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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden
Autoren: V.C. Andrews
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und vor diesem Ort davongerannt, Annie.«
    »Ich weiß.« Ich blickte lange auf eines der Fotos von Mammi auf meinem Toilettentisch. Es gehörte zu meinen Lieblingsfotos, denn auf ihm blickte sie zu den Willies hinüber, wobei offenbar irgendeine schöne Erinnerung ihre kornblumenblauen Augen zum Leuchten brachte. »Aber sie hatte die Fähigkeit, nach dem Unwetter die Regenbogen zu sehen, deshalb glaube ich, sie wäre auch zu Tonys Beerdigung gegangen, Tante Fanny.«

 
    24. K APITEL
     
    M EIN P RINZ
     
     
     
    Als wir uns zur Abreise fertigmachten, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn wir jetzt gleich in unsere Flitterwochen fliegen würden. Was wäre, wenn wir einfach das Schicksal herausfordern, wenn wir davonlaufen und heiraten würden? Dann wäre dies die romantischste, zärtlichste Reise unseres Lebens. Stewardessen und andere Fluggäste würden verstohlen beobachten, wie wir uns aneinanderschmiegten. Sie würden still vor sich hinlächeln und dabei denken, wie schön junge Liebe doch sein konnte!
    Als Luke mir in den Wagen half, der uns zum Flughafen bringen sollte, sah ich in sein Gesicht und konnte nur das eine denken: Wir gehören zusammen. Sollten wir uns wirklich unser ganzes Leben dagegen sperren? Man brauchte sich ja nur das Schicksal meiner Eltern vor Augen halten oder an die Pein denken, die Tony mitgemacht hatte. Warum sollten wir nicht das Glück wählen?
    Während der Fahrt zum Flugplatz und während des Fluges überlegte ich unaufhörlich, ob ich Luke von dem Brief in der Spielzeughütte erzählen sollte oder nicht. Luke war während der Reise bislang sehr höflich, fast förmlich gewesen. Ich wußte, daß er versuchte, eine Wand zwischen seinen Gefühlen und mir aufzubauen, aber es war eine Qual für uns beide. Bald wußten wir uns keine unverfänglichen Dinge mehr zu erzählen, und jedesmal, wenn unsere Augen sich begegneten, pochten unsere Herzen so stark, daß unsere Gesichter sich dunkelrot färbten. Der Leidenschaft in uns würden wir nicht so einfach trotzen können. Da wäre es noch leichter, die im Rhythmus der Gezeiten hin- und herströmenden Meeresfluten zum Stillstand zu bringen oder die Blitze zu besänftigen, die über den Sommerhimmel zuckten.
    Weil das Schicksal von Troy und Mammi dem von Luke und mir so sehr ähnelte, hatte ich das Gefühl, daß er erfahren müsse, wie sehr auch sie gelitten hatten. Sicherlich würde er dann besser begreifen, warum Mammi so unglücklich über unsere Freundschaft gewesen war.
    Ich begann mit der Spielzeughütte; dann erzählte ich von meiner Entdeckung. Als ich einige von Troys Worten zitierte, traten Tränen in seine dunkelblauen Augen.
    »Ich kann ihn sehr gut verstehen. Auch ich würde gerne der Welt den Rücken zukehren und allein auf der anderen Seite des Irrgartens leben«, sagte Luke.
    »Nein, Luke, du darfst dich nicht von der Welt zurückziehen, so wie er es getan hat. Du mußt dir deinen Wunschtraum erfüllen und Arzt werden, und du mußt Liebe finden, reine, vollkommene, unschuldige Liebe. Du hast das wirklich verdient.«
    »Und du?«
    »Ich werde das gleiche tun…«
    »Du bist keine gute Lügnerin, Annie. Deine Augen verraten dich.«
    »Nun gut, ich werde es versuchen«, beharrte ich.
    Er lächelte dieses arrogante Casteelsche Lächeln, das ich auch von Drake kannte.
    »Luke Toby Casteel, du bist auch nicht allwissend.«
    Sein Gesicht wurde auf einmal weich und traurig wie das eines kleinen Jungen.
    »Ich weiß, was ich in meinem Herzen fühle und was du in deinem fühlst.«
    »Trotzdem werde ich es versuchen, und du solltest das auch tun«, wiederholte ich in nicht besonders überzeugendem Tonfall. Dann wandte ich mich von ihm ab, damit er meine Tränen nicht sehen konnte.
    Luke schlummerte während des restlichen Fluges, und ich starrte aus dem Fenster auf die winzigen Häuser und Straßen unter mir und wünschte mir erneut, wir würden in einer Tatterton-Spielzeugwelt leben, in der Träume wahr werden könnten.
    Am Flughafen in Boston mieteten wir uns einen Wagen und machten uns auf den Weg nach Farthy. Unwillkürlich mußte ich wieder an Tonys Aufregung während meiner ersten Fahrt nach Farthy denken, als ich gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Er war damals so glücklich gewesen und so erpicht darauf, mir zu helfen! Wie hätte ich mir jemals vorstellen können, welchen Verlauf die Dinge bald darauf nehmen würden? Wenn Mammi eine Möglichkeit gehabt hätte, mir mehr über ihre Vergangenheit zu erzählen,
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