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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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fragte ich Tony.
    »Natürlich. Farthy wäre nicht Farthy, wenn sie nicht da wären.«
    »Rye Whiskey?« Logan lachte.
    »Eigentlich heißt er Rye Williams, aber jeder nennt ihn Rye Whiskey.«
    »Nicht jeder«, sagte Tony. »Ich wahre zumindest den Anschein von Würde, wenn es um meine Dienstboten geht.«
    Ich lenkte meinen Blick aus dem Fenster. Ich wollte in Farthinggale vorfahren genau so wie das erste Mal. Ich wollte dieselbe Aufregung spüren, dasselbe Gefühl, etwas Neues zu erleben. Ich erinnerte mich daran, wie beeindruckt ich war, daß ein Haus einen Namen hatte. Doch jetzt dachte ich, wie richtig das war, denn für mich war Farthy wie etwas Lebendiges mit einer Persönlichkeit, mit Erinnerungen und mit Vergangenheit, wie eine Matrone, die still und aus dem Hintergrund regiert. Obwohl es mir schwer fiel, es einzugestehen, war es ein Heimkommen für mich. Ich kehrte zurück zu einem Teil von mir, den ich eigentlich hatte überwinden wollen, als ich Logan heiratete.
    Wir fuhren nach Norden. Bald schon wurde die Straße gesäumt von riesigen, schattenspendenden Bäumen und grünen Wiesen. Es war ein schöner Sommertag, und das Laubwerk hatte sich voll entwickelt.
    »Weißt du«, sagte Logan, während wir dahinfuhren, »mir ist noch nie aufgefallen, daß diese Gegend so ähnlich aussieht wie die Willies, nur ohne die Berge und die Hütten. Diese Häuser sehen etwas anders aus als unsere Hütten, nicht wahr, Heaven?«
    »Ja«, sagte ich. »Aber die Willies wären nicht die Willies ohne sie«, fügte ich sanft hinzu.
    »Wir werden in Winnerow leben«, erklärte Logan schnell. »Wir bleiben die nächste Zeit noch in der Hütte, aber dann bauen wir demnächst etwas Richtiges.«
    »Stimmt das?« fragte Tony und rückte ein bißchen näher an Logan heran. Fast konnte ich seine Gedanken lesen. Er war dabei, seine ursprüngliche Meinung über Logan zu ändern. Er spürte, daß da mehr war, als er erwartet hatte. »Nun gut, ihr werdet gleich etwas ganz Wichtiges von hier sehen«, fügte er hinzu. »Farthy wurde von meinem Ur-Ur-Ur-Großvater gebaut, und immer der älteste Sohn, der es übernimmt, verbessert etwas daran.«
    »Wirklich?« fragte Logan mit großen Augen. Er wandte sich mir zu. Sein Gesicht glühte vor Aufregung, so daß er mich einen Augenblick lang an einen kleinen Jungen erinnerte, der ein tolles, neues Spielzeug zum Geschenk bekommen hat.
    »Wir werden es gleich sehen«, kündigte Tony an. Logan beugte sich nach vorn, um durch eine Lücke zwischen den Bäumen zu spähen. Miles lenkte das Auto eine lange, schmale Privatauffahrt hinauf, die durch ein hohes, schmiedeeisernes Tor gesichert wurde. Auf dem Torbogen prangte in schöner, verschnörkelter Schrift das Wort: F ARTHINGGALE M ANOR .
    »Einmal bin ich zu diesem Tor geritten«, sagte Logan versonnen. »Ich versuchte, den Mut zu fassen, hindurchzugehen und Heaven zu besuchen.«
    »Ja? Anscheinend haben sich deine Geduld und Ausdauer bezahlt gemacht«, sagte Tony und zwinkerte mir zu. Ich drückte meine Nase an das Fenster und sah die Tannen, Eichen und Pinien vorbeirauschen, als wir auf die runde Auffahrt zufuhren. Dann tauchte das große, graue Steinhaus vor uns auf. Das rote Dach ragte weit hinauf in den Himmel und bildete einen scharfen Kontrast zu dessen Kobaltblau. Ich wunderte mich, daß mir der Anblick immer noch den Atem nahm. Ich sah, daß auch Logan beeindruckt war.
    »Es sieht tatsächlich wie ein Schloß aus«, sagte er.
    »Und die Prinzessin kehrt heim«, fügte Tony hinzu, legte seine Hand auf meine und lächelte.
    Miles fuhr den Wagen vor die breite Treppe, die zu der handgeschnitzten, gebogenen Eingangstür führte.
    »Und nun beginnt die Besichtigung«, rief Tony. Ich spürte Logans Aufregung und Begeisterung, als er den Rest seines Drinks herunterkippte und überstürzt das Auto verließ. Ich stieg sehr viel langsamer aus. Plötzlich hatte ich ein bißchen Angst. Ich blickte schnell hinüber zu den hohen Hecken, die das englische Labyrinth formten. Am anderen Ende dieser Gänge lag Troys kleine Hütte. Trotz des hellen Sonnenscheins und des blauen Himmels schien es mir, als hinge ein Nebel über diesen Hecken, der ihr Geheimnis verhüllte.
    Logan wußte nicht, wohin das Labyrinth führte, aber er wußte sehr wohl, wieviel mir Troy einst bedeutet hatte. Er wußte sogar von unserer kurzen und tragischen Verlobung. Er hatte das alles erfahren, als ich mit einem Nervenfieber in meiner Hütte gelegen und er mich gesund gepflegt hatte. Es
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