Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
fragte Cadfael.
    »Habe ich das gesagt?«
    »Vater Abt«, sagte er, »die Regel unseres Ordens erlaubt es, einen Bruder, der das Kloster irrenderweise verlassen hat, bis zu dreimal wieder aufzunehmen, wenn auch unter Strafe. Sogar die Buße endet, wenn Ihr die Worte sagt: >Es ist genug<.«

2. Kapitel
    Als Zeitpunkt für den Beginn der Versammlung in Coventry legte man den letzten Novembertag fest. In der Zwischenzeit gab es gewisse Hinweise darauf, daß das Bemühen um Aussöhnung und Frieden keineswegs allgemein auf Zustimmung stieß - offenbar lag mächtigen Interessengruppen daran, es scheitern zu lassen. Philip FitzRobert hatte den Grafen von Cornwall und Halbbruder der Kaiserin, Reginald FitzRoy, mit dem er selbst verwandt war, ergriffen und gefangengesetzt, obwohl dieser im Auftrag der Kaiserin reiste und einen Geleitbrief des Königs besaß. Zwar ordnete dieser FitzRoys sofortige Freilassung an, als man ihm Mitteilung machte, doch entspannten sich die Beziehungen dadurch in keiner Weise.
    »Wenn dieser Vorfall einen Rückschluß auf Philips Einstellung zuläßt, kommt er auf keinen Fall nach Coventry«, sagte Cadfael zu Hugh, als sie davon erfuhren.
    »Er wird sich hüten, fortzubleiben«, entgegnete dieser, »und käme er nur, um allen Friedenswilligen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Dazu hat er an Ort und Stelle weit bessere und wirksamere Möglichkeiten als aus der Ferne. Außerdem liegt ihm, soweit ich die Sache durchschaue, daran, seinem Vater, gegen den er so heftig wütet, von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
    Er kommt bestimmt.« Aufmerksam sah er den Freund an, in dessen Gesicht er sonst so deutlich lesen konnte und dessen niedergeschlagener Ausdruck ihm jetzt ein gewisses Unbehagen bereitete. »Willst du wirklich mit mir ziehen? Auch auf die Gefahr hin, zu weit zu gehen und deinen Urlaub zu überschreiten? Du weißt, daß ich deine Sache gern für dich betreiben würde. Sofern es über Olivier etwas in Erfahrung zu bringen gibt, werde ich es erfahren. Dafür brauchst du nicht aufs Spiel zu setzen, was du so hoch schätzt wie dein eigenes Leben.«
    »So Gott sich dem Jungen als gnädig erweist, ist sein Leben noch nicht zur Hälfte um«, sagte Cadfael, »und es ist mehr wert als meine abgelaufenen Jahre. Ich denke, du hast eine eigene Aufgabe zu erfüllen. Es bleibt dabei - ich ziehe mit. Radulfus weiß es. Er verspricht nichts und droht mir nicht. Er hat gesagt, daß ich auf eigene Faust handele, wenn mich mein Weg weiter vom Kloster entfernt als bis Coventry, aber er hat nicht gesagt, was er an meiner Stelle täte. Allerdings wird er mich nicht ausrüsten, da ich nicht in seinem Auftrag reise, und so wäre ich dir dankbar, wenn du mich mit einem Reittier, einem Umhang und etwas Wegzehrung ausstatten könntest.«
    »Außerdem bekommst du von mir ein Schwert und ein Strohlager in der Wachstube auf der Burg«, sagte Hugh, alle Feierlichkeit ablegend, »wenn dich das Kloster eines Tages verstößt. Natürlich erst, nachdem wir Olivier gerettet haben.«
    Die bloße Nennung des Namens genügte, um Cadfael das Bild der ersten Begegnung mit dem bis dahin unbekannten Sohn ins Gedächtnis zu rufen. Im Schnee eines bitterkalten Wintertages hatte er ihn über die Schulter eines jungen Mädchens hinweg durch das offene Gatter des Tores der Priorei von Bromfield gesehen. Ein langes, schmales Gesicht mit milden Zügen, den weit auseinanderstehenden schwarzen Augen eines Falken, die von einem Goldschimmer umrahmt waren, einer scharf gekrümmten Nase und einem sacht geschwungenen stolzen und lebhaften Mund. Das Ganze wurde überkrönt von einem kurzgeschnittenen glänzenden Schöpf blauschwarzen Haares. Die Haut leuchtete olivgolden wie ein überaus schönes Bronzestandbild. Mariams Sohn hatte ihr Gesicht und war des Andenkens an seine Mutter würdig.
    Mit vierzehn Jahren hatte er nach der Feier zu ihrer Beisetzung Antiochia verlassen und war nach Jerusalem gezogen, um sich dort der Glaubensgemeinschaft seines Vaters anzuschließen, den er bis dahin nur durch die Augen der Mutter gesehen hatte. Jetzt mußte er an die dreißig Jahre alt sein und war womöglich selbst schon Vater eines Kindes von jener Ermina Hugonin, mit der er damals durch den Schnee nach Bromfield gekommen war. Ihre edle Familie hatte seinen Wert erkannt und sie ihm als Eheweib gegeben. Jetzt würde er ihr fehlen, wie auch dem Enkel, der vielleicht schon zur Welt gekommen war. Das aber durfte nicht sein, und niemand als Cadfael
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher