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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel
Autoren: Jules Verne
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Ortiks und andere Banditen seines Schlages unter ihnen befanden! und in welchem Lande giebt es deren nicht!? Was den Permer Cirkus betrifft, so würde er durch die Vorstellungen der Truppe Cascabel nicht erniedrigt werden. Dem Direktor derselben war nur eines leid: daß Se. Majestät Zar Alexander II. nicht auf der Durchreise durch diese Stadt begriffen war. Da er sich aber in Petersburg befand, würde es ihm schwer gefallen sein, an jenem Abend der Antrittsvorstellung beizuwohnen.
    Indessen dachte Herr Cascabel mit einiger Besorgnis daran, daß sein Personal hinsichtlich der Purzelbäume, Tänze, Kraftproben und anderer Spiele ein wenig eingerostet sein dürfte. Die bei der Einfahrt der Belle-Roulotte in den Uralpaß unterbrochenen Übungen waren während des letzten Abschnittes der Reise nicht wieder aufgenommen worden. Pah! wahre Künstler müssen immer bereit sein, mit ihrer Kunst zu glänzen!
    Was das Stück betrifft, so bedurfte es keiner Probe. Man hatte es so oft gespielt – und ohne Souffleur –, daß die leitenden Persönlichkeiten keine Besorgnis darüber empfanden.
    Indessen hatte Ortik einige Mühe, die Unruhe zu verbergen, welche die verlängerte Abwesenheit des Herrn Sergius ihm verursachte. Da die für gestern anberaumte Unterredung nicht stattgefunden, hatte er seine Helfershelfer verständigen müssen, daß die Angelegenheit um vierundzwanzig Stunden verschoben sei. Dabei fragte er sich, warum Herr Sergius nicht nach Perm zurückgekehrt sein möge, wo Herr Cascabel doch seine Rückkehr für denselben Abend angekündigt hatte…. War er auf Schloß Walska geblieben? Wahrscheinlich; denn er war ohne Zweifel dahin gegangen. Ortik hätte also weniger Ungeduld an den Tag legen sollen. Aber er war nicht Herr über sich und konnte sich nicht enthalten, Herrn Cascabel zu fragen, ob er keine Nachrichten von Herrn Sergius bekommen habe.
    »Keine,« antwortete Herr Cascabel.
    »Ich glaubte,« fuhr Ortik fort, »daß Sie Herrn Sergius gestern Abend erwartet hätten.«
    »Allerdings,« antwortete Herr Cascabel, »und er muß durch irgend etwas aufgehalten worden sein!… Es wäre recht ärgerlich, wenn er unserer Vorstellung nicht anwohnen könnte!… Sie wird einfach wundervoll sein!… Sie werden schon sehen, Ortik!…«
    Aber wenn Herr Cascabel auch wie ein Mann sprach, der keinerlei Besorgnis hegt, so war er doch im Grunde ernstlich beunruhigt.
    Gestern Abend hatte Herr Sergius, mit dem Versprechen, vor Tagesanbruch zurück zu sein, sich auf den Weg nach Schloß Walska gemacht. Sechs Werft hin und sechs Werft zurück, das war keine Entfernung. Nun er nicht zurückkehrte, waren drei Hypothesen möglich: entweder war Herr Sergius vor seiner Ankunft in Walska arretiert worden, oder er war dort angelangt und wurde durch den Zustand des Fürsten Narkine im Schlosse zurückgehalten, oder aber er war in der Nacht wieder aufgebrochen und man hatte ihn auf dem Heimwege arretiert. Hingegen war die Vermutung, daß es Ortiks Helfershelfern gelungen sein könnte, ihn in irgend eine Falle zu locken, nicht zulässig, und als Kayette dieselbe aussprach, antwortete Herr Cascabel:
    »Nein! Denn dann wäre der Schurke Ortik nicht so außer sich, wie er es zu sein scheint!… Er hätte mich nicht nach Herrn Sergius gefragt, wenn seine Genossen denselben in ihrer Gewalt hielten!… Ah, der Schuft!… Solange ich ihn nicht mit seinem Freunde Kirschef an einem Galgen baumeln gesehen, wird etwas zu meinem irdischen Glücke fehlen!«
    Herr Cascabel verheimlichte seine Besorgnisse ziemlich schlecht, so daß Cornelia, obgleich sie nicht weniger geängstigt als ihr Mann war, zu ihm sagte:
    »Höre, Cäsar, fasse dich!… Du regst dich zu sehr auf!… Du mußt Vernunft annehmen!«
    »Man nimmt keine Vernunft an, Cornelia; man bedient sich deren, die man hat, und richtet sich nach ihren Eingebungen. Soviel ist gewiß, daß Herr Sergius zu dieser Stunde längst zurück sein sollte, und daß wir ihn noch immer vergeblich erwarten!…«
    »Wohl, Cäsar,« sagte Cornelia, »aber kein Mensch ahnt, daß er Graf Narkine ist.«
    »Nein, niemand, wahrhaftig, niemand… wenn nicht etwa…«
    »Was bedeutet das?… Wenn nicht etwa?… Jetzt fängst du an, wie Clou-de-Girofle zu reden!… Was willst du damit sagen?… Du und ich, wir sind die einzigen, welche das Geheimnis des Herrn Sergius kennen… Glaubst du etwa, ich wäre im stande gewesen, es zu verraten?…«
    »Du, Cornelia, niemals!… So wenig wie ich!…«
    »Nun, dann…«
    »Nun, es
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