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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
Autoren: Ally Condie
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Tablette.«
    Das ist meine Aufgabe. Ich nicke und öffne den Metallbehälter.
    »Wir müssen ihm die Tablette vor dem Terminal verabreichen«, erinnere ich die Eltern. Die Mutter hält den Kleinen noch ein wenig höher, so dass sein Gesicht für die Aufzeichnungen der Terminalkamera deutlich sichtbar ist.
    Mir haben diese kleinen Immunisierungstabletten, die bei der Zeremonie zur Namensgebung verabreicht werden, schon immer gut gefallen. Sie sind rund und wie aus drei winzigen bunten Kuchenstücken zusammengesetzt: ein Drittel blau, ein Drittel grün und ein Drittel rot. Obwohl die Wirkung dieser Tablette vollkommen anders ist als die der drei Tabletten, die Ory später stets bei sich tragen wird, repräsentieren die Farben das Leben, das er in der Gesellschaft führen wird. Die Immunisierungstablette sieht fröhlich, kindgerecht und bunt aus und erinnert mich an die Farbpaletten auf unseren Bildschirmen in der Primarschule.
    Die Gesellschaft verabreicht diese Tabletten allen Babys, um sie vor Krankheiten und Infektionen zu schützen. Sie sind auch für die Allerkleinsten leicht einzunehmen, denn sie lösen sich im Mund sofort auf. Diese Methode ist wesentlich humaner als die Schutzimpfungen früherer Gesellschaften, bei denen mit einer Nadel in die Haut des Babys gestochen wurde. Sogar die Erhebung plant, nach dem Umsturz die Immunisierung beizubehalten, wenn auch mit einigen Änderungen.
    Das Baby regt sich, als ich die Tablette auswickle. »Könnten Sie ihm bitte den Mund öffnen?«, frage ich die Mutter.
    Sie nickt. Als sie es versucht, dreht das Baby den Kopf, macht Sauggeräusche und will trinken. Wir alle lachen, und als der Kleine den Mund öffnet, lasse ich rasch die Tablette hineinfallen. Sie löst sich sofort auf der Zunge auf. Jetzt muss er nur noch schlucken, und das tut er, als hätte er nur auf seinen Einsatz gewartet.
    »Ory Burton Farnsworth«, deklamiert Funktionär Brewer, »wir heißen dich in der Gesellschaft willkommen.«
    »Danke«, antworten die Eltern im Chor.
    Der Austausch hat reibungslos geklappt, wie immer.
    Funktionärin Lei sieht mich an und lächelt. Das lange Haar fällt ihr seidenglatt über die Schulter. Manchmal frage ich mich, ob sie auch zur Rebellion gehört und weiß, was ich tue – ich ersetze die Tabletten der Gesellschaft durch die, die ich von der Erhebung erhalten habe. Fast jedes Kind, das in den letzten zwei Jahren in den Äußeren Provinzen geboren wurde, hat seine Immunisierung durch die Erhebung empfangen. Schon andere vor mir haben mit dem allmählichen Austausch begonnen.
    Dank der Erhebung wird der kleine Junge nicht nur gegen die meisten Krankheiten immun sein. Auch die rote Tablette wird keine Wirkung bei ihm zeigen, so dass die Gesellschaft ihm nicht seine Erinnerungen rauben kann. Jemand hat das für mich getan, als ich ein Baby war, ebenso wie für Ky und wahrscheinlich auch für Cassia.
    Schon vor Jahren hat die Erhebung die Pharmafabriken infiltriert, in denen die Tabletten hergestellt werden. Neben den Medikamenten für die Gesellschaft werden auch die für die Erhebung dort produziert. Unsere Tabletten bieten den Kindern denselben Schutz wie das Medikament der Gesellschaft, dazu aber noch die Immunität gegen die rote Tablette sowie ein paar andere Extras.
    Zur Zeit meiner Geburt hatte die Erhebung noch nicht genügend Ressourcen, um Tabletten für alle zu produzieren. Deshalb mussten sie einige von uns auswählen, unter dem Gesichtspunkt, wer eventuell später nützlich für sie sein könnte. Doch inzwischen gibt es genug für alle.
    Die Erhebung ist für alle da.
    Und sie wird nicht scheitern – wir werden nicht scheitern!

    Auf dem schmalen Bürgersteig gehen Funktionär Brewer, Funktionärin Lei und ich hintereinander zum Aircar. Eine weitere Familie mit einer Tochter im feinen Ballkleid eilt die Straße entlang. Die Mutter sagt aufgebracht zum Vater: »Ich habe dir immer wieder gesagt …«, doch dann erblickt sie uns und verstummt.
    »Hallo«, grüßen wir im Vorbeigehen. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Wann sehen Sie Ihre Partnerin wieder?«, fragt Funktionärin Lei.
    »Das weiß ich nicht«, antworte ich. »Die Gesellschaft hat den Termin unserer nächsten Terminal-Unterhaltung noch nicht festgelegt.«
    Funktionärin Lei ist ein wenig älter als ich, mindestens aber einundzwanzig, weil sie bereits ihren Ehevertrag gefeiert hat. Doch seitdem ich sie kenne, ist ihr Mann als Soldat irgendwo an den äußersten Grenzen stationiert. Ich kann sie nicht
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