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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf
Autoren: Alexander Kent
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Segeln. Die ihnen am nächsten segelnden feindlichen Schiffe waren kaum eine Vi ertelmeile entfernt. Sie fuhren in keiner erkennbaren Ordnung, hatten die Rahen jedoch herumgeholt und liefen auf das britische Geschwader zu. Die drohenden Kanonenreihen lagen in tiefem Schatten, als der mächtige Dreidecker leicht an den Wind ging. Die Schlepptrosse war gekappt worden. Das führende Linienschiff, der Last ledig, krängte schwach in der Brise, der Kommandantenwimpel zeigte direkt auf die Cassius.
    Herrick war die Kehle wie zugeschnürt. »Machen Sie weiter, Mr. McIntosh. Ich muß mich um meine Pflichten kümmern.« Er zwang sich, langsam zum Hauptdeck hinabzusteigen. Als er an einer offenen Luke vorüberkam, neben der sich ein Seesoldat auf seine Muskete stützte, sah er das grinsende Gesicht des Arztes. »Auf Ihr Wohl, Mr. Herrick!«
    Ellice schwenkte einen Humpen.
    Es gab Herrick einen Stich. »Zum Teufel mit Ihnen, Tobias!«
    rief er wütend. »Mich kriegen Sie heute nicht unter Ihr verdammtes Messer. «
    Einige Leute vom benachbarten Geschütz kicherten. »Recht so, Sir. Geben Sie's ihm!«
    Herrick nahm seine Position in der Decksmitte ein. Farquhar stand unterhalb des Achterdecks. Er war blaß, wirkte aber gesammelt. Herrick nickte ihm zu, doch Farquhar schien es nicht zu sehen. Plötzlich ertönte ein Krachen und Dröhnen, das alle überraschte, obwo hl jeder darauf vorbereitet war. Ihm folgte sofort eine ungleichmäßige Salve, und gleich darauf eine zweite.
    »Eintragung ins Logbuch, Mr. Proby. Wir haben Feindberührung.« Bolithos Stimme wurde undeutlich, als er sich umdrehte. »Kappen Sie die Beiboote, Mr. Neale. Bei diesem erbärmlichen Wind wirken sie wie ein Treibanker.«
    Herrick sah auf seine Hände hinunter. Sie zitterten nicht, doch es kam ihm vor, als habe er keine Sehne, keinen Muskel unter Kontrolle. Vor seinem geistigen Auge sah er die Beiboote der Phalarope achteraus treiben und dachte an Bolithos Ansprache an die Mannschaft: >. . . und unter uns tausend Faden Wasser!< Er zuckte zusammen, denn eine weitere Breitseite ließ die Planken unter seinen Füßen erbeben. Tausend Faden tief, und jetzt nicht mal mehr ein Rettungsboot für die Überlebenden.
    Herrick sah hoch. Bolitho war an die Querreling zurückgekommen und schaute zu ihm herunter. Er sprach kein Wort, lächelte ihm aber einen Augenblick zu, als wollte er ihm damit eine persönliche Botschaft übermitteln, ehe er rief: »Mr.
    Neale, rennen Sie nicht so. Oder haben Sie vergessen, daß unsere Leute Sie heute beobachten?«
    Herrick wandte sich ab. Das konnte ebensogut ihm gegolten haben. Diese Entdeckung beruhigte ihn merkwürdig. Er ging zur Backbordbatterie und betrachtete die Reihe der Kanonen. In ein paar Minuten würden sie feuern. In ein paar Minuten. Er musterte die Gesichter der Bedienungsmannschaften und kam sich plötzlich erbärmlich vor.
    »Na, Jungs, das ist besser als Übungen und Geschützdienst, wie?«
    Zu seiner Überraschung lachten sie über seinen dummen Witz, und obwohl sich ihm der Magen zusammenzog, brachte er es fertig, mitzulachen.
    Bolitho spähte durch das gleißende Sonnenlicht über die Luvreling. Die vor der Phalarope laufende Cassius hielt den Kurs, aber die dem Verband voraussegelnde Volcano brach die Formation und scherte nach Backbord aus, als zwei französische Fregatten auf sie zuhielten.
    »Die ist erledigt«, stieß Rennie hervor. »Denn beistehen können wir ihr nicht.«
    Die Wasseroberfläche flimmerte, als die Stückpforten der Volcano eine krachende Breitseite entließen, Kanone nach Kanone feuerte schnell hintereinander, jede sorgfältig gezielt.
    Doch die beiden französischen Fregatten stießen, unbeirrt und mit Windvorteil, von zwei Seiten auf die Volcano zu.
    »Sie luvt an«, keuchte Proby.
    Bolitho atmete schwer. Kapitän Fox war kein Narr, sondern tatsächlich so gerissen wie ein Fuchs. Während die zwei feindlichen Fregatten heranfegten, um ihr den Todesstoß zu versetzen, schwang die Volcano lässig in den Wind. Das der Volcano nächste französische Schiff bemerkte seinen Fehler ein paar Sekunden zu spät. Während die Rahen herumschwangen, traf es eine volle Salve der Volcano. Das französische Schiff taumelte, als habe es einen tödlichen Schlag erhalten. Über das Wasser klang zu Bolitho das Geräusch herabprasselnder Spieren herüber und das Rumpeln über das Deck rutschender Kanonen.
    Ansonsten verbarg der wogende Pulverqualm alles. Doch darüber sah Bolitho die Flagge der Volcano und
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