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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen
Autoren: Robert Silverberg
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wasserblauen Augen ein hun g riger Geist. Er lebt in der Vorstellung eines brodelnden New York und brütet hochtrabende Pläne aus. Trotzdem strahlt er so etwas wie Vornehmheit aus. Wenn ich mich doch nur in diesem Glanz reinigen könnte. Wenn ich es nur könnte.
     
    UNSER ALTER. Timothy ist im letzten Monat zweiun d zwanzig Jahre all geworden. Ich bin einundzwanzigei n halb. Oliver wird im Januar einundzwanzig. Eli zwanzi g einhalb.
     
    TIMOTHY: Wassermann
    ICH: Skorpion
    OLIVER: Steinbock
    ELI: Jungfrau

5. KAPITEL
Oliver
     
    Ich fahre lieber, als daß ich gefahren werde. Ich kann zehn bis zwölf Stunden in einem Stück am Steuer sitzen. So wie ich es sehe, fühle ich mich einfach sicherer, wenn ich fahre, als jemand anderer; denn außer mir hat keiner so ein Interesse daran, mein Leben zu erhalten wie ich. Ich glaube, manche Fahrer fordern den Tod heraus – w e gen dem Nervenkitzel, oder, wie Ned vielleicht sagen würde, aus Gründen der Ästhetik. Zur Hölle damit! Für mich gibt es im ganzen Universum nichts Wertvolleres als das Leben von Oliver Marshall, und ich möchte soviel Einfluß auf lebensgefährliche Situationen haben wie nur irgend möglich. Deshalb versuche ich, die meiste Zeit selbst zu fahren. Bis jetzt habe ich die ganze Zeit am Steuer gesessen, obwohl es Timothys Wagen ist. Tim o thy ist das genaue Gegenteil: Er wird lieber gefahren, als daß er selbst fährt. Ich halte das für eine Manifestation seines Klassenbewußtseins. Eli kann gar nicht fahren. Also bleiben nur Ned und ich übrig. Ned und ich, den ganzen Weg nach Arizona, und Timothy, der uns gel e gentlich einmal ablöst. Offen gesagt, der Gedanke e r schreckt mich, Ned mein Leben anzuvertrauen. Ang e nommen, ich würde den Fahrersitz nicht verlassen, den Fuß auf dem Gas lassen und immer weiter durch die Nacht fahren? Wir könnten morgen nachmittag in Chik a go sein. Morgen am späten Abend in St. Louis. Übe r morgen in Arizona. Und dann Elis Schädelhaus suchen. Ich bewerbe mich um die Unsterblichkeit. Ich bin bereit, es hat mich wie eine Droge gepackt. Ich habe unbedin g tes Vertrauen zu Eli. O Gott, wie ich daran glaube! Ich will daran glauben. Die ganze Zukunft steht mir offen. Ich werde die Sterne sehen. Von Welt zu Welt düsen. Captain Zukunft aus Kansas. Und diese Kretins wollen erst noch in New York einen Halt einlegen, eine Nacht in der Stadt in einer Single-Bar verbringen! Die Ewigkeit erwartet uns, und sie müssen unbedingt noch ins Ma x well’s Plum. Ich möchte ihnen ins Gesicht schreien, für welche Blödmänner ich sie halte. Aber ich muß mich gedulden. Ich will nicht, daß sie mich auslachen. Sie so l len nicht glauben, ich hätte über Arizona und den Sch ä deln meinen Verstand verloren. First Avenue, da sind wir!

6. KAPITEL
Eli
     
    Wir betraten eine Kneipe auf der Sechsundsiebzigsten Straße, die Weihnachten eröffnet worden war. Einer aus Timothys Verbindung war dort gewesen und hatte b e richtet, die Stimmung im Laden sei super, also wollte Timothy auch dahin. Wir machten Witze darüber. Der Laden hieß ‚Zur Geschmacklosigkeit’, und diese sechs Silben sagen eigentlich schon, wie langweilig es dort war. Die Einrichtung war in frühem Jockstrap gehalten, und das Publikum war auf zehn Meilen als High-School-Footballspieler-Clique aus den Vororten zu erkennen. Die Mädchen waren hoffnungslos in der Minderheit, so etwa im Verhältnis von eins zu drei. Der Geräuschpegel lag sehr hoch, das Gelächter von Schwachsinnigen herrschte vor. Wir vier marschierten in einer Phalanx hinein, aber kaum waren wir drin, brach unsere Format i on auseinander. Voller Begierde stieß sich Timothy wie ein Kampfbulle in der Brunft zur Bar vor. Nach dem fünften Schritt verlangsamte sich die Bewegung seines massigen Körpers, als ihm bewußt wurde, daß das Publ i kum nicht seinen Erwartungen entsprach. Oliver, i r gendwie der anspruchsvollste unter uns, kam gar nicht erst herein; er hatte sofort bemerkt, daß dieser Laden nichts für ihn war, und ließ sich direkt am Eingang ni e der, um darauf zu warten, daß wir herauskamen. Ich wa g te mich bis zur Mitte vor. Eine Woge von Heiterkeit b e fiel mich, ich konnte sie mit jedem einzelnen Nerv sp ü ren. Total behämmert zog ich mich in eine Nische beim Checkroom zurück. Ned zog es direkt zur Toilette. Ich war naiv genug zu glauben, er müsse dringend. Einen Augenblick später kam Timothy zu mir mit einem Glas Bier in der Hand und sagte: „Dann laß uns mal das Glas mit Luft
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