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Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel

Titel: Britannien-Zyklus 04 - Die Herrin der Insel
Autoren: Diana L. Paxson
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ich jemals dort ankommen werde – «, seufzte Artor.
    Morgause umfasste sein Handgelenk und spürte, wie der Puls gleich einer verlöschenden Kerzenflamme flackerte.
    Auch Gwendivar und Ninive waren abgestiegen, sahen Morgause und den König miteinander reden und kamen zu ihm herüber.
    »Was ist denn los?«, wollte Gwendivar wissen und bückte sich, um Artor das schweißnasse Haar aus der Stirn zu wischen. »Sind die Schmerzen schlimmer geworden?« Morgause hörte, welche Mühe Gwendivar hatte, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen.
    »O meine Geliebte«, hauchte er. »Die Schmerzen liegen hinter mir. Die Fasern meines Seins lösen sich auf, und mit jedem Schritt zerfallen sie mehr. Ich kann nicht weiter…«
    »Mein König«, rief Bediver verzweifelt aus. »Wir sind beinahe am See!«
    Ninive ergriff Morgauses Arm. »Herrin, lasst ihn doch hier im Kreis warten; vielleicht kann er aus dessen Macht Kraft beziehen. Können wir denn nicht vorauslaufen und den Kessel herbringen?«
    Ninive war einst eine Priesterin am See gewesen, dachte Morgause. Sie war ihre Enkelin, die Erbin ihrer Macht – vielleicht sprach nun die Göttin durch sie.
    »Der Steinkreis…«, wiederholte Artor. »Ich spüre, wie er mich ruft. Schwester, falls du mir vergeben hast, was ich dir durch meine Geburt angetan habe, lass mich hier rasten…«
    »Mein Bruder«, entgegnete sie, »ist dein Herz in der Lage, mir zu verzeihen?«
    Kaum sichtbar schüttelte er den Kopf. »Unseres Sohnes Blut hat alle Schuld beglichen, Morgause.«
    »Ich gehe«, sprach sie leise, wobei ihre Stimme zitterte. »Warte auf mich, Artor! Warte auf mich!«
    Als sie den Pfad hinab aufbrach, hörte sie sein Flüstern hinter ihr:
    »Das werde ich… sofern ich kann…«
     
    Artor lag unter dem freien Himmel auf der Brust des Berges. Er spürte die Kraft der Steine, die ihn einer königlichen Leibwache gleich umstanden. Er selbst bildete ihr Zentrum, während der Hügel, auf dem der Steinkreis sich erhob, von Bergen umgeben war, und das Land des Sees und der Berge den Mittelpunkt der Kreise der Welt bildete.
    Seine Begleiter wollten ihm ein Schattendach bauen, doch er bat sie, es zu lassen. Er brauchte das Licht. Hier atmete er zwar freier als seit Tagen, dennoch gab er sich keinerlei falschen Hoffnungen über seinen Zustand hin. Von Zeit zu Zeit huschte die dunkle Gestalt eines Raben durch sein Blickfeld. Bald, dachte er, komme ich mit euch. Geduldet euch nur noch eine kurze Weile.
    In seinen klaren Augenblicken war ihm nach und nach bewusst geworden, dass sein Verfall selbst für die Heilkraft des Kessels zu weit fortgeschritten war. Die Macht des Kessels diente dazu, die natürliche Ordnung wiederherzustellen, und für einen so versehrten Körper wie den seinen entsprach es dem Lauf der Natur, den Geist ziehen zu lassen.
    Das Königreich, über das er von Camelot aus geherrscht hatte, war am Ende, und wer würde nun über Britannien wachen? Rastlos wälzte er sich hin und her, während er an die jungen Füchse aus Medrods Prophezeiung dachte. Was würde aus dem Land werden, wenn einer von ihnen versuchen sollte, sich über die anderen zu stellen, indem er das Sarmatenschwert schwang? Selbst die Priesterinnen der Insel waren außerstande, es gegen einen entschlossenen Angreifer zu verteidigen Er musste gestöhnt haben, denn plötzlich beugte sich Bediver über ihn.
    »Herr, braucht Ihr Wasser?«
    Artor schluckte. »Das Schwert – bring es her…« Kurz schloss er die Augen, bis er die vertrauten Rillen des Griffes in der Hand spürte. Er versuchte, ihn zu umfassen und stellte erstaunt fest, wie wenig Kraft noch in seinen Fingern lag. Doch sie reichte aus, um den Strom der Macht zu fühlen.
    Verteidiger, betete er, was ist dein Wille für diese Klinge? Und im nächsten Augenblick erzitterte Artor unter einer Flut von Bildern, als er begriff, was getan werden musste.
    Gwendivars Hände legten sich kühl auf sein Gesicht, dann hoben sie ihn an, und er spürte, wie Wasser aus dem Lederbeutel auf seine trockenen Lippen tröpfelte. Er schaute zu Bediver auf.
    »Bring das Schwert zum Rand des Sees hinab und schleudere es mit all deiner Kraft hinein.«
    »Artor! Es verkörpert die Stärke des Königreiches!«, rief Bediver aus.
    »So ist es – und so wird es immer sein –, solange es nicht in böse Hände fällt! Nimm es und geh, und erzähl mir danach, was geschehen ist!«
    Nachdem Bediver aufgebrochen war, legte Artor sich wieder hin und wartete, bis sein rasender Puls
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