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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Erstes nahm sich Kroll Alfreds Fotos von Mirja vor. War eine charmante Frau mit einer starken sinnlichen Ausstrahlungskraft, dachte er. Der Kommissar gab sich für einen Moment seinen Erinnerungen hin. Das Treffen auf dem Rathausplatz Landau. Das gespielte Techtelmechtel vor der Lagerhalle. Dass so eine sympathische Frau auf derart brutale Weise ums Leben kommen musste. Wenigstens hatte er dieser Fall gelöst, das war Kroll ihrem Andenken gegenüber schuldig.
    Dann griff er zum Plastikbeutel mit den weißen Doping-Kapseln. Deren Vorhandensein in dem Rachen einer Leiche war für Kroll das immer noch ungelöste Rätsel. Dass der tote Müller alles andere als ein Engel war, und dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit am Tode Mirjas beteiligt war, stand für ihn außer Frage.
    Was für ein Mensch war Beton-Müller? Skrupellos und gleichzeitig sensibel, ehrgeizig und großzügig, von Frauen umschwärmt und dennoch einsam. Und ein kranker Mensch mit fortgeschrittener Herzschwäche und einer seltenen Phobie, der Angst vor bestimmter Musik.
    Franz Liszts Les Préludes . Kroll war immer noch nicht eingefallen, in welchem Zusammenhang er den Namen des Komponisten schon einmal gehört hatte. Aufs Geratewohl nahm er sich Amelies Notebook vor, denn er erinnerte sich, dass er dort Musiksoftware gefunden hatte, die ihm geläufig war.
    Er startete den PC und öffnete das Programm MusicMagic . Er kannte sich darin aus, auch wenn er zu Hause nur eine Demo- statt der Profiversion hatte. Die Grundelemente der Bedienung und die wichtigsten Effektmodule waren die gleichen. Mit diesem Programm konnte man Musik von der CD kopieren, zerlegen, mit anderen Klängen mischen oder nach Belieben Schleifen anlegen. Sogar Musik rückwärts zu spielen, erlaubte das Programm.
    Kopierte und bearbeitete Stücke befanden sich übersichtlich zusammengefasst in Ordnern. Einer hieß ›String Event International‹. Kroll öffnete ihn, lud ein paar Files und hörte eine Arbeitsfassung der Produktion, die Amelie mit ihrer Gruppe gerade im Tonstudio aufzeichnete. Das klang alles noch sehr grob und holprig, fand Kroll. Sicherlich war es das Verdienst des Tonmeisters Mike, dass die Musik neulich so ansprechend klang.
    Kroll stoppte die Musik und machte sich auf die Suche in einem anderen Ordner. Plötzlich stutzte er. Einer hieß ›Franz Liszt‹. Sofort öffnete er ihn. Les Préludes in allen möglichen Varianten. Eine davon trug den Titel Liszt-Special . Kroll lud ihn in das Programm und spielte das File ab.
    Die berühmte Hauptmelodie war aus dem sinfonischen Werk herausgeschnitten, klanglich durch Mittenbetonung aggressiver gemacht und zu einer Endlosschleife zusammengefügt worden.
    Wie das wohl wirkt, wenn man es über eine professionelle Wiedergabeanlage hört? Das muss ich Mike vorspielen, nahm sich Kroll vor. Vielleicht kann er mir weiterhelfen. Er rief im Tonstudio an. Mike saß gerade allein vor einem Zwischenmix und hatte nichts dagegen, dass Kroll gleich vorbeikommen wollte.
    Der Tonmeister schloss Amelies PC an sein Mischpult und ließ das Liszt-Special über die kraftvollen Studiolautsprecher im Regieraum laufen. Bei voller Lautstärke erklang die Musikschleife wirklich angsterregend, fand Kroll. »Kann man das auch in den Aufnahmeraum einspielen?«, wollte er wissen.
    Â»Klar, kein Problem.« Kroll begab sich in den Aufnahmeraum. Die Klangwelle erdrückte ihn fast. Das war nicht auszuhalten, vor allem, weil sich die Melodie wegen der Schleifenbildung unerbittlich wiederholte.
    In Krolls Kopf jagten sich die Gedanken. Als er wieder bei Mike im Regieraum war, fragte er: »Gibt es eigentlich einen Belegungsplan für das Studio, ich meine, wann wer wie lang die Einrichtung gebucht hat?«
    Wieder kam Mikes gelassenes »Klar, kein Problem«. Er holte den Plan hervor.
    Für den Tag vor dem Fund von Müllers Leiche war das ›String Event International‹ eingetragen, allerdings ohne Angabe eines Technikers.
    Jetzt erinnerte sich Mike. »Das war noch am Anfang der Produktion. Da kam es vor, dass die Musiker auch mal allein probten. Amelie hatte den Schlüssel und kannte sich aus. Meistens saß dann ihr Sohn Kevin in der Regie. Der ist ganz stolz darauf, die Technik zu beherrschen. Wir vertrauen ihm, deswegen dürfen sie auch ruhig mal allein bei mir im Studio proben. Sie bezahlen dann auch nicht den vollen
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