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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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dulden.
    Er sackte auf dem Stuhl neben meinem Bett zusammen. Barg den Kopf in den Händen. Stöhnte verzweifelt. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht«, gestand er. »Hatte solche Angst, du würdest sterben.«
    »Als deine Anwältin kann ich dir mitteilen, dass es ganz töricht war, sich Sorgen zu machen. Ich war weit entfernt davon zu sterben.«
    »Ich muss mich an diese Dinge gewöhnen, ich muss mit ihnen umgehen, ich weiß. Aber gefallen werden sie mir nie. Dir würde es an meiner Stelle genauso gehen. Aber habt ihr ihn denn letztlich erwischt? Den Bösen, der all die Jungen getötet hat?«
    »Ja.« Denn in meinen Augen entsprach es der Wahrheit, dass der böse alte Mann ebenso verantwortlich für die Morde gewesen war wie jeder aus der Familie Stinney. Sie hätten jederzeit aufhören können. Doch sie wollten nicht. Erst musste eine von ihnen sich besinnen, damit die Mordserie endlich und gnädig zu einem Ende kam. »Das Morden ist vorbei.« Vorerst, hätte ich vielleicht sagen sollen. Aber warum die gute Stimmung verderben?
    »Das ist gut. Ich wünschte nur, du hättest ihn aufhalten können, ohne selbst dabei verletzt zu werden.«
    »Es war nur ein kleiner Preis.«
    Das stimmte. Ich hatte eine Wunde, von der ich genesen würde. Ich hatte immer noch meinen Freund und meine Familie. Ich wurde geliebt, obwohl ich nicht mehr sicher war, diese Liebe auch erwidern zu können. Im Vergleich zu vielen anderen hatte ich so viel.
    Sie hingegen hatte nichts mehr. Nur noch eine Schublade im Leichenschauhaus, die Ärmste.
    Ich war kein Kind mehr, deshalb stand es mir nicht zu, Das ist ungerecht! zu brüllen.
    Zuweilen jedoch erscheint der Preis zu hoch. Für uns alle.

77
    »Opus hatte zwar keine Freigabe«, erzählte mir George am nächsten Tag, »aber er war ein verdammtes Computer-Genie mit einem verdammten Bruder und einer Schwester, die auch verrückte Genies sind. Er hat sich ohne Probleme in unser System gehackt. Und da er ja keine Freigabe hatte, haben wir nach seinem Tod auch nie daran gedacht, unser System zu überprüfen.«
    »Na toll«, brummelte ich.
    »Und jetzt kommt der Teil, den du zum Kotzen finden wirst, Shiro. Bis zur letzten Woche hatten sie Zugang zu allen unseren Informationen. Zu allen Daten. Ob HOAP , ViCAP – alles, worauf wir elektronisch zugreifen können, war auch ihnen zugänglich.«
    »Du hattest recht mit deiner Einschätzung, George. Das finde ich wirklich zum Kotzen.«
    »Yep. Deswegen hab ich dafür gesorgt, dass die IT -Weicheier unsere Computer leer gefegt haben. Jetzt kann keiner mehr irgendeinen Scheiß finden. Und ich überlege, ob ich Emma Jan nicht bitten soll, mich in die Schulter zu schießen, damit ich auch so eine nette, erholsame Woche im Krankenhaus verbringen darf.«
    »Ich komme deinem Wunsch gern nach, wann immer du willst.«
    »Ja, klar. Also, die gute Nachricht lautet, dass uns keiner mehr über die Schulter guckt. Die schlechte, dass sie ganz schön lange haben gucken können. Die haben das gesamte JB -Material gesehen und ihre eigenen verrückt-genialen Schlüsse daraus gezogen. Kannst dich schon auf den nächsten Brief gefasst machen, Shiro. Sie werden dir wieder schreiben, darauf wette ich. Da kommt noch was nach.«
    George hatte recht. Auch ich war sicher, dass ich noch von den verbleibenden Zwei des Dreierpacks hören würde. Und zwar schon bald.
    »Der alte Kerl war ihr Onkel. Sein Vater hat ihm das Mordgeschäft beigebracht, und er hat es an Luann weitergegeben. Er hat im Verhör gesagt, dass er schon immer an ihr gezweifelt und sie stets besonders scharf im Auge behalten habe.«
    » Das hat er gestanden?«
    »Er hört gar nicht mehr auf zu sabbeln. Es geht wohl hauptsächlich um seinen verletzten Stolz.« George stutzte. Sah mich an und überlegte wohl, wie ich das Folgende aufnehmen würde. »Ihr Sohn hat ihn besucht. Den Alten. Emma Jan hat mit dem Jungen gesprochen. Was auf ihn zugekommen wäre. Was seine Mom für ihn getan hat. Wie sie ihn davor bewahrt hat. Und welchen Preis sie für den ganzen Scheiß bezahlen musste.«
    »Wie … wie ist das Gespräch verlaufen?«
    »Jetzt ist er reif für die verdammte Zwangsjacke«, sagte George tonlos. »Schon möglich, dass er eines schönen Tages wirklich drinsteckt. Zurzeit ist er jedenfalls völlig durcheinander.« Er seufzte.
    »Weißt du, was mich am meisten beunruhigt?«
    George verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und lehnte sich bequem zurück. Zwei seiner Stuhlbeine verloren den Bodenkontakt, während er
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