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Chicagoland Vampires

Chicagoland Vampires

Titel: Chicagoland Vampires
Autoren: C Neill
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müssen, machte mich nur noch nervöser. Ich würde mich zu angreifbar fühlen, als ob ich öffentlich zur Schau gestellt würde.
    Nach einer fünfzehnminütigen Fahrt erreichten wir die Adresse, die Catcher uns genannt hatte. Große Ziffern waren in einen Stahlpfosten geschlagen worden, der am Ende einer langen Kiesauffahrt den Besucher erwartete. Dahinter, gut hundert Meter von der Straße entfernt, stand ein typisches Bauernhaus, das von einer Sicherheitsleuchte angestrahlt wurde: dunkelrote Holzschindeln, weißes Vordach und hölzerne Verzierungen im Gingerbread-Stil in den Ecken der kleinen Veranda. Es hatte ein Giebeldach, und einer der Giebel befand sich über einem großen Panoramafenster. In meiner Vorstellung erwartete ich ein Mädchen aus Unsere kleine Farm in einem Baumwollkleid hinter diesem Fenster, das die langen Wintertage damit verbrachte, auf die endlosen Schneeweiten hinauszusehen.
    Audrey hielt an, und wir nahmen unsere Schwerter und Taschen, dankten ihr vielmals und sahen zu, wie sie in einer Staubwolke in Richtung Omaha verschwand.
    »Ihr wird nichts passieren«, sagte Ethan.
    Ich nickte, und wir gingen gemeinsam die Auffahrt hinauf. Die Welt um uns herum war still, bis auf unsere Schritte und eine Eule im Windschutz. Plötzlich hatte ich das Bild großer schwarzer Schwingen vor Augen, die herabschossen, um mich emporzuheben und auf dem Heuboden einer uralten Scheune abzusetzen. Ich erschauerte und ging ein wenig schneller.
    »Du bist nicht gerade ein Mädchen vom Land?«
    »Ich habe nichts dagegen, auf dem Lande zu sein. Und ich liebe Wälder – dort gibt es viele Verstecke.«
    »Was das Raubtier in dir anspricht?«
    »Genau. Aber hier draußen ist das anders. Es ist eine seltsame Mischung, als ob ich in vollkommener Einsamkeit wäre und zugleich zur Schau gestellt würde. Ist nicht nach meinem Geschmack. Ich hätte gerne ein Hochhaus in der Stadt.«
    »Und das trotz der Parkausweise?«
    Ich lächelte. »Und der ganzen Staus während der Hauptverkehrszeit.« Ich sah mich um. Außerhalb des Flutlichtkegels war die Welt dunkel, und ich fragte mich, was sich da draußen versteckt hielt. Uns beobachtete.
    Auf seine Gelegenheit wartete.
    Die Eule war erneut zu hören, und ich bekam eine Gänsehaut. »Dieser Ort ist mir nicht geheuer. Lass uns reingehen.«
    »Ich glaube nicht, dass Eulen sich von Vampiren ernähren, Hüterin.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung, dieses Risiko einzugehen«, sagte ich. »Und die Sonne geht bald auf.« Ich schob Ethan sanft in Richtung des Hauses. »Dann mal los, mein Lieber.«

KAPITEL DREI
EIN VERNÜNFTIGES ZUHAUSE
    Die abgenutzten Holzstufen, die zur Veranda hinaufführten, knarzten unter unseren Füßen, und die Türklingel meldete sich mit einer langen, altmodischen Tonfolge.
    Einen Augenblick später wurde die Tür von einer Frau geöffnet, die ihren hellen Morgenrock fest um ihre Brust geschlungen hatte. Er wirkte altmodisch, wie etwas, das Frauen in den Fünfzigerjahren getragen hatten. Ihre roten Haare waren zu einem Bubikopf frisiert und zerzaust; ihre Augen waren erschreckend grün und setzten sich wie funkelnde Smaragde von ihrer alabasterfarbenen Haut ab. Kurz gesagt – sie sah umwerfend aus.
    Ich hingegen fühlte mich nach unserem Überschlag einfach nur farblos und plump.
    Sie sah erst mich und dann Ethan taxierend an. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie, beantwortete ihre Frage aber selbst. »Sie sind die Vampire.«
    »Ich bin Ethan Sullivan«, sagte er, »und dies ist Merit.«
    »Ich bin Paige«, sagte sie. »Kommen Sie bitte herein.« Da die notwendige Einladung ausgesprochen war, drehte sich Paige um und tapste auf nackten Füßen durch den Flur. Die Tür ließ sie offen stehen.
    Ich sah zu Ethan hinüber, denn ich wollte ihn zuerst gehen lassen, aber sein Blick war auf die Frau gerichtet, die am anderen Ende des Flurs verschwand.
    »Ethan Sullivan«, sagte ich, während mich eine plötzliche Eifersucht überkam.
    »Ich sehe nicht sie an, Hüterin«, wies er mich mit einem Zwinkern zurecht, »aber ich bin auch nicht blind.« Er deutete in den Flur.
    Meine Wangen liefen hochrot an. Ich blickte in den Flur, dessen Wände von Bücherregalen verdeckt waren, eines neben dem anderen, wobei die Bücher so eng nebeneinanderstanden, dass zwischen ihnen praktisch kein Platz mehr war. Und dabei handelte es sich nicht um billige Taschenbücher vom Wühltisch. Es waren ledergebundene Bände, wie aus guten, alten Zeiten – die Sorte Bücher, die
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