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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition)
Autoren: Jacques Berndorf
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will sofort informiert werden, falls etwas dran ist. Und auch, falls nichts dran ist. Egal wo ich bin.«
    »Selbstverständlich«, sagte der Präsident.
    »Wir werden uns melden«, bekräftigte Krause.
    Als sie wieder im Auto saßen, sagte der Präsident: »Machen Sie mir einen kurzen Schrieb, wen Sie alles brauchen. Und ich will täglich von Ihnen hören, wenn nötig auch zweimal.«
    »Ja«, sagte Krause brav.
     
    Im Büro stellte sich Krause ans Fenster. Als übergeordneter Leiter aller laufenden Operationen und nächster Mann nach dem Präsidenten der Behörde genoss er das Privileg eines geräumigen Büros mit drei großen Fenstern. Sein größter Luxus, wie er fand. Minutenlang starrte er hinaus auf die alten Bäume und das leuchtende Grün der Rasenflächen. Dann rief er Goldhändchen und sagte lapidar: »Herkommen, bitte. Jetzt.«
    Goldhändchen erschien nach drei Minuten, schloss die Tür hinter sich und blieb davor stehen, als habe er die Befürchtung, einen Rüffel für irgendeinen verbockten Auftrag zu bekommen. Er bemerkte trocken: »Ich sage es lieber gleich: Ich habe überhaupt keine Zeit.«
    »Setzen Sie sich und hören Sie mir zu. Wir müssen eine heikle Kiste öffnen.« Mit knappen Worten informierte Krause seinen Spezialisten für elektronische Recherchen über die aktuelle Situation. »Nach allem, was geschehen ist«, schloss Krause, »interessiert mich jetzt brennend, wie viel Geld die Nordkoreaner auf einmal international gesehen zur Verfügung haben. Bei den Chinesen oder in Macau oder in Schanghai oder in Hongkong oder wo auch immer.«
    Goldhändchen näherte sich dem Stuhl so vorsichtig, als sei der mit Starkstrom geladen. Er trug eine weiße Leinenhose zu leuchtend blauen Sportschuhen und darüber etwas glänzend Himmelblaues, was bei großzügiger Betrachtungsweise als Hemd durchgehen konnte. Keinen Schmuck, aber kiloweise Gel im Haar. Dazu gesellte sich der immerwährende Verdacht des ganzen Hauses, dass er sich schminkte, was ihn aber nicht im Geringsten interessierte. Er hatte einmal bei einer nicht genehmigten Sauferei in der Kantine geäußert, er sei Künstler und gebe immer sein Bestes. Dann hatte er unglaublich gut und ergreifend »Nur nicht aus Liebe weinen …« gesungen, und bei seinen ebenfalls betrunkenen Zuhörern waren reichlich Tränen geflossen, ehe er sich ein Taxi bestellte und wie eine Primadonna mit vielen kleinen Trippelschritten ins Freie eilte.
    »Was ist?«, fragte Krause. »Können Sie feststellen, wie viel Geld Nordkorea in den letzten Wochen erhalten hat?«
    »Haben wir irgendeine Vermutung, wer die Gelder angewiesen hat?«
    »Haben wir nicht.«
    »Verlief der ganze Vorgang in US-Dollar?«
    »Nein, in Euro.«
    Goldhändchen dachte eine Weile nach.
    »Wie erledigen die Nordkoreaner ihren internationalen Zahlungsverkehr?«, fragte er.
    »Eigentlich haben sie keinen internationalen Zahlungsverkehr. Sie haben eine windige Bank in Wien, aber bisher hat niemand herausgefunden, wozu diese Bank gut sein soll. Es ist ein Institut, in das nie jemand hineingeht und das demzufolge auch nie jemand verlässt. Die Chinesen haben ihnen, wenn ich recht informiert bin, ein paar Konten zur Verfügung gestellt, damit sie ihren Zahlungsverkehr abwickeln können. Mehr weiß ich nicht. Aber wir haben schließlich Fachleute für so etwas.«
    »Haben sie die Autos gekauft, um die Entourage des Diktators ruhig zu stellen?
    »Weiß ich doch nicht, Junge.«
    »Ich müsste in jedem Fall maskiert vorgehen«, sagte er leise.
    »Was immer das heißt, tun Sie es sofort.«
    »Es ist ganz einfach«, murmelte Goldhändchen, der niemals eine Chance versäumte, sein Genie unter Beweis zu stellen. »In solchen Fällen gebe ich mich als Partnerbank der China-International aus.«
    Krause lachte leise. »Ich schätze Ihre Arbeit, mein Lieber. Sie sind ein fantastischer Lügner und Täuscher. Aber machen Sie schnell.«
    Und noch ehe Goldhändchen die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff er erneut zum Telefon und sagte knapp: »Aus mit der goldenen Freiheit, mein Junge, wir haben um zwölf Uhr eine kleine Konferenz.«
    »Ich komme«, sagte Karl Müller.
    Krause drückte noch einmal eine Verbindung und sagte: »Tut mir leid, junge Frau, ich brauche Sie hier um zwölf Uhr.«
    »Ich werde da sein«, bestätigte Svenja.
     
     
     
    Sie lag auf ihrem Bett, den rechten Arm unterm Kopf, den Blick träge zur Decke gerichtet. »Wir haben also zu arbeiten.«
    »Ja, sicher«, sagte Müller aus dem Bad. »So
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