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Charlie und der Diamantenraeuber

Charlie und der Diamantenraeuber

Titel: Charlie und der Diamantenraeuber
Autoren: Nina Petrick
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auch mal eine Erwachsene unserer Meinung.
    Vor der Schokoladenfabrik fährt gerade ein Lieferwagen aus der Lücke. Sofort nutzt MrsCohen die Chance und parkt ein. Wir steigen schnell aus. Ich fühle mich ganz kribbelig, wie vor einer Schulaufführung. Mal sehen, ob sich jetzt alles klären wird. Hoffentlich!
    Schon vor der Tür sehen wir, dass heute etwas Besonderes los sein muss.
    Pudel in Jäckchen und Mäntelchen betreten an der Leine ihrer stolzen Besitzer die Schokoladenfabrik. Einige von ihnen haben blaues und rosa gefärbtes Fell, andere tragen hochtoupierte Haare und Sonnenbrillen. Sie zerren und ziehen an den Leinen ihres Herrchen. »Du lieber Scholli!«, sagt Hanna. Wir staunen alle und wissen gar nicht, wo wir zuerst hinschauen und hinhören sollen. Noch nie habe ich so viele schräge Hunde auf einem Haufen gesehen. Auch in der Lobby wimmelt es von lauter Hunden. Sie beschnuppern sich, bellen, jaulen, bekommen Leckerli, und dazwischen versuchen die Herrchen, Ordnung in das Chaos zu bekommen. Dazu wird gebellt, gekläfft und geknurrt.
    »Du liebe Zeit!«, sagt Steffi ergriffen.
    Als eine zierliche Blondine auftaucht, verschwindet ein Teil der Hunde hinter einer Tür mit einem Schild:
»
Artists
60 only!«
    »Die gehen wahrscheinlich alle zu dieser
dog fashion show
«, meint Steffi.
    Ulli verschlägt es die Sprache, als ihm ein getrimmter Pudel mit pinkem Fell und rot lackierten Krallen entgegenstolziert. Er schüttelt entsetzt seinen Kopf.
    Mrs Cohen hat andere Probleme. Denn Johnny steht nicht hinter dem Tresen. Ein fremder
doorman
begrüßt uns alle höflich. Auf Mrs Cohens Frage nach Johnny antwortet er:
»Johnny has left ten minutes ago«
– und dann kommt der Knaller, als er sagt:
». . . but Mrs Ruth Finn is back
.
She is waiting for you in her apartment.«
    »
Mom is back from hospital?
«, wundert sich Nelli.
    »Aber das verstehe ich nicht! So gut ging es ihr doch gar nicht«, sagt Ulli ratlos. »Eher im Gegenteil . . .«
    Der
doorman
zuckt mit den Schultern.
»Have a nice day!«
    Wir gehen zusammen mit Mrs Cohen zum Fahrstuhl und fahren hoch in Ruths Loft. Mit dem wohlbekannten »Pling« geht die Fahrstuhltür auf. Und wirklich, da sitzt Ruth mit einem roten Stirnband, ansonsten wieder ganz in Schwarz gekleidet, auf einem Stuhl und lächelt uns entgegen. Ihr Kleid ist weit genug geschnitten,um den rosa Gips am Oberschenkel zu verbergen, nur am linken Handgelenk blitzt er etwas hervor.
    Die Erwachsenen rufen und reden nun alle durcheinander, stellen Ruth Mrs Cohen,
the
lawyer
61
, vor. Ich versuche in dem Durcheinander gar nicht mehr, alles zu verstehen. Ich bekomme nur so viel mit, dass Ruth unbedingt nach Hause wollte und auf eigene Verantwortung und natürlich gegen den Rat des Arztes aus dem Krankenhaus entlassen wurde. »Der wollte einfach noch mehr an mir verdienen!«, behauptet sie.
    Blass sieht sie aus. Und dann kommt mir etwas komisch vor, als ich ihr die Hand schüttele. Ich glaube nämlich, sie hat keinen Schimmer, wer ich bin, denn sie sieht mich mit leerem Blick an und versucht zu lächeln. »Hallo, freut mich . . .«, murmelt sie ratlos.
    Steffi hat die kleine Szene mitbekommen und ruft amüsiert: »Ruth, das ist doch Hannas Freundin Charlie! Wahrscheinlich hast du über die ganze Aufregung vergessen, dass wir hier alle in den Osterferien bei dir zu Besuch sind!?« Steffi lacht und bekommt deshalb Ruths Reaktion gar nicht mit.
    Ruth schaut nämlich erschrocken von mir zu Hanna und ich glaube, sie hat wirklich vergessen, wer ich bin und dass wir alle hier ihre Gäste sind. Mensch, das muss ja gruselig sein, wenn plötzlich lauter Menschen in der eigenen Wohnung herumstehen und Dinge behaupten, an die man sich beim besten Willen nicht erinnern kann.
    »Ich habe es wohl für einen Augenblick nicht parat gehabt«, behauptet Ruth jetzt. Sie sieht mich nach wie vor unsicher an. Ich würde zu gerne wissen, was sie gerade denkt.
    Wahrscheinlich hätte sie besser noch im Krankenhaus bleiben sollen.
    Das »Pling« der Fahrstuhltür kündigt jetzt Timmi, Paul und Haus-Babysitterin Mona an. »Wir waren unten im Pool schwimmen!«, ruft Timmi, »es war toll!«
    Und Paul hat Ruth entdeckt und rennt ihr strahlend entgegen.
    Ruth steht auf, wieder habe ich das Gefühl, das sie nicht alle Personen zuordnen kann. Verwundert schaut sie Mona und Timmi an, als habe sie auch sie noch nie zuvor gesehen. Steffi bedankt sich unterdessen bei Mona, bezahlt und verabschiedet sie.
    »Paul!«, ruft Ruth, kniet
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