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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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vermissen«, motzt Maria und wirkt dabei nicht sehr überzeugend.
    »Ich habe es ihnen nicht gesagt«, seufze ich und gehe zu Elena und den Kindern.
    »Was? Ehrlich? Warum nicht?« Maria folgt mir. Schwer lasse ich mich auf einen der Küchenstühle sinken und nehme das weiße Blatt Papier entgegen, das Elena mir reicht.
    »Ging irgendwie nicht«, sage ich nur.
    »Du hast gekniffen. Du bist ein Feigling.« Maria scheint nicht besonders viel Mitgefühl für mich zu haben. »Als Alex gerade gesagt hat, du willst dich vor Mom und Dad outen, da wusste ich sofort, das macht der sowieso nie.«
    »Natürlich werde ich es ihnen sagen… Nur eben jetzt noch nicht.« Ich sehe Maria böse an. »Auch wenn du es dir vielleicht nicht vorstellen kannst, das ist nicht so leicht…«
    Maria zuckt mit den Schultern und macht ein überhebliches Gesicht, dann dreht sie sich um und geht zurück zu Alex, um ihm beim Abtrocknen zu helfen.
    »Ich denke, du darfst nicht aufgeben«, meint Elena leise und lächelt mich aufmunternd an. »Bettina und Joachim sind keine Unmenschen. So schlimm wird es sicher nicht.«
    Vielleicht hat sie recht. Wahrscheinlich hat sie recht. Ja, ganz sicher. Und trotzdem…
    Mit einem blauen Buntstift bewaffnet beginne nun auch ich, das weiße Papier zu bearbeiten. Alex setzt sich neben mich und schaut mir über die Schulter.
    »Was ist das für ein Tier?«, fragt er ernst.
    »Das ist kein Tier… Das bin ich.« Beleidigt schiebe ich meine Unterlippe nach vorne und beuge mich noch etwas tiefer über das Blatt. Konzentriert male ich weiter.
    »Und warum wächst dir da was aus der Brust?« Er klingt amüsiert.
    »Das ist mein Arm…« Ich schmolle.
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber du kannst einfach nicht zeichnen.«
    »Doch!« Ich kritzle weiter. Emma erklärt uns laut, sie wolle das weiße Einhorn, das sie eben gemalt hat, Hörnchen nennen und ihrer Mom schenken.
    »Eure Bilder sind beide wunderschön«, lobt Alex die Zwillinge. »Viel schöner als das, was Tobi da fabriziert. Was soll das eigentlich werden?«
    Ich werfe ihm einen leicht empörten Blick zu. »Das bist du!«
    »Ich?« Er lacht. »Aber warum bin ich so winzig, ich reiche dir ja kaum bis zur Hüfte und was ist das da?« Er deutet auf das Strichmännchen, das ihn darstellen soll.
    »Das ist eines deiner Beine«, erkläre ich.
    »Oh, und ich dachte schon…«
    »Ha, das hättest du wohl gerne.« Ich muss lachen.
    Er grinst. »Und warum bin ich jetzt so klein?«
    »Damit ich dich treten und in den Schrank sperren kann, wenn du mich nervst.«
    »In welchen Schrank?«, fragt er lachend.
    »In den hier.« Und schnell kritzle ich ein Viereck mit Türen auf das Blatt Papier.
    »Das ist grausam«, meint Alex und betrachtet mein Werk.
    »Ich tu's doch auch nur, wenn du mich ärgerst.«
    »Nein, ich meine dein Zeichentalent ist grausam.« Grob nimmt er mir das Blatt aus der Hand und schnappt sich einen Bleistift.
    »Was machst du?« Ich beobachte ihn neugierig.
    »Ich backe einen Kuchen.« Er schüttelt spöttisch den Kopf. »Blöde Frage, Bambi, wonach sieht's denn aus?«
    »Malst du uns?«
    »Hm…« Er beugt sich konzentriert über das Papier und beginnt mit schnellen Strichen und Linien zwei Figuren neben meine Kritzeleien zu zeichnen. Ich sehe ihm dabei zu.
    Langsam werden aus den Formen, Schraffierungen und Strichen Gesichter, Haare, Hälse und Oberkörper. Der Stift in seiner Hand rast über das Papier. Fast könnte man meinen, er hätte einen eigenen Willen. Mit schwungvollen, kleinen und großen Bewegungen tanzt, schwebt und fährt er über die weiße Oberfläche und lässt ein Bild zurück, dass so lebendig erscheint, dass ich das Gefühl habe, es müsste schon seit einer halben Ewigkeit existieren.
    Fasziniert beobachte ich Alex' Hand, die schlanken, langen Finger, die den Bleistift festhalten, ohne ihn zu umklammern oder in seiner Freiheit einzuengen. Immer wieder fallen ihm einzelne Strähnen in die Stirn, er befeuchtet vollkommen konzentriert seine Lippen, zieht die Augenbrauen in Anstrengung zusammen und bemerkt meinen starren Blick nicht.
    Ein kurzer, harter Schmerz durchzuckt mein Schienbein. Ich zucke erschrocken zurück. Elena malt immer noch an ihrem Regenbogenbild, völlig ruhig und unauffällig. Der warnende, versteckte Blick, den sie mir allerdings zuwirft, spricht Bände.
    Ich lächle. Meine Wangen fühlen sich heiß an, schnell schlägt das Herz in meiner Brust. Herrgott, das war
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