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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof
Autoren: Nele Neuhaus
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Fast alle waren trächtig oder hatten bereits ein Fohlen bei sich.
    Das Motorengeräusch erstarb. Zwei Türen klappten und jemand öffnete das Tor, das hinaus zum Feldweg und den Koppeln führte. Die alte Stute spürte die fordernden Lippen des hungrigen Fohlens an ihrem prallen Euter, aber sie stieß es unsanft zur Seite. Sie war plötzlich unruhig. Das waren fremde Männer, die zu dieser ungewöhnlich frühen Stunde in den Stall kamen. Sie machten nicht das Licht an, sondern leuchteten mit Taschenlampen. Ihre Stimmen waren leise und rau, sie rochen fremd.
    Die Stute hatte in ihrem langen Leben nur Gutes von Menschen erfahren und blickte den Männern deshalb neugierig entgegen, als sie die Tür ihrer Box öffneten. Der appetitliche Duft von Hafer kitzelte in ihrer Nase. Ihr Fohlen hatte hinter ihrem großen starken Körper Schutz gesucht, und die Stute zögerte einen Moment, hin- und hergerissen zwischen dem instinktiven Bedürfnis, ihr Fohlen zu schützen, und ihrer Gier nach dem Hafer. Ihre Ohren spielten. Sie machte einen Schritt auf den Eimer zu, dann noch einen, tauchte ihr Maul tief in den Hafer und kaute genüsslich. Hände streichelten ihr Gesicht, legten ihr ein Halfter an. Die Stute legte warnend die Ohren an, als sich der Mann ihrem Fohlen näherte. Aber sie hatte schon viele Fohlen gehabt und wusste,dass Menschen ihnen nichts Böses antaten. Willig folgte sie dem Mann mit dem Hafer hinaus auf die Stallgasse, brummte beruhigend, als ihr Fohlen aufgeregt wieherte und sich dicht an ihre Flanke drängte.
    Die anderen Stuten und Fohlen wieherten nun auch. Sie gehörten zusammen, kannten sich seit Jahren. Wenn die Anführerin ging, folgten die anderen.
    Aber an diesem frühen Morgen war es anders. Die alte Stute schritt ruhig neben dem Mann her zu dem Lkw. Sie war Tausende Male verladen worden und kletterte auch diesmal brav die Rampe hinauf. Ihr Fohlen sprang mit einem Satz hinter ihr her. Schon ging die Trennwand hinter ihnen zu. Der Hafer schmeckte köstlich. Das Fohlen knuffte mit seinem Mäulchen gegen ihr Euter, fand die Zitze und begann zu saugen.
    Gedämpfter Hufschlag, leise Stimmen. Es polterte auf der Rampe, die dunkelbraune Stute wusste, wer mitfahren würde. Ihre alte Gefährtin aus Jugendzeiten, die erst in der vorletzten Nacht ihr Fohlen bekommen hatte. Minuten später stand sie im Abteil neben ihr, brummte ihr zu und kaute ebenfalls Hafer. Die Rampe ging zu. Der Motor sprang an und der Lkw setzte sich schaukelnd in Bewegung.
    Alles war gut, solange ihr Fohlen bei ihr war.

1. Kapitel
    »Hoho, Fritzi! Jetzt bleib doch mal eine Sekunde stehen!«
    Ich hatte den linken Fuß schon im Steigbügel und hüpfte atemlos auf einem Bein neben meinem Pferd her, das es nicht abwarten konnte, endlich wieder einmal ins Gelände zu kommen, und sich aufgeregt im Kreis drehte. Twix, mein braun-weißer Jack-Russell-Terrier, schoss kläffend um uns herum, denn er war genauso wild auf einen Ausritt wie Fritzi. Nach ein paar vergeblichen Versuchen schaffte ich es endlich aufzusitzen und angelte mit dem rechten Fuß noch nach dem Steigbügel, als Fritzi schon antrabte. Er kannte den Weg Richtung Wald und wusste genau, dass er gleich nach Herzenslust galoppieren durfte.
    Seitdem er auf dem Amselhof trainiert wurde, war meistens disziplinierte Arbeit in der Reithalle angesagt und höchstens ein- oder zweimal pro Woche gab es eine kurze Schrittrunde rings um den Hof. Ostern hatte es sogar noch einmal mächtig geschneit, doch nun war der letzte Spätwinterschnee geschmolzen und der Frühling hielt Einzug. Der Himmel war hellblau, die milde Luft voller Düfte und die Sonnenstrahlen wärmten undzauberten das erste blasse Grün auf Wiesen und Felder. Auch in die kahlen Bäume im Wald kehrte das Leben zurück, überall zeigten sich zaghaft winzige grüne Tupfer, die sich bald in dichtes Laub verwandeln würden.
    Ich lenkte Fritzi den sandigen Weg Richtung Waldrand entlang und fasste die Zügel kürzer, denn er bog angeberisch seinen Hals, stellte den Schweif auf, tänzelte und wieherte. Fast hätte man denken können, er wollte Frau Griese und ihrer alten Stute, die auf dem Dressurplatz herumtrabten, imponieren. Er tat so, als würde er sich vor Twix erschrecken, bockte ein bisschen, und ich hatte alle Mühe, ihn manierlich im Schritt zu halten.
    Fritzi hatte sich in den letzten Wochen völlig verändert. Zwar war er immer noch brav und anständig, doch er hatte jede Menge Kraft bekommen und mit seinen fünf Jahren
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