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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist
Autoren: Donna Leon
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hätten diese letzten drei Wochen in der Heimat gar nicht stattgefunden. Auch wenn der Gazzettino ihr im Nu das Gegenteil bewies.
    Sie las nur die Artikel, die sich mit dem Mord an Signora Battestini befaßten, und während die täglichen Ausgaben über ihren Bildschirm wanderten, nahm die Geschichte nach und nach Gestalt an. Im wesentlichen deckten sich die Berichte mit der Schilderung des Zeitungshändlers: Alte Frau von ihrem Arzt tot aufgefunden, rumänisches Hausmädchen verschwunden, Express an der Grenze aufgehalten, Fluchtversuch mit Todesfolge. Falsche Papiere, eine Frau dieses Namens existierte nicht, Familie untröstlich über Ermordung ihrer Lieblingstante, Opfer in aller Stille beigesetzt.
    Assunta Gismondi schaltete den Computer aus und starrte ratlos auf den schwarzen Bildschirm, bis sie das leid wurde und sich den Büchern zukehrte, die eine Wand ihres Arbeitszimmers säumten. Erst las sie die Namen der Dichter auf dem obersten Regal: Aristoteles, Platon, Aischylos, Euripides, Plutarch, Homer, dann schweifte ihr Blick zum Fenster und suchte nach den geschlossenen Läden auf der anderen Seite des Kanals.
    Entschlossen griff sie zum Telefon, das rechts neben ihrem Computer stand, wählte die 113 und verlangte die Polizei.
    Als sie eine halbe Stunde später die Questura betrat, ärgerte sie sich immer noch über ihre Naivität, die sie hatte glauben lassen, man würde jemanden zu ihr nach Hause schicken. Sie erfülle nur ihre staatsbürgerliche Pflicht, wenn sie Informationen von großer Wichtigkeit an die Polizei weitergab, hatte der gelangweilte Beamte, der sich weigerte, seinen Namen preiszugeben, sie belehrt; natürlich müsse sie ihre Aussage in der Questura machen. Hätte sie diesem aufgeblasenen Menschen nicht ihren Namen angegeben, wäre die Versuchung groß gewesen, das Ganze auf sich beruhen und die Sorge der Polizei zu überlassen. Doch sie wußte nur zu gut, daß man sich dort keineswegs Sorgen machen und keinen Gedanken daran verschwenden würde (vorausgesetzt, diese Bürokraten dachten überhaupt), ihre einmal gefaßte Meinung zu revidieren, um dann mühselig neue Erkenntnisse zu sammeln.
    Sie wandte sich nach rechts zu einem Schalter, hinter dem ein uniformierter Beamter saß. »Ich habe vor einer halben Stunde angerufen«, begann sie, »weil ich eine Aussage machen möchte. Es hieß, ich müßte persönlich vorbeikommen - also, hier bin ich.« Der Mann blieb ungerührt, und so fuhr sie fort: »Ich möchte jemanden sprechen, der für den Mord von vor drei Wochen zuständig ist.«
    Der Mann besann sich so lange, als wäre er Sheriff in Dodge City und müsse erst überlegen, welchen Mord sie wohl meinte. »Geht es um die Battestini?« fragte er schließlich.
    »Ja.«
    »Dafür wäre Tenente Scarpa zuständig«, erklärte der Polizist.
    »Kann ich ihn sprechen?«
    »Ich frage mal, ob er da ist«, sagte der Polizist und griff zum Telefon. Er kehrte ihr den Rücken zu und sprach so leise in den Hörer, daß Signora Gismondi schon argwöhnte, er und dieser Tenente verabredeten womöglich, wie man sie dazu bringen könnte, ihre Beteiligung an dem Mord zu gestehen. Doch obwohl sie ziemlich lange warten mußte, kam der Mann schließlich aus seinem engen Kabuff hervor, wies auf den hinteren Teil des Gebäudes und sagte: »Dort den Gang entlang, Signora. Dann rechts um die Ecke und gleich die zweite Tür links. Der Tenente erwartet Sie.« Damit kehrte er in seine Kabine zurück und schloß die Tür hinter sich.
    Überrascht, daß sie so ganz ohne Begleitung in der Questura herumspazieren durfte, machte Signora Gismondi sich auf den Weg. Hatten die hier denn noch nie von den Roten Brigaden gehört?
    Sie fand die angegebene Tür, klopfte und wurde hereingerufen. Ein Mann etwa ihres Alters saß hinter einem metallenen Schreibtisch in einem Zimmer, das kaum geräumiger war als die Schalterkabine am Eingang. Der Tenente, der im Stehen sicher mindestens einen Kopf größer war als sie, hatte dunkles Haar und Augen, die aussahen, als beschränke sich ihre Wahrnehmung strikt auf die Oberfläche der Dinge. Er war in Uniform, und der Raum faßte nur seinen Schreibtisch mit einem Sessel dahinter und zwei Stühlen ohne Armlehne davor.
    »Tenente Scarpa?« fragte sie.
    Er sah zu ihr auf, nickte und wandte sich dann wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zu.
    Sie nannte Namen und Adresse und fragte: »Leiten Sie die Ermittlungen im Mordfall Battestini?«
    »Das war mein Fall, ja.« Er hob abermals den Kopf, wies
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