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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia
Autoren: A. E. van Vogt
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weiß das«, sagte Lositeen gleichgültig.
    Morton kehrte hastig in seinen Körper zurück, als Marriott sich wieder an Gerhardt wandte. »Und nun«, sagte er, »geben Sie Oberst Morton eine Dosis.«
    Die Worte erschreckten Morton. Er öffnete den Mund, um zu erläutern, daß Hypnosedrogen bei ihm nicht länger als ein paar Sekunden wirkten. Was ihn für einen kurzen, aber verhängnisvollen Moment zögern ließ, war, daß er beim Aufrichten seines Oberkörpers die Diamantier und die Irsk in sein Blickfeld bekam und in zwei Reihen grauer, brauner und blauer Augenpaare sah, die weit geöffnet auf diese Szene starrten; und er begriff, daß sie nicht verstanden, was hier vorging.
    Bevor er weiterdenken konnte, geschahen mehrere Dinge fast gleichzeitig.
    Gerhardt hob die Waffe, zielte auf Morton – und zog nur einen der beiden Drücker durch.
    Morton, der seinen Körper in Erwartung eines kurzen chemischen Schocks angespannt hatte, fühlte keinerlei Reaktion; und als Marriott sich über ihn beugte, um auch ihm die hypnotischen Instruktionen zuzuflüstern, war es Morton, der zuerst flüsterte:
    »Passen Sie auf, Marriott! Hypnose wirkt bei mir nicht. Auf welche andere Weise kann dies bewerkstelligt werden? Ich bin bereit, alles zu tun.«
    Der Schock mußte furchtbar gewesen sein. Marriotts Ausdruck zeigte klar, daß er keine andere Lösung wußte.
    Alle Farbe verlor sich aus seinem schmalen Gesicht. Als er sich aufrichtete, taumelte er. Und er war offensichtlich in einem benommenen Zustand, denn er hob mechanisch seine Hände und klatschte sie neben Lositeens Kopf.
    Morton war entsetzt. Das mußte die Dunkelheit von der Kontrolle befreien, die die Lositeenwaffe über sie ausübte. Und was Lositeen machen würde, war völlig offen. Möglicherweise würde er seine Waffe zurückhalten und gar nichts tun.
    Morton sah keine Alternative. Er murmelte die elf Codezahlen ins Mikrophon des Miniatursenders seiner Uniform, die das DAR-Gebäude in Capodichino aktivieren würden.
    Bevor er Marriott verständigen konnte, der als einziger qualifiziert war, die Abwehreinrichtungen der Station in geeigneter Weise zu steuern, zog ein Mitglied der diamantischen Delegation eine Pistole und feuerte. Die Kugel schlug die Hypnosewaffe aus Gerhardts Fingern. Sie klapperte auf den Boden und kam unweit der Wand unter einem Ventilatorgrill zur Ruhe. Ein weißer Nebel stieg von der beschädigten Waffe auf und wurde vom Ventilator eingesogen.
    Marriotts erste Wahrnehmung nach dem Schock: Er fühlte die Rückkopplungseffekte von Alpha- und Betawellen in seinem Gehirn. Er hob seinen Kopf, und eine vage Hoffnung keimte auf. Einen Moment später wußte er, was es war, und sofort kam der triumphierende Gedanke, daß es doch noch möglich sei, die Niederlage in einen Sieg umzuwandeln … Dies wird die Dunkelheit während der Zeit, die ich brauche, zurückdrängen.
    Schon rannte er zur Tür und hinaus. Weil er jedermanns Freund war, hielt niemand ihn auf. Aber sein fluchtartiger Abgang löste Bestürzung und Konfusion aus.
    Alle erstarrten. Morton sah den Mann mit der Pistole in der Mitte der diamantischen Unterhändler stehen. Wer war er? Was war sein Rang? Und welcher unselige Impuls hatte ihn veranlaßt, in dieser Situation eine Waffe zu ziehen und zu schießen?
    Die Unterhändler der Irsk wählten diesen Augenblick, um sich mehrere Schritte zurückzuziehen. Was die plötzliche Bewegung so vieler Individuen bedeutete, war den Diamantiern natürlich nicht ersichtlich. Jedes Mitglied der menschlichen Delegation, einschließlich der Leiter, langte in seine Kleidung. Wie ein Mann zogen sie ihre verborgenen Waffen, die sie trotz aller gegenteiligen Verpflichtungen und Beteuerungen mitgebracht hatten. Und alle schienen plötzlich vergessen zu haben, warum sie gekommen waren.
    Mit donnerndem Krachen wurde der Tisch umgeworfen. In seiner Deckung kauerten oder knieten sie.
    Nach ein paar Sekunden bewegte sich nichts mehr. Die Irsk waren alle durch die offenen Türen hinter ihnen geflohen. Morton lag flach auf seiner Bahre und konnte nicht viel sehen, aber er hörte, wie während des Durcheinanders eine Anzahl von Schüssen krachte und mindestens ein halbes Dutzend Kugeln gegen Wände aus Metall und unzerbrechlichem Plastik knallten und durch den Raum heulten.
    Morton lag leise fluchend auf seiner Bahre, praktisch ungeschützt und sehr verwundbar. Als der Lärm ein wenig nachließ, rief er den Diamantiern wütend zu, sie sollten aufhören, sich wie Idioten zu
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