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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler
Autoren: David Baldacci
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bleiben da sitzen und hören mir zu. Und dann werden Sie genau das tun, was ich von Ihnen verlange.«
    Als Lesya ihre Forderungen aufgezählt hatte, stand Gray auf und wandte sich zum Gehen. »Darf ich als Gegenleistung für die Erfüllung Ihrer Wünsche auf das Original des Films und sämtlicher Kopien hoffen?«
    »Nein, keineswegs. Ihnen bleibt nur meine Zusage, dass ich ihn mit ins Grab nehme. Sie und Simpson sollten sich glücklich schätzen. Ich könnte Sie beide ins Verderben stürzen. Nichts würde mich glücklicher machen. Aber ich bin ein Mensch, der nicht nur an das eigene Glück denkt, sondern auch noch an andere Dinge. Nur das erspart Ihnen und diesem jämmerlichen Simpson Schlimmeres. Und jetzt gehen Sie. Ich will Sie nie wiedersehen. Ach ja … Sie können dem teuren Senator etwas von mir ausrichten.«
    »Und das wäre?«
    »Ich habe gehört, er möchte Präsident werden.«
    »Ja, er will kandidieren.«
    »Raten Sie ihm davon ab. Er möchte sicher nicht in die Verlegenheit kommen, für den Inhalt dieses Films vor dem amerikanischen Volk geradestehen zu müssen. Machen Sie es ihm klar.«
    »Das werde ich tun. Leben Sie wohl, Lesya. Und selbst wenn es Ihnen nichts bedeutet: Es tut mir alles leid.«
    Mit einem zweiten Wink schickte Lesya den Mann fort, der in Kürze wieder Chef der amerikanischen Geheimdienstszene werden sollte.
    Die CIA entfernte Rayfield Solomons Bild von der »Schandtafel«. Für die Revision seiner Lebensgeschichte führte man vorgeschobene Gründe an, die unter dem Titel »Neue Beweise ans Licht gekommen« durch die Medien gingen. Und schon unterwarf die CIA die Beweise der Geheimhaltung. In ungefähr hundert Jahren vielleicht durften Gelehrte in die Unterlagen Einblick nehmen. Posthum verlieh die CIA Solomon die höchste Auszeichnung, die es für Außendienstagenten gab. Nie wieder würde man seinen Namen und das Wort Verrat in ein und demselben Atemzug aussprechen.
    Lesya Solomon erhielt die Medal of Freedom, die man damit zum ersten Mal einer vormaligen russischen Spionin verlieh. Zwar gab es bundesweite Nachrichtenmeldungen darüber, aber auch in diesem Fall unterlagen die Gründe der Geheimhaltung. In einem Interview pries Lesya die Fortschritte in den amerikanisch-russischen Beziehungen. Sie wünsche sich, sagte sie, ihr heldenhafter Ehemann, der so viel geleistet hatte, um den Kalten Krieg zu beenden, hätte diesen Tag noch erleben dürfen. Jedes weitere Interview lehnte sie ab und verschwand wieder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.
    Dass der Senat Grays erneute Ernennung zum Chef sämtlicher Geheimdienste befürwortete, überraschte niemanden. Jeden Tag flog ihn ein Hubschrauber von seinem schwerbewachten Wohnsitz in Maryland zu seinem Büro in Virginia. Wieder erfüllten heimliche Aktivitäten sein Leben; wieder fällte er schwerwiegende Entscheidungen, die den Lauf der Welt beeinflussten. Ein Wort Carter Grays, hieß es, und Nationen erbebten. Der Mann war wieder ganz und gar in seinem Element.
    Doch in den Augen jener, die ihn gut kannten, hatte er sich verändert. Die übermächtige Persönlichkeit, die absolute Unduldsamkeit gegenüber den kleinsten Fehlern, die dominante Fassade der Selbstsicherheit, die er all die Jahre hindurch ausgestrahlt hatte – das alles war schwächer geworden. Von Zeit zu Zeit sah man ihn in seinem Büro sitzen und an die Wand starren, ein altes Foto in den Händen. Außer ihm bekam niemand das Bild zu sehen, weil er es in einem Tresor aufbewahrte.
    Auf dem Foto waren Lesya, Rayfield Solomon und Carter Gray um Jahrzehnte jünger, froh und voller Vitalität. Sie verrichteten eine aufregende Tätigkeit und riskierten ihr Leben, damit Milliarden Menschen in Frieden leben konnten. Ihren Mienen sah man die Freundschaft an, die zwischen ihnen entstanden war, die Zuneigung. Wenn er da saß und das Foto betrachtete, geschah es bisweilen, dass Carter Gray weinte.

KAPITEL 96

    Sechs Monate waren verstrichen, und noch immer hatte niemand auch nur ein einziges Wort von Oliver Stone gehört. Caleb nahm die Bibliotheksarbeit wieder auf, doch die alten Bücher, die ihm früher so viel Freude bereitet hatten, waren jetzt bloß noch alte Schwarten für ihn. Reuben schuftete weiter als Schauermann im Frachthafen, und wenn er nach Feierabend zu Hause auf der Couch hockte, hielt er ein Bier in der Hand, ohne je einen Schluck zu trinken. Stattdessen schüttete er es jedes Mal in den Ausguss und legte sich ins Bett.
    Es hatte den Anschein, als hätte der Camel
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