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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde
Autoren: Arne Dahl
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Wand war mit Bildschirmen bedeckt, Computerbildschirmen und Fernsehbildschirmen, die zahlreiche Örtlichkeiten aus der Vogelperspektive zeigten. Wüstenbilder und Stadtbilder, Waldbilder und Straßenbilder, Meerbilder und Steppenbilder, und alle bewegten sich. Eine Schmalwand war von Metallschränken ausgefüllt, die sämtlich mit kräftigen Schlössern versperrt waren und atombombensicher wirkten.
    »Die Überwachungszentrale«, sagte Paul Hjelm, während Tore Michaelis zu den Metallschränken ging und sie der Reihe nach aufschloss. Sein Vorrat an Schlüsseln schien unbegrenzt zu sein.
    »Denk jetzt an das Zeitfenster«, sagte Michaelis und zeigte in einen der Metallschränke, in dem sich eine enorme Menge von Festplatten aneinanderreihten. Sie waren mit unterschiedlichen Codes gekennzeichnet. Michaelis folgte den Reihen nach unten und griff dort ein paar Festplatten heraus.
    »Wir fangen gegen Ende an«, sagte er und trat mit ein paar schnellen militärischen Schritten an den großen Kontrolltisch.
    »Erzähl jetzt«, sagte Hjelm und setzte sich neben ihm auf einen Stuhl.
    Michaelis reichte ihm eine der Festplatten und zeigte auf eine Öffnung im Kontrolltisch. Er selbst schob auf seiner Seite des Tisches eine Festplatte in eine entsprechende Öffnung, und Hjelm tat es ihm nach. Die Bildschirme vor dem jeweiligen Platz wechselten von Wüstenbildern zu verschiedenen Formen von diffusen Stadtbildern. Michaelis beugte sich über die Tastatur vor Paul Hjelm und hielt den Film an. Auf seiner Seite tat er das Gleiche.
    »Dieser Raum gehört Naberius Enterprises Ltd.«, sagte er. »Normalerweise sitzen hier zwei vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter, und Per Naberius kommt ein paarmal in der Woche herein, um sich direkt berichten zu lassen. Die beiden Mitarbeiter machen jedoch gerade Mittagspause, ein bisschen länger als üblich, wie sich zeigen wird.«
    Hjelm betrachtete Michaelis. Er war völlig cool, und sein zerfurchtes Gesicht verriet nicht das geringste Anzeichen von Stress.
    Er fuhr fort: »Im letzten Jahr hat es Gerüchte gegeben, dass Naberius, der Spurlose, eine Spur hinterlassen und einen großen Teil des Jahres damit verbracht hat, diese Spur zu lokalisieren. Hoher Arbeitsdruck hat dazu geführt, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt gezwungen war, seinem engsten Mitarbeiter in Stockholm eine Reihe von Bankkontonummern zukommen zu lassen. Angeblich ließ sich dies nicht elektronisch bewerkstelligen, also wurde die Information zusammen mit einer Lieferung Drogen übersandt. Diese Lieferung erfolgte im August vorigen Jahres auf Torö in den Schären südlich von Stockholm. Sie flog auf. Die Polizei schlug zu und beschlagnahmte zum ersten und einzigen Mal eine Ladung ›kill pills‹.«
    »Irgendwas klingelt da bei mir«, sagte Paul Hjelm.
    »Das sollte es auch«, nickte Tore Michaelis. »Vor ein paar Wochen habe ich erfahren, dass Per Naberius im letzten Jahr eine ziemlich große Anzahl von Satellitenrechten erworben hat. Er war auf etwas ganz Spezielles aus. Und er suchte es via Satellit. Ich habe ein bisschen spät geschaltet. Offenbar hat einer der Polizisten, die bei dem Einsatz auf Torö dabei waren, die Spur sozusagen aufgenommen und sitzt jetzt auf den Unterlagen über die geheimen Konten, die Naberius’ Drogengeschäfte entlarven könnten.«
    »Aber ohne sich dieser Unterlagen zu bedienen?«
    »Wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, weil er oder sie nicht weiß, dass es sich um eine Spur handelt. Möglicherweise ist es nicht mehr als ein handgeschriebener Zettel, der in etwas ganz anderes eingeschlagen ist, etwas, das der betreffende Polizist von dem Schmuggelboot mitnahm. Und die Menschen hier in diesem Raum suchen es mit Hochdruck. Und du sollst jetzt auch suchen. Du sollst mir helfen, auf diesen Filmsequenzen etwas Ungewöhnliches zu entdecken.«
    »Warum ich?«
    »Weil du als Experte für die Sondereinheit der Reichskriminalpolizei für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter unübertroffen bist«, sagte Tore Michaelis und ließ den Film vor Paul Hjelm anlaufen.
    Hjelm starrte auf den Monitor.
    Zuerst sah er Wasser, dann große Segeltücher, die direkt am Wasser im Wind flatterten. Dann ein Beinpaar, einen hübsch gerundeten Bauch und blondes Stoppelhaar. Gegenüber saß ein Mann mit dunklem Teint und genoss die Sonne. Und halb unter eines der Segeltücher geschoben stand ein Kinderwagen mit einem schlafenden Kind.
    Hjelm blinzelte. Er erkannte sie nicht auf den ersten Blick, aber dann waren
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