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Cato 09 - Gladiator

Cato 09 - Gladiator

Titel: Cato 09 - Gladiator
Autoren: Simon Scarrow
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Dame. Aber ich sollte dich vielleicht besser in Ruhe lassen, damit du mit dem Verlust fertigwerden kannst. Außerdem ist das Männerarbeit. Nichts für ungut, aber du wärst nur im Weg.«
    »Ach, wirklich?« Julia kniff die Augen zusammen. Sie ließ den nassen Umhang von den Schultern gleiten und auf die Decksplanken fallen. Dann ging sie in die Hocke, ließ sich in den Frachtraum hinuntergleiten, hob ächzend eine Truhe hoch und wuchtete sie aufs Deck. Macro zuckte mit den Schultern.
    »Wie du willst, Herrin.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Ich kümmere mich jetzt mal besser um die Toten.«
    »Die Toten?« Sempronius musterte ihn fragend. »Für die kommt doch wohl jede Hilfe zu spät, oder?«
    »Wir müssen Ballast abwerfen. Auch die Toten müssen über Bord, Herr«, erklärte Macro geduldig. »Der Tod ist für mich kein Fremder, also überlass das mir.«
    »Über Bord?« Sempronius blickte zum Maststumpf, wo Jesmiahs Leichnam lag. »Sie auch?«
    »Ja, Herr.« Macro nickte betrübt. »Sie auch.«
    »Was für eine Schande«, murmelte Sempronius mit Blick auf das tote Mädchen. »Sie hat nicht viel vom Leben gehabt.«
    »Mehr als manch andere, Herr. Außerdem gibt es hässlichere Tode.« Macro dachte an die Belagerung der Zitadelle von Palmyra, bei der er Jesmiah kennengelernt hatte. Wäre die Zitadelle gefallen, hätte man sie wie alle anderen Frauen erst gefoltert oder vergewaltigt und dann erschlagen. Aber der Senator hatte Recht: Jesmiahs Leben hatte vorzeitig geendet, gerade in dem Moment, als es eine Wendung zum Besseren genommen hatte. Seufzend ging Macro zum Maststumpf hinüber und bückte sich. Jesmiah war noch immer mit einem Seil festgebunden. Macro zog seinen Dolch, trennte das raue Tau durch und warf es beiseite. Er schob die Waffe in die Scheide, schob die Hände unter die Tote und hob sie hoch. Jesmiahs Kopf sank auf die Schulter, als ob sie nur ein Nickerchen machte, und Macro trug sie zur Bordkante und hob sie über die Reling.
    Er warf einen letzten Blick auf ihr junges Gesicht, dann senkte er sie Richtung Meer hinab und ließ sie fallen. Ihr Haar und ihre Kleidung bauschten sich im Wasser, dann stieß sie gegen den Rumpf und wurde von der Strömung fortgetragen. Seufzend wandte Macro sich dem nächsten Leichnam zu. Es gab nur drei weitere Tote; die anderen waren wie Cato über Bord gespült worden, als die Riesenwelle die Horus getroffen hatte. Bei dem Gedanken an seinen Freund hielt Macro inne. Cato war für ihn eine Art Familienersatz. Nachdem sie jahrelang Seite an Seite gedient hatten, betrachtete er ihn als seinen Bruder. Jetzt war Cato tot. Macro verspürte eine bedrückende Leere in seinem Herzen, doch die Trauer würde erst später einsetzen, wenn er Zeit zum Grübeln hatte.
    »Armer Cato, das Wasser hat er noch nie gemocht …«
    Er schüttelte betrübt den Kopf und wandte sich dem letzten Toten zu, einem kleinen, mageren Kaufmann, der in Cäsarea an Bord gekommen war. Ächzend hob er ihn hoch und schleuderte ihn so weit wie möglich ins Wasser, dann ging er zur Decksluke, um den Seeleuten dabei zu helfen, Ballast über Bord zu werfen.
    Der brennende Schmerz in Catos Lunge schien gar kein Ende mehr zu nehmen, doch als sich ihm die Sicht bereits trübte, nahm er im finsteren Wasser einen Lichtschimmer wahr. Mit letzter Kraft machte er Schwimmbewegungen mit den Beinen und fasste neue Hoffnung, als der Lichtfleck größer wurde. Offenbar kam er der Wasseroberfläche näher. Dann, als der Schmerz schier unerträglich wurde und Cato Angst bekam, er könnte das Bewusstsein verlieren, knackte es laut in seinen Ohren, und er tauchte auf. Sogleich begann er Wasser auszuhusten und saugte unter Schmerzen Luft in die Lunge, während er kraftlos Wasser trat, um nicht gleich wieder unterzugehen.
    Eine Zeit lang japste er nach Luft. Wellen schlugen ihm ins Gesicht und in den Mund, was neuerliches Würgen und Spucken zur Folge hatte. Die Augen brannten ihm so sehr, dass er sie schließen musste, während er sich bemühte, an der Oberfläche zu bleiben. Die Tunika und die klobigen Militärstiefel erschwerten es ihm, sich über Wasser zu halten. Hätte er noch mehr am Leib gehabt, wäre er bestimmt schon ertrunken. Allmählich kam er wieder zu Atem, das Dröhnen des Herzschlags in seinen Ohren verstummte. Blinzelnd schlug er die Augen auf und ließ den Blick über die bewegte See streifen.
    Zunächst sah er nichts als Wasser, dann wandte er den Kopf und machte die kretische Küste aus. Sie
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