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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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versuchte, das hinter einem schiefen Grinsen zu verbergen. »Ich meine, Naher Osten ist okay, von mir aus auch Afrika, Afghanistan geht so gerade noch. Aber Fernost?«
    »Kein besonderer Grund«, entgegnete Krause. »Ich brauche einfach Leute, auf die ich mich verlassen kann.«
    »Sieh mal einer an«, murmelte Svenja und zeigte ihr Lausbubenlächeln.
    »Sie machen sich reisefertig mit kleinem Gepäck und stehen zur Verfügung – und zwar rund um die Uhr. Am besten wäre es, wenn Sie hierher umziehen würden. Das ist alles.«
    »Wann haben Sie eigentlich zum ersten Mal daran gedacht, dass so eine Bombe verkauft werden könnte?«, wollte Müller unbedingt noch wissen.
    »Von dem Zeitpunkt an, an dem wir erfuhren, dass sie eine haben. Das ist schon Jahre her.«
    »Muss man für London auch ein Bombenszenario annehmen?«, fragte Svenja und sah Krause dabei nicht an. Es war bekannt, dass sie Familie und Freunde dort hatte.
    »Das kommt darauf an, wer die Bombe gekauft hat. Bei einer Explosion in einer der Londoner U-Bahn-Röhren kann man auch ohne genaue Berechnungen von Millionen Toten ausgehen.« Krauses Blick wanderte zwischen Svenja und Müller hin und her. »Sie haben unruhige Zeiten vor sich, aber Sie können sich doch auch gegenseitig stärken, oder?«
    Müller wurde innerhalb einer Sekunde so wütend, dass er mit hochrotem Kopf aufsprang und dabei den Stuhl mit seinen Kniekehlen umwarf. Gab es denn in diesem verdammten Verein überhaupt kein Privatleben?
    »Lass es«, sagte Svenja leise. Dann wandte sie sich wieder an Krause. »Woher wissen Sie es denn?«
    »Sie riechen beide völlig identisch«, erklärte er grinsend.
    Müller war dabei, seinen Stuhl aufzuheben und wieder ordentlich hinzustellen, was überaus schwierig schien. Er rückte ihn mehrere Male zurecht, sodass die beiden Vorderbeine eine präzise Parallele zur Schreibtischkante bildeten. Dann setzte er sich wieder hin.
    Krause amüsierte sich innerlich über Müllers Einlage und schob nach: »Aber ich bin nicht pingelig.« Seine Augen funkelten. »Was für ein Parfüm tragen Sie denn eigentlich? Riecht gut.«
    »Laura Biagiotti«, antwortete Svenja. »Heißt das, dass ich möglicherweise wieder in Nordkorea zum Einsatz komme?«
    »Eher nein. Ich schätze, gerade Nordkorea wird kein Gebiet sein, das infrage kommt.«
    »Selbst wenn man die Bombe findet, ehe sie hochgeht, was wird aus Nordkorea werden?«, überlegte Svenja laut.
    »Nicht unwahrscheinlich, dass es gewaltige Anstrengungen kosten wird, die Amerikaner davon abzuhalten, das Land umzupflügen und jeden einzelnen Einwohner zu töten. Jetzt raus mit Ihnen, ich habe zu arbeiten.«
    »Er ist manchmal wirklich ein Arsch!«, bemerkte Müller wütend, als sie auf dem Flur standen.
    »Er ist wie ein Vater«, korrigierte sie sanft. »Er achtet auf uns.«
     
     
     
    Gegen vierzehn Uhr an diesem Tag meldete sich Goldhändchen bei Krause und bemerkte, er habe da was und es sei in diesem Fall besser, wenn Krause zu ihm komme, statt umgekehrt. Also ging Krause in den ersten Stock hinunter in Goldhändchens Reich, einen großen fensterlosen Raum, in dem mehrere Bildschirme flackerten und eine Unzahl von durch Kabel miteinander verbundenen Apparaturen auf Tischen und Regalen herumstanden. Hinzu kamen etwa fünfzehn große Pflanzenkübel unter Speziallampen, in denen tropische Gewächse wucherten. Krause konnte sich in diesem Raum nicht länger als eine halbe Stunde aufhalten, weil er sonst unweigerlich Atemnot bekam. Er hasste das permanente Dämmerlicht.
    »Setzen Sie sich«, sagte Goldhändchen und wies auf einen wuchtigen dunkelbraunen Ledersessel neben sich. Eine Betriebslegende besagte, dass Goldhändchen grundsätzlich niemals so etwas Profanes wie eine Besprechung oder Konferenz ansetzte, sondern diese Zusammenkünfte als Audienz bezeichnete. Und die bekam durchaus nicht jeder.
    Krause versank in dem ledernen Ungetüm, das Goldhändchen in einem Gebrauchtmöbelmarkt im Wedding aufgetrieben hatte, und wie üblich empfand er das Teil als massive Behinderung. Er konnte nämlich die Arme nicht auf die Seitenpolster legen, weil er sie dann in Schulterhöhe hätte lagern müssen.
    »Also, ich erkläre es Ihnen, damit Sie es verstehen.«
    »Das wäre äußerst liebenswürdig«, entgegnete Krause sarkastisch.
    »Ich habe mich maskiert an die China-International angeschlichen. Ich bin davon ausgegangen, dass Banken in Hongkong immer noch den direktesten Draht nach Peking haben. Also bekam die
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