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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht besonders wohl zu fühlen, obwohl er versuchte, nach außen hin völlig emotionslos zu wirken.
    Kroll nutzte die Nervosität seines Gegenübers und setzte mit forschem Ton nach: »Und genau an dieser Stelle wären mir Ihre Aussagen sehr wichtig. Sie werden verstehen, dass ich vom Autobahnbau nicht die geringste Ahnung habe. Wie laufen diese Arbeiten also in der Regel ab? Oder anders formuliert: Wie kann da eine entstellte, nackte Frauenleiche einfach so unter einer Betondecke verschwinden, ohne dass es den Arbeitern auffällt?«
    Beton-Müller erhob sich, ging zum Schreibtisch zurück und gab seiner Sekretärin über die Gegensprechanlage eine Anweisung: »Mirja, suchen Sie doch bitte mal die Unterlagen vom Bauabschnitt Z 23 heraus und bringen Sie sie mir umgehend. Lagepläne, Bestellungen, Abnahmeberichte, Rechnungen, Arbeitspläne. Alles, was Sie finden können.«
    Dann holte er sich eine Zigarre aus einem Kästchen, das auf einem Beistelltisch stand. »Auch eine?«, bot er dem Hauptkommissar an. Doch dieser winkte wortlos ab, obwohl er durchaus Lust gehabt hätte. Er wollte jetzt jeden Anschein von Vertraulichkeit vermeiden.
    Sein Gastgeber zündete sich die Zigarre umständlich an, offenbar, um etwas Zeit für eine Antwort auf Krolls direkte Frage zu haben. Nachdem er den Rauch seines ersten tiefen Zuges ausgestoßen hatte, schien ihm eine Idee gekommen zu sein.
    Â»Nun, um Ihnen das zu erklären, sollten Sie sich mal den Lageplan eines Bauabschnitts anschauen. Hier auf der Stelltafel habe ich einen. Vielleicht hilft Ihnen das, auch wenn er nicht genau den Sie interessierenden Bauabschnitt wiedergibt.«
    Die beiden begaben sich zu der Staffelei. Der Hauptkommissar hatte Mühe, sich auf der Skizze zu orientieren. Ein Gemälde von Feininger zu entziffern, wäre ihm leichter gefallen, auch wenn der Plan eine gewisse Ähnlichkeit mit dessen Malweise hatte.
    Müller lenkte Krolls Aufmerksamkeit auf eine Detailskizze am Rande der Hauptzeichnung. »Hier sehen Sie einen Querschnitt der Autobahntrasse mit den verschiedenen Bauschichten. Ganz unten befindet sich der anstehende Boden, der je nach den geologischen Bedingungen bearbeitet werden muss. An dieser Stelle mussten wir eine 50 cm dicke Aufschüttung vornehmen, um einen frostfreien Aufbau der Straße zu gewährleisten. Darauf liegt eine etwa 20 cm dicke Schottertragschicht. Dann kommt die 18 cm dicke Asphalttragschicht, gefolgt von einer acht Zentimeter dicken Aspahltbinderschicht. Erst hierauf baut sich der etwa fünf Zentimeter dicke Asphaltbeton auf, den man später als eigentliche Fahrbahn sieht. Diese letzten drei Schichten werden von einer speziellen Maschinenkolonne gewissermaßen wie am Fließband gelegt.«
    Kroll musste einen etwas ratlosen Eindruck gemacht haben, da der Firmenchef skeptisch nachhakte: »Können Sie mir soweit folgen, Herr Polizeirat?«
    Â»Hauptkommissar bitte. So schwer ist das nun selbst für einen einfachen Kriminalhauptkommissar wie mich nicht zu verstehen. Ist sicherlich eine komplexe Arbeit, die man als normaler Autofahrer überhaupt nicht ahnt. Aber was mich im Moment mehr beschäftigt, ist die Frage, wie die Leiche in dieser Schichtung gelegen haben muss, ohne beim Auftragen der untersten Asphaltschicht bemerkt worden zu sein.«
    Müller schien auf diese Frage gefasst gewesen zu sein, denn er antwortete, ohne lang nachzudenken. »Meiner Meinung nach kann das nur im Bereich der untersten Frostschutzschicht passiert sein. Nur da hätte der Täter genug Raum gehabt, um einen Menschen verschwinden zu lassen.«
    Kroll fuhr sich mit dem Fingernagel des linken Daumens über die Stirn. Das machte er gern, wenn er intensiver nachdachte. »Möglich wäre aber auch gewesen, dass bereits die Schotterschicht gelegen hatte, und dass der Täter diese Schicht nach dem Vergraben der Leiche wieder zurechtgerückt hat. Das würde sich mit den Ermittlungen der Spurensicherung decken. Jedenfalls können wir davon ausgehen, dass das passierte, bevor die Arbeiterkolonnen mit den Asphaltmaschinen anrückten.«
    Â»Ja, das ist logisch«, führte Müller den Gedankengang fort. »Allerdings kommt es oft vor, dass zwischen der Fertigstellung des Unterbaus und dem Auftragen der Binderschicht ein Zeitraum von mehreren Tagen liegt, je nachdem, wie die Asphaltmaschinen zur Verfügung stehen. Wie das in dem uns
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