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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia
Autoren: A. E. van Vogt
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äußerster Unruhe und Verwirrung. Jedes Lebewesen war unglücklich. Viele trauerten, und einige, wie die Leoparden, waren ständig in zorniger Erregung. Die großen Tiere lagen mit peitschenden Schwänzen angriffsbereit, doch sie wußten nicht, wo und wer der Gegner war, auf den sie sich stürzen wollten.
    Der Mann, der in dieser vierten Nacht den Fußpfad entlang rannte, war blind für den Dschungel und seine Geschöpfe. Er hatte in der Zivilisation gelebt, und die Realität des Tierlebens war seinem Denken so fern wie den meisten lebenslangen Stadtbewohnern.
    Seine Befürchtung war, daß diejenigen, die er im Schiff zurückgelassen hatte, ihn verfolgen und einholen könnten, bevor er zu dem verborgenen kleinen Blockhaus käme. Er hatte es gebaut, nachdem er seinen großen Plan gefaßt hatte, die gigantische Energie im Himmel seinen eigenen Zwecken dienstbar zu machen.
    Warum sollten Menschen für eine Sache sterben? Das war eine Frage, die Marriott sich oft gestellt hatte. Die meisten Leute lebten und starben, ohne daß man sagen konnte, ihre Existenz habe einen höheren Sinn gehabt. Und das war völlig natürlich. Die Natur wußte nichts von einem Prinzip, das dem Leben eines Individuums metaphysische Bedeutung andichtete. Der Mensch hatte dieses Prinzip erfunden, um die eigentliche Sinnlosigkeit seines Lebens vor sich selbst zu vertuschen.
    Trotzdem brachte er es nicht über sich, nun für seine Person in den Schatten der Bedeutungslosigkeit zurückzutreten. Er hatte an der Macht Geschmack gefunden. Der Antrieb zu absoluter Herrschaft war noch stark in ihm … Er konnte nicht aufgeben.
    So hatte er seit langem seinen Frieden mit seiner eigenen Bewußtseinsspaltung gemacht, wie es andere Tyrannen vor ihm getan hatten. Und so wußte er auch jetzt, was er zu tun hatte.
    Am Blockhaus würde er an Bord eines kleinen Flugzeugs gehen. Sein Start würde mit einer Verzögerung von drei Minuten eine nukleare Sprengladung zur Explosion bringen.
    Wie viele Menschen, Tiere und Pflanzen dabei vernichtet würden, kümmerte ihn nicht. Er hoffte nur, daß Morton und Bray unter den Opfern sein würden. Nur seine Haut war wichtig, und sonst nichts. Nur er war real. Andere Leute waren Schatten, die früher oder später verschwinden würden. Warum also nicht jetzt?
    Die zwei Leoparden machten kein Geräusch, als sie auf ihr Opfer zuschnellten. Der Mann sah in seiner Schrecksekunde ein großes Katzengesicht mit glänzenden, gelben Augen und mörderisch gebleckten Zähnen, und das war schon alles.
    Der Tod ist nicht sehr qualvoll, wenn er von Zähnen und Pranken kommt, die mit einem einzigen Biß oder Schlag einen Hals oder eine Schulter zermalmen können. Der männliche Panther griff zuerst an, aber das Weibchen war so nahe hinter ihm, daß sie den Körper innerhalb von fünfundvierzig Sekunden buchstäblich in Stücke rissen.
    Unterdessen war Morton die Geistesverbrüderung mit der leuchtenden Erscheinung gelungen. Seine ersten Worte waren: »Wie können wir Bedingungen herstellen, unter denen die menschliche Rasse, die Irsk und das Mahala-System friedlich zusammenleben?«
    Das fremde Wesen antwortete: »Ich habe keine Autorität, eine solche Übereinkunft zu treffen. Mein originales Selbst wird in etwa zweitausend Jahren hierher zurückkehren. Sie können es dann diskutieren.«
    »Wenn das Ihre endgültige Antwort ist«, sagte Morton, »dann werde ich Sie weiterhin mit Marriotts Methode unter Kontrolle halten müssen.«
    »Ich brauche Ihre Erlaubnis, um den nächsten Lokalbereich zu konsultieren. Es wird eine Weile dauern.«
    »Nehmen Sie sich die nötige Zeit«, sagte Morton. »Sie haben meine Erlaubnis. Geben Sie mir Nachricht.«
    Er zog sich zurück.

 
34.
     
    Morton beobachtete das fremde Mädchen, als es unsicher ins Restaurant kam, beklommen umherblickte und schließlich Anstalten machte, sich an einen Ecktisch nahe beim Eingang zu setzen. Befriedigt stand er auf und ging hinüber. »Isolina?« fragte er.
    Sie war ein schmächtiges junges Ding mit pechschwarzem Haar und einem hübschen Gesicht, das normalerweise ein wenig frech und vulgär aussehen mochte. Aber nicht jetzt. Jetzt starrten die dunklen Augen erschrocken zu ihm auf. »Ja«, hauchte sie. »Aber wer sind Sie?«
    Er lächelte ein breites Lächeln. »Nach Auskunft eines Spiegels, in den ich vor einer Weile mit Schaudern blickte, bin ich ein wulstlippiger, rundgesichtiger, braunäugiger, stämmiger und nicht übermäßig reinlicher Diamantier, ungefähr einen
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