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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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erhoben. Als sie von Vitellius’ Überfall im Moor berichteten, taten sie dies mit einer Schlichtheit, die sämtliche Zweifel, die Vespasian jemals hinsichtlich des Tribuns gehegt hatte, nachträglich bestätigte.
    Macro beendete seinen Bericht, und nach kurzem Schweigen wog Vespasian ihre Auslassungen sorgsam ab, während er alle drei Männer nacheinander scharf musterte.
    »Bist du dir auch ganz sicher, Zenturio? Willst du deine Anschuldigungen gegen den Tribun wirklich aufrecht erhalten? «
    »Jawohl, Herr!«
    »Deine Aussage wird vor einem Gericht recht unglaubwürdig klingen. Bist du dir dessen bewusst?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Also gut. Na schön. Ich werde eure Aussagen ernsthaft in Betracht ziehen und euch meine Entscheidung baldmöglichst wissen lassen. Ihr seid entlassen.«
    »Herr?«
    »Was gibt es noch, Optio?«
    Der junge Cato wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich verstehe noch immer nicht ganz, weshalb wir als Deserteure geführt wurden, Herr.«
    »Die Anschuldigung wurde fallen gelassen«, antwortete Vespasian kurz angebunden. »Es ist euch kein Schaden entstanden.«
    »Schon, Herr, aber wie kam es überhaupt dazu?« Wer – ?«
    »Ein Irrtum, Optio. Lassen wir’s dabei bewenden. Ihr seid entlassen.«
    Als Macro und Cato die Zeltklappe anhoben, rief Vespasian ihnen nach: »Noch etwas. Ich möchte euch dafür danken, dass ihr die Nachhut alarmiert habt. Hätte Plinius nicht das Kolonnenende gehalten, hätten wir wohl kaum bis zum Eintreffen der Vierzehnten ausgehalten. Und jetzt ruht euch erst einmal aus. Wartet draußen, dann lasse ich euch von meinem Adjutanten etwas Warmes zubereiten.«
    »Danke, Herr«, erwiderte Macro.
    Als er mit Vitellius allein war, überlegte sich der Legat sorgfältig sein weiteres Vorgehen. Vitellius galt bislang offiziell als Held, der allein auf Togodumnus’ Streitmacht gestoßen war. Da ihm der Rückweg zur Zweiten Legion versperrt gewesen war, hatte er sich zur Vierzehnten gewandt und sie veranlasst, kehrtzumachen und einzugreifen, so dass die Zweite Legion im letzten Moment vor der Vernichtung bewahrt worden war. Folglich war der Tribun von allen Seiten mit Lob für sein heldenhaftes Verhalten überhäuft worden. Und dennoch hatten die beiden Männer von Verrat und Betrug gesprochen.
    »Ich nehme an, du wirst diese wilden Behauptungen nicht weiterverfolgen, Herr?«
    »Das ist schon eine erstaunliche Geschichte. Meinst du nicht auch?«
    »Ja, aber eben bloß eine Geschichte. Und wie bei den meisten Geschichten ist kein Körnchen Wahrheit darin enthalten.«
    »Sollten die übrigen Männer der Patrouille ihren Bericht bestätigen, wird es eng für dich.«
    »Keineswegs«, erwiderte Vitellius gewandt. »Dann steht mein Wort gegen ihres. Das Wort des Sohns eines Konsuls gegen das von Soldaten. Was meinst du wohl, wem ein Gericht Glauben schenken wird, nachdem ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe, um die Legion vor dem sicheren Untergang zu bewahren? Bestenfalls werden sie ein Gesicht machen, als hätten sie saure Weintrauben gegessen. Schlimmstenfalls werden sie von einer politischen Intrige ausgehen, und das dürfte dem römischen Plebs kaum gefallen – der hat eine Vorliebe für Helden, habe ich mir sagen lassen. Ich an deiner Stelle würde die Angelegenheit fallen lassen.«
    Vespasian lächelte. »Auch Helden sollten ihre Vorgesetzten mit ›Herr‹ anreden«, bemerkte er in ruhigem Ton.
    »Ich bitte um Verzeihung – Herr.«
    »Gehen wir mal davon aus, dass der Zenturio die Wahrheit gesagt hat. Wie hast du von der Truhe erfahren? «
    Vitellius antwortete nicht gleich, sondern musterte den Legaten erst einmal abschätzend. »Du weißt, ich könnte es abstreiten, überhaupt von der Truhe gewusst zu haben. Schließlich hatte ich Befehl, nach Togodumnus Ausschau zu halten. Ich könnte behaupten, ich wäre zufällig zur selben Zeit mit deinem kleinen Trupp im Moor aufgetaucht. Dichter Nebel, ein Fall von Verwechslung … alles nachvollziehbar. «
    »Nachvollziehbar, aber unwahr.«
    »Natürlich ist es nicht wahr, Herr. Aber darauf kommt es nicht an.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es keine Folgen haben wird. Von dem, was wir hier im Zelt besprechen, wird kein Wort nach draußen dringen.«
    »Und warum nicht, Tribun?« Vespasian lächelte.
    »Dazu komme ich gleich. Da du so begierig bist, die Wahrheit zu erfahren, will ich dich ins Bild setzen. In Wahrheit hat Narcissus mir von der Truhe erzählt.«
    »Narcissus?«
    »Noch vor unserem Aufbruch vom Stützpunkt am Rhein hat er
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