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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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Dienst hatte. Ich kam langsam, aber stetig voran, doch der Flur zeigte eine beunruhigende Tendenz zu schwankenden Wellenbewegungen. Ich kam zwar vorwärts, prallte jedoch immer wieder gegen die Wände. Wann hatten sie dieses Krankenhaus in ein Kreuzfahrtschiff verlegt, das von einem Hurrikan gebeutelt wurde? Normalerweise hätte ich doch so was mitgekriegt.
    Ah! Da, am Ende eines siebzig Meilen langen Korridors waren die Türen zur Folterkammer alias Blutbank. Dort musste doch jemand sein. Und ich machte mich bereit, meine traurige Geschichte zu erzählen. Und würde damit jemanden sehr traurig machen, weil er an ihr nichts, aber auch gar nichts mehr ändern konnte. Und dann würde ich weiterleben müssen. Wer hatte mir nur diesen schrecklichen Auftrag gegeben? Jemand, der kein Herz besaß. Jemand, der schon einige Standpauken gekriegt hatte.
    Ich drückte gegen die Tür, doch sie weigerte sich aufzugehen. Verschlossen! Nein. Moment mal. Ich besaß in diesem Augenblick die Kraft eines Grashüpfers. Ich sollte es noch einmal versuchen, bevor ich den Löffel abgab.
    Also tat ich das Nächstliegende und warf mich einfach gegen die Tür.

75
    Ich blinzelte und sah Dr. Gallos schwarze Augen in dreißig Zentimetern Entfernung vor mir. »Ha!«, krächzte ich. »Hab ich’s also doch geschafft!«
    »Sie sind verrückt!«, teilte er mir mit und versuchte, durch den dicken Verband meinen Puls zu fühlen.
    »Und Sie sind betrunken.« Was stimmte. Als ich durch die Schwingtür gefallen war, hatte ich einen flüchtigen Blick auf den guten Doktor erhascht, der triefäugig an seinem Schreibtisch hockte, eine halb leere Flasche Rum als Gesellschaft. Ich hatte gesehen, wie er die Augen aufriss, wie seine Finger die Tischkante umklammerten, wie er dann wie ein Turner über den Tisch hechtete und mich in eben dem Moment auffing, als meine Knie nachgaben. Wenn ich nicht vor Schmerzen groggy und schweißnass und völlig erschöpft gewesen wäre, hätte ich ihm zu seinen blitzschnellen Reflexen gratuliert. Selbst betrunken konnte er so schnell reagieren? Zu was war er dann erst in nüchternem Zustand in der Lage?
    »Adrienne, was zum Henker ? Wie sind Sie aus der Station entwischt?«
    »Das ist nicht mein Name.« Pssst! Das ist doch ein Geheimnis! Halt die Klappe, innere Stimme. »Die Station, pah! Denen hätte ich jederzeit entwischen können.« Das war gelogen. »Ich bin ausgebildete FBI -Agentin, und die auf der Station sind überarbeitete und unterbezahlte Krankenhausangestellte, denen ich immer sechs Schritte voraus sein werde.«
    »Das mag wohl sein. Jetzt halten Sie erst mal still«, sagte er und schob mich sanft von seinem Schoß. Schade. »Ich rufe die ... «
    Ich umklammerte sein knochiges Handgelenk und drückte an der richtigen Stelle zu. Dr. Gallo wurde blass, gab jedoch keinen Laut von sich. In diesem Augenblick bewunderte ich ihn sehr. In diesem Augenblick hätte ich mich verlieben können. Später war ich mir nicht mehr so sicher. Die ganze Begegnung hatte etwas von einem Traum an sich.
    »Warten Sie«, flehte ich mit einer Stimme, die ich nie, niemals einem anderen Menschen gegenüber benutzt hatte. »Warten Sie. Ich muss Ihnen etwas sagen. Über George und Luann und all die toten Jungs dazwischen. Ich kann es Ihnen nur jetzt sagen. Später bin ich wieder Polizistin. Später ist nicht jetzt.«
    Er zog die Brauen hoch, ein Mundwinkel zuckte leicht. »Sie sind sich schon darüber im Klaren, Hon, dass Sie wegen Ihres Blutverlusts ein wenig delirieren, ganz zu schweigen von den anderen Verletzungen?«
    »Das ist mir klar. Deshalb musste ich ja gerade jetzt kommen.«
    Nun lächelte er. Er freute sich, und es störte ihn nicht, dass ich es sah. »Jetzt? Wo Sie halb tot sind wegen des Blutverlusts und halb weggeschossen von Morphium? Wo Sie vor Schweiß triefen und sich ein paar Wundnähte aufgerissen haben? Wo ich mir mit Captain Morgan’s die Kante gegeben habe und mich frage, ob das nicht so eine Art Delirium ist und ich ziemlich unanständige Sachen über die hilflose heiße Braut auf meinem Schoß denke? Jetzt, ja?«
    »Ich bin nie hilflos.« Dann musste ich einfach lachen. Mir hätte auf seinem Schoß nicht so behaglich zumute sein sollen, aber es war so. »Ja, jetzt.«
    »Na schön.« Er rieb sich die Augen, suchte in seiner Tasche nach einem Kleenex, hielt es mir hin, und als ich dankend mit derHand wedelte, steckte er es wieder ein. »Also die Kurz fassung. Und sobald du ohnmächtig wirst, rufe ich die Station
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