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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever
Autoren: Guido Cantz
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wie viel Zeit pro Tag?
    Arbeiten: 492 Minuten
    Schlafen: 419 Minuten (Bei vielen Beamten kommen bis zu 492 Minuten Büroschlaf hinzu.)
    Fernsehen: 244 Minuten
    Internet: 77 Minuten
    Bad: 35,9 Minuten
    Weg zur Arbeit: 21,2 Minuten
    Sex: 4,3 Minuten
    Die Deutschen haben durchschnittlich 1,5 Mal pro Woche jeweils 20 Minuten Sex. Das ergibt den Tagesschnitt von 4,3 Minuten. Selbst Jörg Kachelmann brauchte in seiner besten Zeit nicht mehr als 12 Minuten täglich – allerdings pro Lausemädchen.
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    Viele Freunde der gehobenen Nasszelle sind dermaßen auf den Geschmack gekommen, dass ihnen die knapp 36 Minuten im Whirlpool, unter der Spaßdusche oder auf dem Erlebnisklo nicht mehr ausreichen. Sie wollen noch mehr Zeit für ihr körperliches und seelisches Wohlgefühl aufbringen. Am liebsten würden sie das Bad gar nicht mehr verlassen. Und jetzt bitte keine Barschel-Witze!
    Weil man aber nicht 24 Stunden lang in der Wanne liegen oder auf dem Klo sitzen soll, haben viele Deutsche ihren persönlichen Wellness-Bereich um eine entscheidende Abteilung erweitert. Ich spreche vom »Raum aus Holz« oder, wie der Finne sagt: »Sauna«. Über 1,5 Millionen deutsche Haushalte verfügen über eine eigene Sauna. Dazu kommen 10 000 gewerbliche Einrichtungen, die mit heißer Luft ihr Geld verdienen – und da habe ich die Werbeagenturen noch nicht mitgezählt. Fast 40 Prozent der Bundesbürger, nämlich 30 Millionen, saunieren mehr oder weniger regelmäßig. Das klingt erst einmal viel, ist aber ein Witz im Vergleich zum Mutterland der modernen Sauna, Finnland. Dort geht jeder in die Sauna! In Finnland gibt es mehr Saunen als Autos: Auf fünf Millionen Einwohner kommen zwei Millionen Schwitzkästen. Ein Sprichwort sagt: »Immer dort, wo drei oder mehr Finnen zusammenkommen, wird auch in drei Wochen eine Sauna sein.« So weit sind wir bei uns noch nicht. Bei uns heißt es eher: »Immer wenn drei odermehr Deutsche zusammenkommen, wird auch in drei Tagen ein Nachbarschaftsstreit sein.«
    In meinem Elternhaus gab es natürlich keine Sauna. Das wäre meinem schwäbischen Vater viel zu teuer gewesen. Wenn wir saunieren wollten, mussten wir alle Fenster und Türen abdichten, die Dunstabzugshaube ausschalten und in der Küche Nudelwasser aufsetzen. Statt Fichtennadel- gab es dann halt Olivenöl-Aufguss. Aber außerhalb der Wohnung gab es in meiner Jugend durchaus Räume, in denen man gemeinsam schwitzte. Zum Beispiel das Klassenzimmer während meiner Abiturklausur. Ich erinnere mich an Angstschweiß auf der Stirn und gefühlte 140 °C. Ich hätte mich damals nicht gewundert, wenn das Wasser im Tafeleimer angefangen hätte zu kochen.
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    GUT ZU WISSEN
    Schmelzpunkte: Was schmilzt wann?

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    Während sich Deutschland erst seit einigen Jahrzehnten langsam warm schwitzt, kann die Saunakultur in anderen Ländern auf eine lange Tradition zurückblicken. Ob skandinavische Sauna, türkischer Hamam oder russische Banja,Schwitzbäder sind dort seit Jahrhunderten nicht nur Orte der Erholung, sondern auch der gesellschaftlichen Verpflichtungen. In Russland treffen sich beispielsweise Manager auf der heißen Holzbank, um Geschäfte abzuschließen. Da steht der Personalchef von Gazprom morgens vorm Spiegel und fragt seine Frau: »Olga, ich habe heute einen wichtigen geschäftlichen Termin. Welches Handtuch soll ich bloß umbinden?«
    Jedes Land hat seine eigenen Sauna-Regeln. In Finnland zum Beispiel macht traditionell derjenige, der neben dem Eimer sitzt, den Aufguss. Es gilt die Regel »Sillä puheet kenellä kuuppa«: »Wer die Kelle hat, hat das Wort.« Diese Regel gilt übrigens auch in Deutschland, und zwar bei den hiesigen Polizeikontrollen.
    In Japan sind großflächige Tätowierungen in der Sauna verpönt, weil man solche Tattoos dort mit der japanischen Mafia verbindet. Das bedeutet, man könnte mit der Besetzung der letzten fünf Big-Brother -Staffeln ideal die japanische Version vom Paten drehen.
    Und während in vielen Ländern Nacktheit in der Sauna üblich ist, ist ausgerechnet in brasilianischen Saunen das Tragen von Badekleidung verpflichtend. Wer in Rio also nackte Haut sehen will, der muss schon auf die Straße gehen.
    Toiletten-Bibliothek, Wohlfühl-Bad, Sauna – ich bin in Sachen Wellness perfekt ausgestattet. Das war zugegebenermaßen nicht ganz billig, dafür spare ich aber an anderer Stelle: Meine Kosmetik-Artikel stelle ich zum Beispiel größtenteils selbst her. So kaufe ich keine neue Seife, denn die kann man – frei nach
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