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Calendar Girl

Titel: Calendar Girl
Autoren: Franziska Hille
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hohes Glas. Sie beobachtete jeden seiner Handgriffe. Aufmerksam. Konzentriert. Er schenkte das Glas voll und warf die Flasche in den Abfalleimer. Die Kälte des Glases, das Knistern der Eiswürfel, der herbe Duft des Getränks und das leise Knallen der Kohlensäureperlen kitzelten seine Sinne. Er netzte seine Lippen mit dem kalten Getränk, leckte die Süße ab und deutete auf die Sitzlandschaft. »Wollen wir die Einzelheiten besprechen?«
    »Gerne.« Sie ging vor ihm her und er bewunderte ihren strammen, runden Po in den engen Jeans. Ein Prachtarsch. Die Mädchen, die vor ihr hier gewesen waren, hatten alle keinen Hintern, keine Taille, nur Muskeln, Knochen und Sehnen und manchmal wie aufgeklebt wirkende Silikonbrüste. Er warf einen Blick auf ihr T-Shirt, als sie sich setzte. Die waren echt. Nicht groß, nicht aufgepumpt, echtes, warmes, weiches, natürlich wogendes Fleisch. Er rieb sich über die Lippen und stellte sein Glas auf den Tisch.
    Das Mädchen faltete die Hände über den Knien und lächelte ihn an. Weiße, gesunde Zähne. Sie sah überhaupt aus wie das strahlende Leben. Jung, gesund, auf eine ungekünstelte, beinahe unschuldige Weise sexy. Er ertappte sich dabei, dass er zurücklächelte. »Gut, sehr gut«, sagte er und räusperte sich. »Kannst du Montags, Mittwochs und Freitags jeweils morgens um halb sieben hier sein, um eine halbe Stunde mit mir zu laufen? Dann möchte ich, dass du mir einen Trainingsplan aufstellst und ein- oder zweimal in der Woche mein Training kontrollierst."
    Sie zog die Augenbrauen hoch, offensichtlich erstaunte sie seine präzise Vorstellung von ihrer Zusammenarbeit. »Das geht in Ordnung«, sagte sie. »Was für ein Training stellst du dir vor und wo wollen wir uns dafür treffen?«
    Er trank und sah sie an. Eine angenehme Stimme hatte sie, nicht zu hoch, nicht schrill, nicht näselnd. Ihre Mimik war ungekünstelt und natürlich. Sie sprach keinen Dialekt, hatte keinen Akzent. Wahrscheinlich war sie trotz ihres exotischen Aussehens hier geboren. Wie hatte sie sich vorgestellt? Caro ... irgendein italienischer Name.
    »Hier«, sagte er geistesabwesend. »Du bist aber doch keine Italienerin?«
    Sie lächelte ein wenig gequält, die Frage hörte sie bestimmt öfter. »Mein Vater ist Italiener«, sagte sie. »Er hat ein Restaurant. Die Eltern meiner Mutter stammen aus Botswana.« Ihr Lächeln verlor das Gezwungene, wurde breit. »Aber meine Ma ist eine waschechte, geborene Dortmunderin, darauf besteht sie.«
    Er lachte mit ihr. Die Tochter eines Pizzabäckers und einer afrikanischen Putzfrau. Aber wen störte das?
    »Hier«, kam sie aufs Thema zurück und sah sich fragend um. »Was möchtest du hier trainieren?«
    Er grinste und erhob sich. »Komm mit«, sagte er.
    Sie nahm mit einem Stirnrunzeln ihren Rucksack und folgte ihm zum Aufzug, zögerte kurz vor der Kabine, trat dann mit einem Achselzucken hinein. »Wohin bringst du mich?«
    »In den Keller«, sagte er so nüchtern wie möglich. Sie leckte kurz und nervös über ihre Lippen, als die Lifttür sich hinter ihnen schloss. Er ließ sie zappeln, genoss ihre Unruhe, schwieg.
    Die Tür glitt auf. »Bitte«, sagte er und ließ ihr den Vortritt. Sie blieb gleich hinter der Tür stehen und sah sich um. »Wow«, sagte sie. »Wow.«

5
    Ein ganz sympathischer Kunde, denke ich, als er mich durch sein Loft führt. Etwas älter als Fokko, ich schätze ihn auf Anfang vierzig. Schlank, mittelgroß, bewegt sich geschmeidig. Er hat die Figur eines Läufers, sehnig, mit langen Muskeln. Er hat dichtes, dunkles Haar und grüne Augen, sieht sehr gut aus, weiß das aber auch. Das merke ich daran, wie er sich bewegt, wie er lächelt, wie er sein Profil ins richtige Licht setzt.
    Mir fällt auf, dass er mich taxiert. Das bin ich gewöhnt, es stört mich nicht.
    Geld hat er, das ist keine Frage. Das Loft ist atemberaubend schön, hier würde ich auch gerne wohnen.
    Alles ist im grünen Bereich, bis er mich in den Aufzug schiebt. Ich habe einen kurzen Anfall von Panik - ich mag keine engen, kleinen, geschlossenen Räume und ich weiß nicht, wo er mit mir hinwill. Er hat auf einmal so einen diabolischen Ausdruck im Gesicht.
    Ich rette mich aus dem Aufzug und bin sprachlos. Ich bemerke, wie er mich mit einem Lächeln mustert, das belustigt und ein wenig stolz ist.
    Wir stehen in einem riesigen, fensterlosen, aber warm beleuchteten Raum, der ein komplettes Fitnessstudio beherbergt. Die Geräte sind nagelneu und teuer, ein paar davon stehen auch bei
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