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Brutlabor OKOLAR-Trabant

Brutlabor OKOLAR-Trabant

Titel: Brutlabor OKOLAR-Trabant
Autoren: K. H. Scheer
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Wir hat­ten Ko­pen­ha­gen nicht er­reicht. Der Ge­gen­wind war zu stark ge­we­sen. Als das klar­ge­wor­den war, hat­te ich Kurs auf den Belt ge­nom­men, wo ich das Fi­scher­boot aus­fin­dig ge­macht hat­te. Mir war nur noch ei­ne Not­lan­dung ge­blie­ben.
    »Wie­so tra­gen dä­ni­sche Fi­scher Ka­ra­bi­ner mit sich her­um?« frag­te Han­ni­bal. »Se­hen wir et­wa wie deut­sche Sol­da­ten aus?«
    Er ver­dreh­te die Au­gen, schnapp­te nach Luft und ging un­ter. Fast ei­ne hal­be Mi­nu­te ver­strich, bis er wie­der aus den Wel­len auf­tauch­te, thea­tra­lisch rö­chel­te und wie in Pa­nik um sich schlug. Ich er­griff ihn am Ge­nick und hielt ihn über Was­ser.
    Un­ser Schau­spiel be­ein­druck­te den Fi­scher. Der Ka­ra­bi­ner senk­te sich. Der Bär­ti­ge gab sei­nem Hel­fer einen Wink, wor­auf die­ser das na­del­schar­fe Gaff aus der Hand leg­te, mit dem er uns be­droht hat­te. Er gab uns ein Zei­chen, an Bord zu kom­men, half uns je­doch nicht. Ich zog mich an der Bord­wand hoch und ließ mich über die Re­ling fal­len. Von der nächs­ten her­an­rol­len­den Wel­le wur­de der Zwerg über die Bord­wand ge­schwemmt. Ich streck­te Al­li­son die Hand ent­ge­gen und half ihm aus dem Was­ser her­aus. Ta­ka­lor lehn­te je­de Un­ter­stüt­zung ab. Mü­he­los schnell­te er sich aus dem kal­ten Naß her­aus.
    Ich wand­te mich dem Dä­nen zu. Er brauch­te kei­ne Angst vor uns zu ha­ben. Selbst wenn wir ge­plant hät­ten, ihn zu über­rum­peln, wä­re die Be­dro­hung für ihn nicht be­son­ders groß ge­we­sen. Die Ost­see war kaum mehr als 6 Grad Cel­si­us warm. Un­se­re Glie­der wa­ren fast ab­ge­stor­ben, und wir fro­ren jäm­mer­lich.
    Ich war nur froh, daß wir gleich nach der Lan­dung die Ja­cken der er­beu­te­ten Uni­for­men weg­ge­wor­fen hat­ten. Sie hät­ten uns zum Ver­häng­nis wer­den kön­nen. Jetzt tru­gen wir nur noch die rus­si­schen Uni­form­ho­sen über der lind­grü­nen GWA-Kom­bi­na­ti­on. Ich streif­te auch sie ab und warf sie über Bord, ob­wohl es mir wi­der­streb­te, über­haupt ir­gend et­was ins Was­ser zu ge­ben, was die­ses ver­un­rei­ni­gen konn­te. Für den dä­ni­schen Fi­scher exis­tier­ten Fra­gen der Um­welt­ver­schmut­zung noch nicht. Für ihn war es selbst­ver­ständ­lich, daß man al­les, was man nicht mehr ge­brauch­te, im Was­ser ver­schwin­den ließ. Er reich­te uns wär­me­n­de De­cken.
    Ich tas­te­te sei­ne Ge­dan­ken ab.
    Er hielt uns für rus­si­sche De­ser­teu­re. Al­ler­dings wun­der­te er sich über die lind­grü­nen Kom­bi­na­tio­nen. Sie wa­ren aus ei­nem Stoff her­ge­stellt, wie er ihn noch nie ge­se­hen hat­te. Das Was­ser lief aus ihm her­aus und hin­ter­ließ prak­tisch tro­cke­nes Ge­we­be. Wir brauch­ten uns nicht aus­zu­zie­hen; für den Fi­scher kam die­ser Ef­fekt ei­nem Wun­der gleich.
    Äu­ßerst miß­trau­isch stand er dem At­lan­ter ge­gen­über. Einen Men­schen wie ihn hat­te er nie zu­vor ge­se­hen. Ta­ka­lor sah so aus, wie er sich einen in­di­schen Fürs­ten vor­stell­te, einen Mann aus ed­ler Fa­mi­lie und ho­hem Rang. Ihm fühl­te er sich un­ter­le­gen. Und das war Grund ge­nug für ihn, ihm ab­leh­nend zu be­geg­nen.
    Der Ka­ra­bi­ner aber zeig­te auf mich. Und die Mie­ne des Fi­schers hat­te sich kei­nes­wegs ent­spannt. Sei­ne Bli­cke wan­der­ten zu mei­nem Gür­tel. Dar­an konn­te er ein­wand­frei den Schutz schirm­pro­jek­tor er­ken­nen. Al­ler­dings sag­te ihm das Ge­rät über­haupt nichts. Er hielt es für ein exo­ti­sches Schmuck­stück. Über­haupt wa­ren sei­ne Ge­dan­ken nicht ge­ra­de schmei­chel­haft für mich. Er fand, daß ich zu ge­schnie­gelt und her­aus­ge­putzt aus­sah. In die­sem Ur­teil be­stärk­te ihn vor al­lem die Waf­fe, die ich trug.
    Mein Gott, er hielt den mar­sia­ni­schen Kom­bistrah­ler, mit dem ich sein Boot und noch zwan­zig wei­te­re die­ser Art mü­he­los in einen Hau­fen Asche ver­wan­deln konn­te, eben­falls für ein Schmuck­stück. Aus­ge­rech­net!
    Han­ni­bal grins­te in ge­ra­de­zu un­ver­schäm­ter Wei­se.
    Da siehst du es mal wie­der, Großer , über­mit­tel­te er mir auf te le­pa­thi­schem We­ge. Nicht auf al­le Men­schen machst du
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