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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Rang zu bitten und in die bequeme Rolle als Macros Optio zurückzuschlüpfen.
    Macro war inzwischen mit seinen Stiefelbändern fertig, stand auf und griff nach seinem scharlachroten Militärumhang.
    »Komm schon, Cato! Auf die Beine. Los geht’s.«
    In den Korridoren vor den Krankenzimmern wimmelte es von Sanitätern und Verwundeten, während immer mehr Verletzte eintrafen. Wundärzte drängten sich durch, machten sich ein knappes Bild von den Verwundungen und ließen die tödlich Verletzten in den kleinen Saal an der hinteren Wand bringen, wo man sie so gut wie möglich bettete, bevor der Tod sie abrief. Der Rest wurde untergebracht, wo immer sich ein Plätzchen auftreiben ließ. Da Vespasian den Feldzug gegen die Hügelfestungen der Durotriges fortsetzte, war das Lazarett von Calleva längst bis an den Rand gefüllt, doch der neue, im Bau befindliche Lazarettblock war noch nicht fertig gestellt. Die fortgesetzten Überfälle auf die Nachschublinien brachten zusätzliche Patienten in das ohnehin überfüllte Gebäude, und inzwischen wurden die Männer schon auf einfachen Matten zu beiden Seiten des Korridors gebettet. Zum Glück war Sommer, sodass sie nachts wenigstens nicht froren.

    Macro und Cato machten sich auf den Weg zum Haupteingang. Nur mit Tunika und Umhang bekleidet, die sich nicht von denen eines einfachen Soldaten unterschieden, trugen sie ihre Offiziersstöcke als Rangabzeichen, und die anderen Männer machten ihnen respektvoll Platz. Macro trug außerdem das Filzfutter seines Helms auf dem Kopf, einerseits um seine Wunde zu verbergen – er hatte die angeekelten Blicke der einheimischen Kinder satt –, überwiegend aber, weil die Narbe sonst an der frischen Luft schmerzte. Cato trug den Offiziersstock in der Rechten und hielt den linken Ellbogen abgewinkelt, um seine verletzte Seite zu schützen.
    Der Lazaretteingang führte auf die Hauptstraße des befestigten Nachschublagers, das Vespasian in unmittelbarer Nachbarschaft zu Calleva errichtet hatte. Vor dem Eingang standen mehrere leichte Wagen, und vom letzten wurden noch immer Verwundete abgeladen. Auf den Ladepritschen lag ein Durcheinander herrenloser Ausrüstungsgegenstände in schmierigen Blutlachen.
    »Die Gegner werden ganz schön ehrgeizig«, bemerkte Macro. »Das hier ist nicht das Werk eines kleinen Überfallkommandos. Sieht so aus, als würden sie mit einer richtigen Truppe zuschlagen. Sie werden von Mal zu Mal frecher. Wenn das so weitergeht, werden die Legionen bald ein richtiges Nachschubproblem bekommen.«
    Cato nickte. Die Lage war ernst. General Plautius hatte sich bereits genötigt gesehen, eine Kette befestigter Lager anzulegen, um die langsamen Fuhrwerke der Nachschubkonvois zu beschützen. Mit jeder neuen Garnison, die angelegt wurde, standen weniger Soldaten für die Front zur Verfügung, und in diesem geschwächten Zustand würden die kämpfenden Truppen sich irgendwann als unwiderstehliches Ziel für Caratacus erweisen.
    Die beiden Zenturionen eilten zum Lagertor, wo die kleine Garnison sich gerade eilig formierte. Die Männer hantierten an ihren Bändern und Gurten, während Zenturio Veranius, Kommandant der Garnison, wilde Beschimpfungen in die Barackeneingänge brüllte und mit dem Stock nach den Nachzüglern schlug, die, mit ihrer Ausrüstung kämpfend, auf ihre Kameraden zustolperten. Macro wechselte einen wissenden Blick mit Cato. Die Garnison bestand aus dem Ausschuss der Zweiten Legion, nämlich aus den Männern, die Vespasian auf seinem Blitzfeldzug ins Herzland der Durotriges nicht gebrauchen konnte. Die jämmerliche Qualität der Soldaten konnte einem erfahrenen Auge nicht entgehen und war eine herbe Beleidigung für Macros Berufsehre.
    »Scheiße noch mal, wie muss dieses Chaos auf die Einheimischen wirken. Wenn das irgendwie aus Calleva raussickert, kapiert Caratacus, dass er jederzeit hier einmarschieren und Verica mit einem einzigen Arschtritt rausschmeißen kann.«
    Verica, der greise Atrebateskönig, war seit der Landung der Legionen in Britannien vor einem Jahr mit den Römern verbündet. Es war ihm auch gar nichts anderes übrig geblieben. Im Austausch für seine Reinthronisation als König der Atrebates hatte er sich noch vor dem Vorrücken der Legionen gegen Caratacus’ Hauptstadt Camulodunum zum Bündnis verpflichtet. Sobald der Feldzug sich auch gegen die feindlichen Stämme im Südwesten richtete, hatte Verica General Plautius die Stadt Calleva bereitwillig als Operationsbasis angeboten, so dass man
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