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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf
Autoren: Alexander Kent
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angehalten. Wiederum hatten sie sich gegenübergestanden: Allday, der gepreßte Matrose, dessen Haut Narben zeigte, wo ihn Brocks Stock getroffen hatte, und der wegen der Verräterei und Gemeinheit eines anderen fast gehenkt worden wäre. Und der Artillerieoffizier, dessen hartes und starres Gesicht höchst selten etwas von seinen Empfindungen verriet, wenn er überhaupt welche hatte. Brock hatte mit seinem Stock zum Vorschiff gewiesen. »Dahin mit dir! Zu den Kanonaden!«
    Gerade als Allday lostraben wollte, hatte Brock barsch hinzugesetzt: »Wie es scheint, habe ich mich in dir geirrt.« Es war keine Entschuldigung, lediglich eine Feststellung. »Also auf die Back mit dir, und leg dich ins Zeug.« Seine schmalen Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns. »Mein Gott, Allday, deine Schafe würden heute auf dich stolz sein.«
    Während Allday daran zurückdachte, mußte er lächeln. Dann fuhr er jedoch verblüfft herum, weil Ferguson auf ihn zuwankte.
    In Fergusons Augen stand helle Furcht, und er klammerte sich an die Schutznetze, als wären sie sein einziger Halt.
    »Was willst du denn hier?« grunzte McIntosh.
    »Ich – ich bin herbefohlen, Sir.« Ferguson fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Weil ich zu nichts anderem tauge.«
    McIntosh widmete sich wieder der Inspektion der Taljen.
    »Lieber Himmel«, war alles, was er sagte.
    »Achte nicht auf die Schiffe, Bryan!« Allday schob sein Entermesser in den Gürtel. Der Griff legte sich ihm warm an die nackte Hüfte. »Denke einfach nicht an sie. Duck dich hinter das Schanzkleid und tue alles, was ich mache.« Er zwang sich zu einem Grinsen. »Schöner Ausblick, den wir von hier haben.«
    Ritchie, der einfältige Matrose aus Devon, fuhr mit der Hand über das Kugelgestell und fragte: »Worauf schießen wir, Mr.
    McIntosh?«
    Der Stückmeister antwortete gereizt: »Weiß ich auch nicht, weil's der Kapitän mir noch nicht gesagt hat. Sowie ich's weiß, sag ich's dir.«
    Ritchie zuckte mit den Schultern. »Wir werden die Teufel zur Hölle schicken.« Er blickte zur Cassius. »Die Froschfresser werden abdrehen und abhauen.«
    Kemp, ein Mann der Geschützbedienung, meinte: »Wenn sie dich sehen, bestimmt.«
    Ferguson legte die Stirn auf den Arm. »So ein Wahnsinn! Wir werden alle umkommen.«
    Allday musterte ihn kummervoll. Er hat recht, dachte er. Wer kann bei einer solchen Schlacht schon davonkommen? »Wir haben April, Bryan«, sagte er dann, um ihn abzulenken. »Stell dir bloß vor, wie's jetzt in Cornwall aussieht. Die Hecken und die grünen Felder . . .«
    Ferguson starrte ihn an. »Um Himmels willen, wovon redest du?«
    »Hast du schon vergessen«, sagte Allday gelassen, »wie es uns beinahe gegangen wäre, Bryan?« Und dann schärfer, weil er wußte, daß Ferguson kurz vor dem Zusammenbruch stand: »Denkst du noch an Nick Pochin?« Er bemerkte, wie Ferguson zusammenfuhr, setzte jedoch hinzu: »Nun, der ist tot, baumelte mit den anderen Narren an der Großrah der Cassius. «
    Ferguson senkte den Kopf. »Entschuldige.«
    »Du hast Angst, Bryan«, sagte Allday. »Klar, mir geht's nicht anders, und dem Kapitän höchstwahrscheinlich auch nicht.«
    In diesem Moment tauchte Herrick auf und ging zu den Karronaden. »Alles klar, Mr. McIntosh?«
    Der Stückmeister stand auf und wischte seine Handflächen an der Hose ab. »Aye, Sir.« Er sah den Leutnant aufmerksam an und fügte hinzu: »Das auf Mola scheint lange her zu sein, wie?«
    Herricks Blicke flogen über das Hauptdeck zum überhöhten Achterdeck, wo Okes steif neben dem Kapitän stand. Würde Okes diesmal wieder versagen? fragte er sich. »Ja, in der Tat«, antwortete er.
    Okes' Stimme, durch das Sprachrohr verzerrt, übertönte das Rollen der Abschüsse. »Die Luvfockbrasse noch ein Stück dichter! Mr. Packwood, notieren Sie den Mann da!«
    Herrick verbarg seine Bestürzung vor McIntosh. Okes war so nervös, daß er einfach etwas sagen mußte, egal was.
    McIntosh meinte trocken: »Beförderung löst nicht alle Probleme, Mr. Herrick.«
    Signalflaggen stiegen zu den Rahen der Cassius hoch. Noch während Herrick hinüberschaute, hörte er Maynard rufen: »>Vorwärts zum Angriff !<, Sir.« Dann mit etwas festerer Stimme: »>In Linie bleiben!<«
    Die Pfeifen schrillten. »An die Leebrassen! Schnell!«
    Im selben Zeitmaß wie der schwerfällige Zweidecker wendeten die Fregatten langsam nach Südost. Herrick legte die Hand über die Augen, denn die Sonne stach durch die Lücken zwischen den
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