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Chandler vom Smaragd-Atoll

Chandler vom Smaragd-Atoll

Titel: Chandler vom Smaragd-Atoll
Autoren: U. Voss
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Jetzt ist er nicht mehr materiell, sondern eine reine Welle, die sich naturgemäß mit Lichtgeschwindigkeit vorwärtsbewegen will. Es ist eine Frage der Übung und des Könnens, in der aktuellen Dimension des zurückgelassenen Körpers zu bleiben. Zu schnell überschreitet ein ungeübter Spirit die Dimensionsgrenzen und gerät  in andere Sphären.
     
    Er bewegt sich durch den Raum nach oben, immer höher, bis er die Konturen und Umrisse der beiden großen Kontinente auf Forresterra sehen kann. Sein Spirit kann die Geschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen erreichen. Er setzt diese Geschwindigkeit kontrolliert ein. Jetzt ist er hoch oben im Weltraum, in der Höhe, wo die Satelliten den Planeten umkreisen. Über dem Kontinent Malda geht er nach unten, beobachtet und sucht. Bilder rasen im Stakkato an seinen inneren Augen vorbei. Er verringert die Fluggeschwindigkeit und fliegt über riesige Weidegebiete und große Fabrikanlagen hinweg. Er sieht, dass sie sich weit ins Unterirdische erstrecken. Er sieht Rüstungsanlagen und Fabriken, in denen Kühlaggregate und Kühlgeräte hergestellt werden. Das Wasser der Flüsse ist dort, wo die Stahlindustrie und die angegliederten Rüstungsanlagen ihre schmutzigen Abwässer hineinspucken, gelb und rostig und aus den Schornsteinen der Fabriken steigt gelblicher Rauch. Dort wo die Kühlanlagen produziert werden, entstehen hohe Mengen an FCKW-/FKW, die bekannten klimaschädlichen Fluorkohlenwasserstoffe.
     
    Michael ist hellwach. Er beobachtet alles genau und nimmt alles auf. An Entspannung ist nicht mehr zu denken. Denn er muss abwehrbereit sein, falls die Dunklen Herrscher von Malda, die Dunkelelfen, ihn bemerken und angreifen sollten. Noch hat ihn niemand bemerkt.
    Er verweilt kurz über der riesigen umzäumten Weideanlage, die nun das Gefängnis der geraubten Horsa ist. Er sieht die verzweifelten Horsa gegen die 4 Meter hohen Elektrozäune anrennen. Bald, wenn Donata sie nicht befreit, werden sie sich in ihr Schicksal ergeben. Denn die Elektroschläge zermürben und erschöpfen und schmerzen höllisch, sind aber nicht tödlich. Die Malda wollen sie nicht töten. Noch nicht.
     
    Michael schmerzte die Verzweiflung der gefangenen Horsa. Er schwebte über ihnen und konnte als Spirit nichts für sie tun. Nur in seinem Körper würde er ihnen helfen können.
    Der Gedanke allein reicht aus, dass der Spirit in den Körper zurück will. Es ist wie ein Befehl und der Spirit wäre innerhalb von Lichtgeschwindigkeit im Körper zurück, wenn das Bewusstsein nicht eingreift. Aber hier bestimmt Michaels Wille das Geschehen. Er setzt einen Punkt oberhalb der Strandvilla als Ziel, reduziert dann die  Geschwindigkeit vom Fliegen auf Gleiten, danach Schweben. Spirit und Körper vereinen sich wieder.
Wie lange war er weg. Ein Blick auf die Uhr klärt auf. Noch eine Stunde bis Mitternacht. Sein Entschluss ist schon gefallen. Er wird Senatorin Donata bei der geheimen Befreiungsaktion helfen. Denn die Malda werden immer frecher. Ihre nächtlichen Raubüberfälle werden derzeit immer dreister. Allthania muss Stärke zeigen, um die Maldaner in gewisse Schranken zu verweisen.
     
    Michael veranlasste, dass der bequeme Sessel aus der Schlaflage in die Sitzposition ging. Wie immer, wenn er nachdachte, verkreuzte er die Hände hinter den Kopf und schloss die Augen. Was er in Malda gesehen hatte, war schlecht gewesen. Die Industrialisierung und besonders die Aufrüstung des Königreiches Hesak waren besorgniserregend.
    Was er in Malda nicht gesehen hatte, war gut gewesen. Nirgendwo Dunkelelfen. Weder in persona noch immaterielle Spirits.
    Sie würden nur zu viert sein. Donata, Grant, Hermes und Michael. Bei einer geballten Anwesenheit von Dunkelelfen wäre das Harakiri – nur für den Körper, nicht für den unsterblichen Spirit.
    Aber Michael liebte seinen Körper und seine Existenz als Senator von Allthania. Die älteste Person Allthanias, Aristo, war schon weit über 2000 Jahre alt und würde vermutlich noch, wie von Leonardo errechnete, weitere 1000 Jahre leben können, bevor seine Zellerneuerung nicht mehr in der Lage wäre, frische lebensfähige Zellen zu regenerieren.
     

„Oh, das ist aber eine schöne Hose“ bemerkte Aki.
    Helen sah an sich runter. Natürlich, die Caprihose.
    „Ich hätte auch gerne was Schickeres zum Anziehen“. Aki fuhr mit ihren Händen durch die an Algenschnüren aufgereihten und verflochtenen runden Perlenblüten, die ihre Hüfte wie ein dicht gewebtes Tuch bis
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