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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl
Autoren: Franziska Hille
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vielleicht sogar was zu essen. Als ich mich umdrehe, um Fo zu fragen, ob er auch ein Stück Käse haben will, bemerke ich seinen Blick.
    »Was machst du da?«, frage ich, eher verblüfft als aufgebracht. »Du starrst mir doch nicht etwa gerade auf den Hintern?«
    »Hm«, macht Fo und beugt sich wieder über die Fotos. »Du hast einen sehr schönen Hintern.«
    »Das ist doch ... ich starr dir doch auch nicht auf deinen, deinen ... Bauch.«
    »Der ist ja auch nicht schön«, murmelt Fo und zieht den erwähnten Körperteil ein.
    Ich fülle unsere Becher und werfe drei Würfel Zucker in seinen Kaffee, gebe einen Schuss Milch hinein und setze mich an den niedrigen Tisch in der »gemütlichen« Ecke des Ateliers. Das rote Sofa ist alt und hängt ein bisschen durch, der Tisch sieht aus, als würde er nur noch von seiner Holzwurmpopulation zusammengehalten, aber beides waren mal teure Möbelstücke, die Fokko von seinen Großeltern geerbt hat. Ich lege die Füße hoch und wackele mit den Zehen. Diese Stilettos tun schon weh, wenn man in ihnen nur sitzt.
    Fo lehnt sich gegen die Kante des Arbeitstisches und bläst über seinen Kaffee. Er sieht müde aus. In der letzten Nacht hat er auf einem großen Event fotografiert, ein Charity-Abend in der Oper, es ist früh geworden und der Junge braucht doch seinen Schlaf, sonst hat er schlechte Laune. Die wurde heute Morgen nicht besser dadurch, dass Jennifer, eins seiner Models, ihn anrief und ihren Termin absagte, weil sie sich das Bein gebrochen hat. Eine künstlerische Aktaufnahme für den hippen »Düsseldorfer« mit einem Gipsbein als Special Effect? Undenkbar.
    Also schmiss Fo mich aus dem Bett, zerrte mich ins Studio und zwang mich vor die Kamera, ehe ich noch recht begriff, was er von mir wollte.
    Fo gähnt und schabt sich durch seinen kurzen Bart. Dunkelblond ist er, friesisch, breitgebaut und bodenständig. Er trägt ausgebeulte Jeans, Doc Martens und ein Holzfällerhemd, das ein wenig spannt, aber ich finde, er sieht immer ein bisschen so aus, als trüge er einen dicken Troyer, Friesennerz und Gummistiefel, die blaugrauen Augen gegen Wind und Wetter zusammengekniffen, seine kurze Pfeife im Mundwinkel. »Hoi«, sage ich halblaut.
    Er sieht mich an, sein Blick kommt von ganz weit her. Er blinzelt und nickt. »Hoi, mien Deern.« Er beugt sich vor und kramt in seiner Tasche herum, ein Riesending aus Segeltuch, das wahrscheinlich schon Admiral Nelson gehört hat. Dann kommt er schnaufend wieder hoch und legt ein paar Scheine auf den Tisch. »Deine Gage.«
    Ich bin fast ein bisschen beleidigt. »Hör mal«, sage ich, »das war ein Freundschaftsdienst. Den lass ich mir doch nicht bezahlen.«
    Er stopft seine Pfeife und sieht mich dabei nachdenklich an. »Nee, nee«, sagt er, klemmt das Mundstück zwischen die Zähne und fischt sein Feuerzeug aus der Tasche. Er saugt die Flamme in den Tabak, pafft ein paar Züge, drückt den Tabak noch einmal fest und redet dabei nuschelnd weiter: »Ich hab dich ja« - paff - »gezwungen« - paff - »das zu tun.« Er nimmt die Pfeife aus dem Mund, deutet mit dem Mundstück auf mich und sagt streng: »Das Geld hätte sonst Jennifer bekommen. Es ist sowieso ein Witz, Caro, nun nimm es schon. Ich krieg' es doch zurück.«
    Ich kapituliere, beuge mich vor und stecke die Scheine ein, ohne sie zu zählen oder auch nur anzusehen. »Danke«, sage ich.
    »Frühstücken wir noch zusammen?«, fragt Fo und qualmt wie ein kaputter Diesel.
    Ich sehe auf meine Uhr. »Nein, sorry«, sage ich bedauernd. »Ich hab ein Training.«
    »Einer von deinen Privatkunden?«
    Ich ziehe meine Strümpfe an, suche nach meinen Sneakers. Die Tasche mit den Laufsachen und den Stöcken steht hinter der Tür, glücklicherweise war ich heute morgen geistesgegenwärtig genug, sie mitzunehmen. »Ja«, antworte ich, »der Architekt mit seinem Meniskus.«
    »Nordic Walking«, sagt Fo und kichert, was sich bei einem Bass immer extrem schräg anhört.
    »Täte dir auch mal gut«, ziehe ich ihn auf. »Du schnaufst wie eine kaputte Heizung, Alter. Wenn du nicht langsam mal was für dich tust, ein bisschen Muskeltraining, was für die Kondition ...«
    »Raus«, sagt er friedlich. »Keine obszönen Worte in meinem sauberen Atelier!«
    Ich gackere und schlüpfe in meine Kapuzenjacke. »Ich krieg dich schon noch«, drohe ich ihm, werfe meinen Rucksack über die Schulter und schnappe mir meine Tasche. »Bis heute Abend, Fo.«

2
    Fokko sah ihrem wirklich hübschen, runden Hintern in den engen
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