der Kriminalhauptkommissar zieht die Augen nach oben. Was hat das nun wieder mit dem Fall zu tun? Wenn er an die Kollegen von der Inneren Sicherheit denkt… Presse und Internet sind Gift für die. Früher hätte man nach dem offiziellen Besuch einen Bericht verfasst, für die eigentlichen Stationen ausgewähltes Publikum besorgt… na ja, andere Zeiten. Er ist nicht stolz auf alles, was früher los war. Doch vom neuerlichen Besuchsplan des US-Präsidenten für Dresden weiß noch nicht einmal er etwas. Vielleicht eine Ente? Alles ist möglich. Trotzdem… Darum?
    „Ja, also, das sollte eben alles wieder im Lot sein. Der Auftrag kam gestern. Wie bei all diesen Dingen… höchste Priorität. Was meinen Sie, wie der Kerl tobte, als ich die Leute abzog!“
    Was denn nun noch? Hier? Wenn er hier einen Auftrag hat, kann er doch keine Leute abziehen… zumindest macht es keinen Sinn, oder?
    „Nein, nein, wir haben doch diese Baustelle… Gohlis. Fast an der Windmühle. Flutschutzmauer. Na ja, ein Monster und ich kann die Leute verstehen, dass sie sich beschweren. Höre ich aber jetzt die Meldungen. Wetterbericht, Warnungen und so weiter. Vielleicht hätte doch schon alles fertig sein müssen?“
    Die bauen an einer Flutschutzmauer… sicher noch aus Mitteln des Hilfsprogramms nach 2002 finanziert? Und für einen Fußweg, eine Blase im Pflaster zieht man die von da ab? Gibt es keine Bauarbeiter mehr? Frage über Fragen. Die kann er später klären… oder auch gar nicht. Jetzt geht es eher um den aktuellen Fall. Er denkt lieber nicht daran, dass er gemütlich in seinem Büro sitzen könnte, anstatt hier im Regen zu stehen, dank Glöckner nun ganz durchnässt, wenn der verdammte Präsident nicht nach Dresden kommen würde. Hmm… vielleicht sollte er seinen geplanten USA-Sommerurlaub absagen?
    „Ja, also, eigentlich wollte ich heute ausschlafen.“
    Noack stellt sich ein wenig abseits des Geschehens, zog Behringer einfach hinter sich her. Er mag es nicht, im Vordergrund zu stehen. Der Polizist zieht zwar die Augen nach oben, kommt aber mit. Er will ja etwas hören.
    „Dann kamen wir her. Die Kollegen von der Stadtreinigung hatten den Platz schon ausgelassen. Wäre ja Quatsch, hier sauber zu machen, wenn wir dann alles aufreißen. Na ja, die haben manchmal komische Ansichten.“
    Dann berichtet er vom Aufstellen der Maschinen. Längst ist das bloße Pflastern nicht mehr mit der Hand zu erledigen. Gerade, wenn sich Blasen bilden, wie die Bauarbeiter natürlich zuerst dachten, braucht man schweres Gerät, um den Untergrund bearbeiten zu können.
    „Na ja, und dann kam uns die ganze Sache doch eher vor, wie der alte Witz mit dem Hamster beim Fußbodenverlegen…“
    Noack lacht. Behringer kann nicht so recht. Er schaut auf die Stelle.
    „Der lag also einfach so da?“
    Nicken.
    „Ja, wir machten die Steine raus und dann wollten wir gerade den Sand wegnehmen, als uns die Hand auffiel. Na ja, war nicht all zu lange später… da hatten wir den ganzen Körper frei.“
    Toll. Was, fragt sich der Hauptkommissar, soll die Spurensicherung nun noch im Umfeld finden? Nichts. Ist ja alles schon… weg. Warum lassen die den Kram nicht einfach so, wie er ist?
    „Na ja, wissen Sie…“
    Noack wird rot im Gesicht und Behringer will am liebsten abbrechen, sich eher der Leiche widmen. Dann hört er doch zu.
    „…ich dachte an einen Scherz. Ist ja bekannt, dass einige der Bauleute an der Kirche echte Spaßvögel waren. Haben Sie diese Zeichnungen gesehen? War erst in der Presse. Man musste einen Teil der Wände neu weißen und dabei kamen doch einige hinter der ersten Schicht hervor. Sollte sicher aussehen, wie… aus der Bauzeit von George Bähr. Na ja. Ich glaube ja nicht immer gleich alles. Und hier… hätte wirklich sein können, dass da irgendwer eine Gummipuppe versteckt. Wenn man die nämlich zu lange unter stark begangenen Steinen liegen lässt… nein, hatten wir noch nicht, aber mit einer Luftmatratze ist es ähnlich. Die bläst sich regelrecht auf. Luft kommt hinein… durch die
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