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Camel Club 02 - Die Sammler

Titel: Camel Club 02 - Die Sammler
Autoren: David Baldacci
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entlang. Der Tag war sonnig und wolkenlos, und die leichte Brise, die vom Meer kam, wehte einen Schwall köstlich lauer Luft landeinwärts. Leo wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn, zog die Jacke aus und legte sie über den Arm.
    »Verdammt noch mal, ich hatte schon vergessen, wie nett es hier ist.«
    »Herrliches Wetter und die reichsten Opfer der Welt«, sagte Annabelle. »Eben darum sind wir hier. Denn wo die reichsten Trottel sind …«
    »Da sind auch die tüchtigsten Abzocker nicht weit«, vollendete Leo.
    Annabelle nickte. »Okay, das ist er: Freddy Driscoll, Kronprinz der Urkundenfälschung.«
    Leo spähte voraus und las, indem er in die Sonne blinzelte, das kleine Schild über dem Verkaufsstand. »Designer Heaven?«
    »Genau. Mach es so, wie ich gesagt habe.«
    »Wie könnte ich es jemals anders machen als so, wie du es gesagt hast?«
    Auf den Tischen des Verkaufsstands lagen ordentlich aufgestapelt Jeans, Designerhandtaschen, Uhren und sonstige Accessoires. Der Inhaber, ein älterer Mann von kleiner, pummeliger Statur, grüßte höflich. Er hatte ein freundliches Gesicht, und unter seinem Strohhut ragten Büschel weißen Haars hervor.
    »Hui, das sind ja supergünstige Preise«, äußerte Leo, während er sich ein paar Sachen anschaute.
    Der Mann grinste stolz. »Ich betreibe keinen solchen Aufwand wie die Luxusboutiquen, sondern gebe mich mit Sonne, Sand und Meer zufrieden.«
    Annabelle und Leo kramten in den Waren und suchten ein paar Sachen aus. Zwecks Bezahlung reichte Annabelle dem Mann einen Hundertdollarschein.
    Er nahm den Geldschein, setzte eine dicke Brille auf, besah sich den Schein aus einem bestimmten Winkel und gab ihn Annabelle zurück. »Tut mir sehr leid, Madam, aber der Lappen ist falsch.«
    »Ganz recht«, bestätigte Annabelle seelenruhig. »Weil ich es für angebracht hielt, gefälschte Produkte mit Falschgeld zu bezahlen.« Der Mann zuckte mit keiner Wimper, lächelte sie nur gutmütig an. Nun betrachtete Annabelle den Flunkerkies aus dem gleichen Blickwinkel. »Das Problem ist, dass selbst der beste Fälscher das Hologramm von Benjamin Franklin nicht hundertprozentig hinkriegt. Aus diesem Blickwinkel erkennt man die Mängel. Für eine perfekte Fälschung bräuchte man eine zweihundert Millionen Dollar teure Druckerei. So eine gibt es in den Vereinigten Staaten nur einmal, und da kommt man als Fälscher nicht so schnell rein.«
    »Also nimmt man einen Wachsstift«, ergriff Leo das Wort, »und fertigt eine hübsche Zeichnung unseres guten alten Benjamin an. Dann erblickt jeder, der wenigstens so schlau ist, sich den Schein ein bisschen genauer anzusehen, ein Aufblinken und glaubt, er hätte das Hologramm gesehen, obwohl gar keins da ist.«
    »Aber Sie haben den Unterschied erkannt«, sagte Annabelle. »Sie haben solche Lappen nämlich selbst schon in nahezu meisterhafter Qualität fabriziert.« Sie hob eine Jeans hoch. »Ich würde Ihren Lieferanten mitteilen, sie sollten sich die Zeit nehmen, den Markennamen auf den Reißverschluss zu stempeln, so wie’s beim echten Produzenten geschieht.« Sie legte die Jeans weg und zeigte eine Handtasche vor. »Und hier muss der Gurt doppelt genäht werden. Auch das ist verräterisch.«
    Leo hob eine Uhr in die Höhe. »Und eine richtige Rolex geht lautlos, die tickt nicht wie ’ne Zeitbombe.«
    »Ehrlich, ich bin erschüttert«, sagte der Mann, »das Opfer von Produktpiraten geworden zu sein. Vor ein paar Minuten habe ich weiter unten am Pier einen Polizeibeamten gesehen. Ich geh ihn holen. Bitte bleiben Sie hier, bestimmt will er Ihre Aussagen zu Protokoll nehmen.«
    Mit ihren langen, geschmeidigen Fingern fasste Annabelle ihn am Arm. »Sparen Sie sich die Ausreden. Wir müssen reden.«
    »Worüber?«, fragte der Mann mit merklicher Vorsicht.
    »Wie wir zwei kleine und dann das ganz große Ding drehen«, antwortete Leo. Sofort sah er in den Augen seines Gegenübers ein Funkeln.
    KAPITEL 4
     

KAPITEL 4
     
    Über den Konferenztisch hinweg musterte Roger Seagraves den Mäusemann und das klägliche Dutzend Strähnen fettigen schwarzen Haars, das er sich vergebens über die schuppige Kopfhaut des klobigen Schädels gekämmt hatte. Obendrein hatte der Mann eine Hühnerbrust und dünne Beine, dafür jede Menge Fett an Bauch und Gesäß. Obwohl erst knapp über vierzig, hätte es ihn vermutlich unsägliche Mühe gekostet, weiter als zwanzig Meter zu laufen, ohne einen Kreislaufkollaps zu erleiden. Wahrscheinlich trieb ihn schon das Hochheben
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